Weltraumpartisanen 12: Alarm für die Erde
Verteidigung der erdnahen Umlaufbahnen entwickelt, war der Alpha-V-Typ - nicht eben schnell, dafür jedoch äußerst wendig und handlich - im Gegensatz zu den meisten seiner modernen Nachfolger auch in der Atmosphäre hundertprozentig verwendungsfähig. Hier und da wurde er darum - nach Ausbau des tonnenschweren Waffensystems und mit verkleinertem Triebwerk - noch immer als Kurzstreckentransporter eingesetzt. Seine Zuverlässigkeit war längst legendär.
Der aufgewirbelte Staub begann sich zu lichten.
Während die Männer im Schiff auf das Heranfahren des isolierten Laufganges warteten, musterte Harris das Camp der Pioniere.
Dies glich einer futuristischen Festung. Schwere Spezialmaschinen hatten das verseuchte Erdreich beiseite geschafft. Über dem gereinigten Karree - Arbeitsplatz und Lager: alles in einem - wölbte sich eine jener mit gefilterter Luft prall gefüllten silbrigen Kuppeln, wie sie unter anderem auch auf dem von Sonnenstürmen heimgesuchten Uranus verwendet wurden. Sie wurde überragt von einem monumentalen Bohrgerüst. Ein dumpfes Dröhnen lag in der Luft; unter dem gelandeten Schiff vibrierte die Erde. Der Aksakow-Plan wurde von Colonel Chemnitzer und seinen Pionieren in einer pausenlosen Materialschlacht zügig vorangetrieben.
Harris entsann sich des Zwischenfalles vor der Landung.
„Was waren das für Objekte, Commander?“ Monnier knetete seine verkrampften Hände.
„Fliegende Löwen, Sir. Sie belauern uns, seitdem wir hier sind. Die Pioniere haben ihre liebe Not mit ihnen.“
„Inwiefern?“
„Ihr bevorzugter Sport besteht darin, die Kameras zu zerstören, die rings um den Berg installiert worden sind. Und ohne Kameras keine zuverlässige Einweisung, Sir.“
Harris überdachte die Bedeutung der Mitteilung. Das lückenlose Netz einer optisch-elektronischen Überwachung war ein nicht unwichtiger Faktor. Nicht immer waren über dem Berg die Sichtverhältnisse so gut wie an diesem Tage. Bei der Aufstellung der Zeittabelle mußte man von den schwierigsten Bedingungen ausgehen: starke Sichtbehinderung durch Rauch und Dampf, Zusammenbruch des Bordradars in Kraternähe. In einem solchen Fall hing das Gelingen des Einsatzes von einer zuverlässigen Einweisung ab.
„Und was“, fragte Harris, „wird dagegen unternommen?“
Der Laufgang rastete ein, Monnier legte einen Hebel um. Zischend fuhr die Schleuse auf.
„Die Pioniere, Sir, schicken Patrouillen aus. Das bringt nicht viel, Sir. Nichts als Verluste. Die FLs lassen sich auf kein offenes Gefecht ein. Wenn sie zuschlagen, dann immer nur aus dem Hinterhalt. Auch mit Razzien ist ihnen nicht beizukommen. Sie haben alle Vorteile, die das Gelände bietet, auf ihrer Seite.“
Der Umstand, daß sich in dieser strahlenverseuchten Umgebung, wo nur noch Tod und Vernichtung zu regieren schienen, der afrikanische Geheimbund behauptet hatte, beschäftigte Harris’ analytischen Verstand. Für dieses Phänomen gab es bislang nicht eine einzige befriedigende wissenschaftliche Erklärung - wollte man nicht, wogegen sich Harris mit Nachdruck sträubte, an die okkulten Kräfte der schwarzen Medizinmänner glauben.
Diese Theorie wurde neuerdings sowohl von der parapsychologischen Fakultät der Einstein-Universität in Metropolis als auch von den Anhängern des schwarzhäutigen Kernphysikers und Begründers der Ambivalenz-Theorie Pieter Bantu verfochten. Sie stützte sich auf die Tatsache - die auch John Harris nicht zu leugnen vermochte -, daß John Malembo, der Anführer der FLs, ein später Nachfahre solcher Medizinmänner vom Stamme der Kikuyus war.
Harris’ Miene wirkte verdrossen. Ungeklärte Fragen wie diese waren ihm zuwider. In seinem mathematisch geordneten Weltbild - Gott ist Physik - war für Okkultes kein Platz.
Monnier löste sich aus den Gurten.
„Machen Sie sich wegen dieser FLs keine Sorgen, Sir“, sagte er. „Ein ganzes Tausend davon wäre mir noch immer lieber als dieser verdammte Berg.“
Monnier machte aus seiner Angst keinen Hehl.
9. Ruth O’Hara:“Die Pilotenfrau“ (Auszug)
Seit einer halben Woche war Mark fluguntauglich geschrieben. Eine Ärztekommission bescheinigte ihm verminderte Reaktionsfähigkeit aufgrund ungeklärter neuralgischer Symptome. Er verbrachte seine Tage im Büro, hinter dem Schreibtisch, den er zuvor stets gehaßt hatte, ohne dort allerdings viel zu arbeiten. Jeden Vormittag unterzog er sich gewissenhaft einer ebenso anstrengenden wie unangenehmen Bestrahlung seines Kopfes, die ihm freilich
Weitere Kostenlose Bücher