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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Sir.«
    Sollte ich ihm mein Bedauern darüber ausdrücken, daß ich ihn, den Frischvermählten, mit auf diese Ungewisse Reise genommen hatte, statt ihn seinem jungen Glück zu überlassen? Ersatz für ihn hätte sich sicherlich gefunden. Ich unterließ es. Für Persönliches war kein Raum mehr an Bord. Im Leben eines jeden von uns gab es eine private Seite. Lieutenant Mercier war keine Ausnahme.
    Ich wandte mich an den Radarcontroller.
    »Von Ihnen, Lieutenant Simopulos, erwartete ich erhöhte Wachsamkeit. Mit anderen Worten: Wir müssen gegebenenfalls nicht nur die schnelleren Beine haben, sondern auch die besseren Augen.«
    Lieutenant Simopulos sprang auf.
    »Sie können sich auf mich verlassen, Sir.«
    Ich sah auf die Uhr: 06.47. »Dann, meine Herren, gilt bis auf weiteres: Halbe Bereitschaft. Ich darf Sie bitten, sich auf Ihre Stationen zu begeben.«
    Die Messe begann sich zu leeren.
    Sergeant Caruso war schon im Begriff, in der Kombüse zu entschwinden, als ich ihn ansprach.
    »Ach, Maestro …«
    Der Sergeant machte ein beleidigtes Gesicht.
    »Sergeant, Sir. Ich bitte doch darum: Sergeant.«
    Es war ein abgekartetes Spiel zwischen uns beiden. Ich trieb ihn mit der provozierenden Anrede auf die Palme, und er beeilte sich, mit Bananen nach mir zu werfen. Ein Außenstehender freilich hätte die kleine Auseinandersetzung wohl für bare Münze genommen. Eben darin lag die Würze.
    »Eine Frage, Sergeant. Wie sieht denn der heutige Küchenzettel aus?«
    Enrico Carusos blaue Augen blickten unschuldig wie die eines Neugeborenen.
    »Nun, Sir, eigentlich hätte ich Ihnen gern ein komplettes Menü a la Stradivari vorgesetzt – aber unter den von Ihnen geschilderten Umständen werde ich mich doch wohl für die ›Symphonie mit dem Paukenschlag‹ entscheiden.«
    Ich fuhr noch einmal herum.
    »Was zum Teufel ist das, Maestro!«
    Sergeant Caruso fletschte genußvoll die Zähne.
    »Ein Leckerbissen für Hunnen, Tataren und hartgesottene Commanders, Sir – zähes Steak.«
     
    Die Tage kamen und vergingen – nur meßbar mittels der Uhr, die ihre eigene Gesetzmäßigkeit brachte in diese unwandelbare Monotonie von gleißendem Licht unter einem pechschwarzen Firmament. Unbeirrbar – auf einer gedachten leicht gekrümmten Linie – bewegte sich die Medusa alias Sagitta von Punkt A hinüber zu Punkt B. Sie schien stillzustehen, und lediglich die Sternbilder schienen zu wechseln. In Wirklichkeit zog sie mit der normalen Reisegeschwindigkeit eines schnellen Kurierschiffs dahin.
    An Bord ging alles seinen geregelten Gang. Die Halbe Bereitschaft, die ich angeordnet hatte, wurde aufrechterhalten; die Männer schliefen auf ihren Stationen, und dort nahmen sie auch ihre Mahlzeiten ein.
    Es fehlte nicht viel daran, daß man den Eindruck gewonnen hätte, sich auf einer ganz normalen Reise zu befinden.
    In Wirklichkeit war die Medusa das wachsamste und mißtrauischste Schiff unter den Sternen.
    Lieutenant Simopulos war auf der Hut, und seinen frühzeitigen Warnungen war es zu verdanken, daß es zu keinen unliebsamen Begegnungen kam. Jedesmal, wenn er einen Radarkontakt meldete, legte ich das Schiff auf ausweichenden Kurs und erhöhte die Geschwindigkeit.
    Es mochten harmlose Frachtschiffe sein, denen wir da auswichen, oder auch regierungstreue Raumpatrouillen; wir brachten es nicht ein einziges Mal in Erfahrung. Für uns galt das Gesetz, so wenig wie möglich aufzufallen.
    Begegnungen im Raum – das bedeutete jedesmal wieder: Begrüßungen, Fragen, die unvermeidlichen Witzeleien. Mit all dem freilich verband sich auch ein Risiko – und ich hielt es für das klügste, dem Risiko in weitem Bogen aus dem Weg zu gehen. An Bord der Medusa war ich zu diesem Zeitpunkt vielleicht der einzige, der keine Sekunde lang vergaß: Die FLOBs beherrschten den Raum. Auf die Erfahrung, daß sich ein für harmlos gehaltener Radarkontakt als feuerspeiender FLOB entpuppte, konnte ich verzichten.
    Als ich den siebenten Tag aus dem Kalender strich, atmete ich auf. Die Medusa näherte sich ihrem ersten Bestimmungsort – Schuppen 13 – , und bislang war es zu keinem einzigen Zwischenfall gekommen.
    Die strikte Geheimhaltung zahlte sich aus. Die FLOBs hatten die List nicht durchschaut.
    Auf der Brücke war ich in Schlaf verfallen. Ein Alptraum suchte mich heim. Aus irgendwelchen fernen, unerreichbaren Räumen glaubte ich Ruth O’Haras verzweifelte Hilferufe zu hören – doch bei jedem Versuch, ihr zu Hilfe zu eilen, wurde ich von einer unerklärlichen

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