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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Werkzeug jener verbrecherischen Macht geworden, die ich mehr als alles andere auf dieser Welt verabscheute. An Flucht und Widerstand war vorerst nicht zu denken.
    Der Wagen schwebte hinauf auf den Atlantik, und indem er sich knapp über den Wellen hielt, folgte er dem Verlauf der künstlichen Küste - dorthin, wo sich am Horizont die Startrampen von VEGA abzeichneten.
    Wenn man aus dem Rathaus kommt, besagt ein altes Sprichwort, sei man klüger, eine Weisheit, die sich sehr wohl auf die Situation beziehen lässt, in der ich mich an jenem Morgen befand. Hinterher, als ich in aller Ruhe die Vorgänge analysierte, entdeckte ich eine Vielzahl von Fehlern und verpassten Gelegenheiten, und das Einzige, was ich zu meiner Entschuldigung anführen kann, ist der Umstand, dass ich ein Mensch bin mit allen dazugehörenden menschlichen Unzulänglichkeiten.
    Es war alles gut vorbereitet; die Vollstrecker hatten nicht das Mindeste außer Acht gelassen. Da ihre Annäherung vom Atlantik her erfolgte, entgingen sie den Kontrollen und die beiden wachhabenden VEGA-Mechaniker waren tot. Die
Hermes
war zu einem unbeaufsichtigten Schiff geworden.
    Der Wagen hielt unmittelbar vor der Schleuse und der Mann, der am Steuer saß, wandte den Kopf.
    »Wir gehen an Bord, Commander.«
    Und nun erkannte ich ihn, den hakennasigen, braunäugigen Mann, den ich auf jenem Steckbrief gesehen hatte: Professor Alexander Torgau-Grabowski, als Anführer der Vollstrecker gesucht wegen verschwörerischer Umtriebe; und auch diesmal machte er auf mich einen nahezu sympathischen Eindruck.
    Vielleicht war es diese freundliche, alltägliche Miene, die ihn bislang davor bewahrt hatte, entdeckt und ergriffen zu werden. Später, als ich ihn zu durchschauen lernte, erschrak ich zutiefst über den an religiösen Wahnsinn grenzenden Fanatismus, der sich hinter seinem intelligenten Äußeren verbarg.
    Ich spürte, dass es unsinnig war, Zeit gewinnen zu wollen. Das Unternehmen - gleich, was es zu bedeuten hatte - war mit militärischer Präzision geplant. Nicht umsonst hatte TorgauGrabowski bei der Tödlichen Garde gedient. Die einzelnen Phasen seines Kommandounternehmens waren genau aufeinander abgestimmt. Dennoch unternahm ich einen Versuch.
    »Was geschieht, wenn ich mich weigere, Professor?«
    In Torgau-Grabowskis Augen stand ein belustigtes Lächeln.
    »Commander, glauben Sie im Ernst, Ihr Widerstand würde von langer Dauer sein?«
    Er hatte Recht. Ich war ihnen ausgeliefert und konnte nichts unternehmen. Sie waren bewaffnet; ich hingegen verfügte nur
    über meine leeren Hände. Aber es war nicht diese Überlegung, die den Ausschlag gab. Es lag durchaus nicht in ihrer Absicht, mich zu töten. Sie brauchten mich und meine Kenntnisse und waren ganz sicher darin geschult, sich andere Menschen gefügig zu machen. So weit durfte ich es nicht kommen lassen. Mein klarer Verstand blieb vorerst meine beste, wenn auch einzige Waffe. Nur Besonnenheit konnte mir weiterhelfen.
    »Die
Hermes«,
sagte ich, »ist ein kompliziertes Schiff. Um sie zu fliegen, bedarf es einer geschulten Besatzung. Ich allein bin nicht dazu im Stande.«
    Der Professor hatte mich ausreden lassen. Nun antwortete er:
    »Commander, was glauben Sie, wer ich bin? Ein Dilettant, ein Stümper, ein Narr? Sie sollten aufhören, meine Geduld zu strapazieren.«
    Wohl hatte ich ein paar Sekunden Zeit gewonnen, aber es brachte mir nichts ein. Kein Wunder kam mir im letzten Augenblick zu Hilfe. Die nächste routinemäßige Pistenpatrouille war nicht vor einer knappen Viertelstunde fällig. Mir blieb keine andere Wahl, als mich zu fügen. In den nun folgenden Tagen habe ich keinen Atemzug lang die beiden toten Mechaniker vergessen, an denen mein Weg vorbeiführte. Wie lange war es eigentlich her, dass sie mit mir gescherzt hatten? Ich vermeinte ihre munteren Stimmen zu hören, Stimmen, die nie wieder erklingen sollten, und ich nahm mir vor, nicht weniger treu zu sein, als sie es bis zuletzt gewesen waren.
    Dennoch konnte ich mich eines Gefühls des Respekts für den Professor nicht erwehren. Er verfügte über organisatorische Fähigkeiten, die man nicht unterschätzen durfte.
    Drei Vollstrecker hatten mich vom Haus des Rechts zur Startrampe hinausgefahren. Drei weitere befanden sich bereits an Bord der
Hermes,
wo sie, die kurzläufigen Karabiner im Anschlag, meine Besatzung im Schach hielten. Niemand fehlte. Sogar an den Piloten war gedacht worden, und etwas, was nach verzweifeltem Triumph klang, schien in seinen

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