Weltraumpartisanen 05: Vorstoss Zum Uranus
eigentlich erst wieder einsetzte, als neben mir Captain van Kerks schleppende Stimme erklang: »Nimm gefälligst deine schwarzen Pfoten von meiner Braut, Boy !«
Es war Lieutenant Xumas eiserner Selbstbeherrschung zu verdanken, dass van Kerks beleidigende Herausforderung ohne die beabsichtigte explosive Wirkung blieb.
Im Anschluss an diesen peinlichen Vorfall bestellte ich Captain van Kerk zu einem Gespräch unter vier Augen in meine Kabine.
»Ich habe es vermieden, Captain«, sagte ich, »Sie vor versammelter Mannschaft zur Rede zu stellen: aber dies nicht, um Sie zu schonen, sondern einzig und allein im Interesse des Bordfriedens, und in eben diesem Interesse werden Sie sich bei Lieutenant Xuma für Ihr unverzeihliches Benehmen entschuldigen.«
Noch während ich sprach, hatte ich den Eindruck, dass alle meine Worte an Captain van Kerk abprallten. Gleich darauf fand dieser Eindruck seine Bestätigung.
»Bei allem Respekt, Sir«, antwortete Captain van Kerk, »es gehört nicht zu meinen Gepflogenheiten, mich bei einem Nigger zu entschuldigen.«
Es war ein Rückfall in die finstersten Tage des 20. Jahrhunderts. Gelegentlich hatte ich davon gehört, dass es in einigen Gegenden Südafrikas und Nordamerikas beim Zusammenleben von Schwarz und Weiß noch Probleme gab, doch direkt damit konfrontiert wurde ich zum ersten Mal. Auf einmal bedauerte ich, dass ich Captain van Kerk nicht im lunaren Gefängnis gelassen hatte.
Nackter Ungehorsam war an Bord eines Raumschiffes etwas Ungewöhnliches – und dies hatte er auch zu bleiben. Was ich für Captain van Kerk empfand, muss in meiner Stimme durchgeklungen sein: Sie war – mir fiel es selbst auf – frostig wie ein Wintertag. »Wir alle standen schon einmal vor der Notwendigkeit, unsere Gepflogenheiten zu ändern, Captain, und meist war dies die eleganteste Art, eine Situation zu meistern. Sie haben eine Stunde Zeit, sich die Sache zu überlegen.«
Fast immer vollzieht sich eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern auf gleicher Ebene; in diesem Fall jedoch war das anders. Captain van Kerks erschütterter Gesichtsausdruck verriet, dass er den Grund meiner Empörung einfach nicht begriff.
»Sir«, widersprach er, »man hätte es mir beizeiten sagen müssen, dass hier ein Nigger an Bord ist. Alle Welt weiß, dass ich gemischte Besatzungen verabscheue.«
Entweder wusste davon doch nicht alle Welt oder aber man hatte in Metropolis beim Zusammenstellen der idealen Besatzung für die Hermes dieses Detail übersehen. Wie dem auch war, ich war nunmehr der Leidtragende.
»Es steht Ihnen frei, sich im VEGA-Center zu beschweren, Captain«, erwiderte ich kühl, »nach unserer Rückkehr. Bis dahin jedoch unterstehen Sie wie jeder andere auf diesem Schiff den Gesetzen und Regeln der Borddisziplin. Gehen Sie jetzt in Ihre Kabine und denken Sie darüber nach, ob Sie Ihre Aufsässigkeit tatsächlich auf die Spitze treiben wollen!«
Nächst Lieutenant Xuma hatte ich allen Grund, empört und beleidigt zu sein, aber als Captain van Kerk mich verließ, hatte ich das deutliche Gefühl, dass in diesem Fall er sich als der Beleidigte fühlte.
Ich begann darüber nachzudenken, welches mein nächster Schritt sein musste, falls Captain van Kerk auf seiner Weigerung, sich zu entschuldigen, bestand, aber bevor ich zu einer befriedigenden Lösung dieses Problems gekommen war, schickte uns das Unheil seine Vorboten. Die Alarmglocken begannen zu schrillen und riefen uns auf unsere Stationen.
Der Alarmplan gab uns fünf Sekunden zum Einnehmen unserer vorgeschriebenen Positionen; er war von VEGA-Experten errechnet und unzählige Male im Simulator getestet worden: Jeder Schritt und jede Bewegung waren kalkuliert.
Das Unheil schlug zu.
Sofort nachdem ich meinen Platz eingenommen hatte, fühlte ich mich von kräftigen Gurten umschlungen, und fast im gleichen Augenblick meldete sich auch Lieutenant Simopulos aus dem Radar-Center: »RC an Brücke: Großer Meteoritenschwarm auf Kollisionskurs!«
Das Raumüberwachungsradar der Hermes hatte den Meteoritenschwarm aufgespürt und die Information an den zuständigen Bordcomputer weitergeleitet; dieser wiederum hatte den Kurs des Meteoritenschwarms mit dem von der Hermes gesteuerten verglichen und die drohende Kollisionsgefahr durch das Läuten der Alarmglocken kundgetan, so dass wir auf jeden Fall gewarnt waren.
Einen Atemzug lang erwog ich den Gedanken, Captain van Kerk mit einer sofortigen Kursänderung zu beauftragen; doch dieser Gedanke verwehte
Weitere Kostenlose Bücher