Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde
Zeuge - bildete dabei den Hintergrund.
Die kaum mehr als faustgroßen Steine schienen Zentner zu wiegen. Wir arbeiteten keuchend, in Schweiß gebadet, ohne zu sprechen. In unregelmäßigen Abständen legten wir kurze Ruhepausen ein. Selten in meinem Leben war ich aufgeregter gewesen.
Die letzten drei, vier Steine flogen zur Seite. Vor uns lag der Inhalt der Pyramide. Er bestand aus einer einzigen Kassette. Ich hob sie auf und leuchtete sie an. Auf Anhieb war mit ihr nichts anzufangen: ein altertümliches Modell, das zu keinem gängigen Helmregistrator paßte.
„Medusa an Commander. Bitte melden, Sir!"
Lieutenant Mercier riß mich mit seiner Durchsage aus meinen Gedanken.
„Ich höre, Lieutenant."
„Die Najade und die vier Transporter bitten um Landeerlaubnis, Sir."
„Captain Romen soll sie 'reinholen."
„Aye, aye, Sir. Bei Ihnen alles in Ordnung?"
Ich starrte auf die Kassette, die meine Hand noch immer umschloß.
„Alles in Ordnung, Lieutenant. Ist unser Dingi eigentlich schon wieder zurück?"
„Soeben eingetroffen, Sir."
„Soll uns hier abholen!"
„Aye, aye, Sir."
Wir warteten. Nach einer Weile begann über dem Horizont der Himmel zu leuchten. Die sehnlich erwartete Armada setzte zur Landung an. Langsam und vorsichtig schwebte ein Schiff nach dem anderen herein.
„Medusa an Commander. Sir!"
„Ich höre." „Der Maestro läßt mir keine Ruhe, Sir." Lieutenant Merciers Stimme klang bedauernd. „Ich soll Sie fragen, ob es Ihnen recht ist, wenn er uns zum Abend eine ,Ungarische Rhapsodie' serviert."
„Was soll das denn schon wieder sein?"
„Der Maestro sagt, Sie wüßten's, Sir. Es gehöre zur Allgemeinbildung."
Die Müdigkeit stimmte mich sanft. Dazu kam, daß meine Gedanken immer noch mit dem unverhofften Fund beschäftigt waren. Ich resignierte. Gegen die eigenwillige Kochwut des rothaarigen Caruso war offenbar kein Kraut gewachsen. Eine Reise nur - und wir würden alles in uns hineingeschlungen haben, was in der Musikwelt Rang und Namen hatte: Komponisten und Kompositionen, von Eugen d'Albert bis Helmut Zacharias, von der ,Aida' bis zur Zauberflöte.
„Richten Sie aus, Lieutenant - seine Küche wäre ein einziger Ohrenschmaus!"
Ich vernahm ein gurgelndes Geräusch. „Lieutenant?"
„Verzeihung, Sir!" sagte Lieutenant Mercier mit schönstem französischem Zungenschlag. „Ich probte nur unsere Danksagung. Was Sie soeben gehört haben, war der noch unbeholfene Versuch eines Rülpsers nach Noten."
Neben mir krümmte sich Lieutenant Torrente vor Lachen.
Ich beeilte mich, solange ich das noch konnte, zu sagen: „Ende und Schluß!"
Durch die Dunkelheit glommen die roten und grünen Positionslichter des nahenden Dingis. Es zog über uns hinweg, beschrieb eine Schleife und setzte auf. William Xuma hatte dazugelernt. Er manövrierte, als befände er sich daheim auf Mutter Erde. Das Luk klappte auf; Lieutenant Torrente und ich zwängten uns hinein.
Torrente sagte:
„Immer noch besser schlecht geflogen als gut gelaufen, Sir."
Das verdammte Ding bekam die Faust der Zivilisation zu spüren.
Auf dem Landeplatz herrschte gleißende Helligkeit. Die fünf neu hinzugekommenen Schiffe - eine Najade und vier Raumtransporter vom Typ Athlet - standen dicht beieinander. Sämtliche Scheinwerfer waren eingeschaltet und machten die Helin-Nacht zum Tag.
Die Pioniere waren bereits von Bord gegangen und beschäftigten sich nun mit dem Aufstellen ihrer pneumatischen Iglus. Es war ein Genuß, ihnen dabei zuzusehen. Sie ergriffen vom Q.R.O./H. Besitz, als ob sie nie etwas anderes getan hätten: nirgends auch nur eine Andeutung von Verwirrung und Konfusion, nirgends ein überflüssiger Handgriff. Iglu wuchs neben Iglu - eine gespenstisch anmutende Stadt auf einem nichtsnutzigen Himmelskörper.
Ich beobachtete die Entwicklung vom Cockpit der Medusa aus. Colonel March hatte sich noch nicht gemeldet, aber ich glaubte, ihn bereits erspäht zu haben: einen hochgewachsenen Offizier im grünen Raumanzug der Pioniere; am Helm prangte der rote Obristen-Stern.
Ludmilla Wolska erschien auf der Brücke. Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein atemberaubend ausgeschnittenes Abendkleid.
„Allein im Cockpit, Commander?"
„Ich brauchte ein paar ruhige Minuten."
Sie setzte sich zu mir; ich atmete ihr Parfüm.
„Wollen Sie mir nichts anbieten, Commander?"
„Ich fürchte, Miss Wolska, unsere alkoholischen Vorräte erschöpft."
Ihre Augen blickten auf einmal spöttisch.
„Geht es auf der Medusa immer so
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