Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
Arbeit geleistet“, sagte ich. „Es gab einen Augenblick, unmittelbar vor dem Sprung, da überlief es mich geradezu kalt. Und wenn Ko Ai nicht die ganze Zeit über hinter mir gestanden hätte…“
Walter Hildebrandt fiel mir ins Wort.
„Sie ist die geborene Schauspielerin. Ich sollte diesen Streifen einmal unseren Regisseuren zeigen. Sie würden sich um Ko Ai reißen.“
Walter Hildebrandt hatte ein zusätzliches Lob verdient. „Reißen werden sie sich wohl in erster Linie um dein neues Verfahren. Hast du dem Kind schon einen Namen gegeben?“
„Einen Namen?“ Er zuckte die Achseln. „Streng genommen, handelt es sich hier um einen plastischen Illusionismus.“
Ich stattete ihm meinen Dank ab: auf eine Art und Weise, die ihm die liebste war.
„Zu lang!“ sagte ich, „Aber ,Plast-Ill’ klingt gut. Laß dir den Namen schützen. Und jetzt pack deinen Krempel ein und sieh zu, daß du die Kurve kratzt! Die Bullen dürften bald zurück sein.“
Walter Hildebrandt warf mir einen bedauernden Blick zu.
„Du wirst eine Menge Ärger bekommen, Mark!“
O ja, damit hatte er recht, und darauf war ich vorbereitet. Der Apparat würde sich einen Sündenbock greifen. All das war längst überlegt und mit Ruth O’Hara besprochen. Zum Glück zählte sie nicht zu den Frauen, die ihren Männern das Gewissen zu ersetzen trachten. In dieser Sache zog sie mit mir an einem Strang.
„Schon möglich“, erwiderte ich. „Aber ich werde auch damit fertig werden. Ich habe nichts getan, was ich nicht vor mir selbst verantworten kann.“
Mir scheint, im Leben eines Menschen ist dies das Wichtigste: daß das, woran er glaubt, und das, was er tut, stets im Einklang bleiben.
„ Und jetzt, Commander Brandis “, sagte einer der Weißkittel, „ wollen wir von Ihnen nur noch eins wissen. “
Der Sententor pochte in meinen Schläfen. Mein Kopf dröhnte. Irgend etwas in mir bäumte sich verzweifelt auf. Ich hatte bereits zu viel preisgegeben. Wenn ich mich noch weiter erinnerte, mußte der Verrat bald vollkommen sein.
„Sie haben Captain Romen und Ko Ai eine Adresse mit auf den Weg gegeben. Wie lautet sie? Sie müssen sich erinnern, Commander. Denken Sie noch einmal gründlich nach! “
Meine Gedanken waren in Bewegung. Ich konnte es nicht verhindern.
10.
John Harris machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Mich vom Dienst zu suspendieren, wie es höherenorts verlangt wurde, ging ihm gegen den Strich. Mit jener einen Hand, die ihm seit dem Bürgerkrieg verblieben war, drückte er meine Schulter. Mir gegenüber war es die erste vertrauliche Geste, zu der er sich verstieg.
„Commander“, sagte er, „lassen Sie den Mut nicht sinken. Die besten Anwälte der VEGA stehen hinter Ihnen.“
Das mochte zutreffen, doch der Trost war weit hergeholt. Hinter der Tür standen vorerst lediglich der grobklotzige Gruppenführer und seine beiden Gehilfen: versehen mit einem befristeten Haftbefehl, der den Vermerk trug: Zum Zwecke der psychiatrischen Untersuchung. Um sein Versprechen einzulösen, hatte der Gruppenführer nicht viel Zeit verloren.
„Danke, Sir“, erwiderte ich. „Ich weiß Ihre Unterstützung zu schätzen.“
Harris runzelte die Stirn - untrügliches Zeichen, daß er mit etwas unzufrieden war. Seine Stimme wurde knarrend.
„Ich habe versucht, Ihretwegen mit dem Präsidenten zu reden. Er ist das genaue Gegenteil von Sir Richard. Aber die Medizinmänner lassen vorerst keinen vor. Bei der Operation scheint es auf Leben und Tod gegangen zu sein. Trotzdem - ich werde nicht lockerlassen.“
Das Bild, das ich mir von John Harris gemacht hatte - angefangen in jenen weit zurückliegenden Jahren, als ich an Bord der Delta VII unter ihm geflogen war - bekam Risse. Er war durchaus eines simplen menschlichen Gefühls wie dem der Freundschaft fähig.
„Danke, Sir“, erwiderte ich ein weiteres Mal. Er reichte mir die Hand.
„Dann also - Kopf hoch, Commander! Mit diesem Bürokratengeschmeiß werden wir schon fertig.“ Harris’ wasserblaue britische Augen bekamen einen Schimmer von Wärme. „Und was Ihre beiden Sorgenkinder angeht - die dürften hoffentlich längst in Sicherheit sein.“
Deutlicher vermochte er es kaum auszudrücken, wie er zu der ganzen Sache stand. Eine gewisse Voreingenommenheit gegen alles, was Verwaltung hieß, mochte bei ihm mit im Spiel sein. Immerhin hatte er zu den prominentesten Opfern der vorjährigen Computeraffäre gehört. So etwas blieb haften. Aber - so spürte ich - das war nicht
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