Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Burnett. Im Anschluss daran war die Reihe wieder an mir.
Monnier, von mir in den Zeugenstand beordert, machte einen gequälten, niedergeschlagenen Eindruck und es fiel mir schwer, ihn als jenen kaltblütigen und unerschrockenen Piloten zu sehen, als der er sich im Gefecht mit
RS 781
gezeigt hatte. Irgendetwas in ihm schien zerstört worden zu sein; sein Gang war schleppend, seine Bewegungen wirkten fahrig. Am erschreckendsten jedoch war der Ausdruck seines Gesichts. Die eisige Ablehnung, die er an jenem ersten Prozesstag zur Schau getragen hatte, war abgrundtiefer Gleichgültigkeit gewichen. Der Prozess schien ihn nicht mehr zu interessieren. Nur einmal, als er zu Iris blickte, leuchteten seine Augen ein wenig auf; doch selbst dieses Feuer hielt nicht vor.
Meine ersten Fragen bezogen sich auf den Zusammenhang zwischen Iris’ Gefangenschaft und der Entführung von
RS 781.
Monnier antwortete mechanisch, unbeteiligt.
»Es hat doch keinen Sinn zu leugnen, Commander«, hielt ich ihm vor. »Ihre Frau befand sich in der Hand der Vollstrecker.
Sie wurden von diesen Leuten erpresst.«
»Das ist richtig«, bestätigte Monnier. »Ich wurde erpresst.«
»Aber Sie zogen es vor, die Sicherheitsorgane darüber im Unklaren zu lassen. Warum?«
»Ich hatte meine Gründe, Sir.«
»Welche Gründe, Commander?«
»Man drohte mit ihrer Ermordung, falls etwas durchsickern sollte. Sie verwendeten ein anderes Wort dafür. Sie nannten es Hinrichtung.«
»Und aus dem gleichen Grund waren Sie zu allem bereit, Commander?«
»Zu fast allem, Sir. Ich liebe meine Frau.«
Ich ging nicht auf das Persönliche ein.
»Und um Ihre Frau zu retten, ermöglichten Sie es den Vollstreckern, sich Ihres Schiffes zu bemächtigen. Wollen Sie das sagen, Commander?«
Monnier brauste nicht auf, wie ich es erwartet hatte. Die Teilnahmslosigkeit hatte erneut von ihm Besitz ergriffen.
»Das habe ich nicht gesagt, Sir.«
»Direkt nicht. Aber Sie haben es zu verstehen gegeben. Sie waren zu allem bereit, das haben Sie gerade eben selbst erklärt. Zu allem.«
»Zu fast allem«, sagte Monnier.
Das Kreuzverhör ging weiter. Ich stellte meine Fragen, Mon-nier antwortete ohne erkennbare Gefühlsregung. Viel kam dabei nicht heraus. Monnier gab nichts zu, aber er ging auch nicht zum Gegenangriff über. In einer Verhandlungspause nahm mich Colonel Burnett beiseite.
»Meinen Sie nicht, Commander, dass Sie allmählich zu einem Ende kommen sollten? Für mich liegt der Fall eigentlich klar.«
»Sir«, fragte ich, »soll ich das als eine Weisung auffassen?«
Der Colonel hob abwehrend die Hände.
»Ich will Ihnen da natürlich keine Vorschriften machen, Commander.«
Nach der Pause kam Monnier wieder in den Zeugenstand. John Harris erhob keinen Einspruch - ein Umstand, der ihm, wie ich hinterher feststellen konnte, herbe Kritik von vielen Seiten einbrachte. Ganz offensichtlich verfolgte Harris mit seiner Nichteinmischung eine bestimmte Taktik. Die Frage war nur, ob es auch die richtige war.
»Commander Monnier, wir wollen uns noch einmal mit der Entführung Ihres Schiffes selbst beschäftigen. Ich stoße da immer wieder auf diesen Dialog, den Sie mit dem Tower geführt haben wollen. Sie bleiben dabei, dass Sie vom Tower noch einmal von Bord gerufen worden sind?«
»Ich bleibe dabei, weil es so gewesen ist, Sir.«
Ich blätterte in den vor mir liegenden Akten, ein Vorgang, der vor aller Augen meinen nächsten Vorstoß ankündigen sollte.
»Nun, ich glaube, ich verrate hier niemandem etwas Neues, wenn ich sage, dass jede Durchsage des Towers registriert wird. Wie kommt es dann, dass der Tower die Anweisung an Sie nicht aufgezeichnet hat?«
Mit Monnier begann eine Veränderung vorzugehen. Auf einmal war er hellwach. Die Gleichgültigkeit, in die er sich wie in ein Schneckenhaus zurückgezogen hatte, fiel von ihm ab.
»Sir«, erwiderte er schneidend, »Sie wiederholen sich. Ich habe an dieser Stelle bereits einmal erklärt, dass man im Tower nichts von einer derartigen Durchsage wusste. Ich habe nur eine Erklärung dafür: Jemand anders hat die Frequenz des Towers benutzt, um mich und meine Crew zum Verlassen des Schiffes zu veranlassen.«
Ich warf einen raschen Blick hinüber zu Harris. Auch dies hätte zu einem Augenblick für die Verteidigung werden können. Der VEGA-Chef rührte sich nicht und damit blieb Mon-nier auch weiterhin mir ausgeliefert.
»Sie bieten uns hier eine Erklärung an, was mehr oder minder eine Glaubensfrage darstellt, Commander. Was uns
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