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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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blieb nur noch übrig, mich mit meinen Männern auf die Festung zurückzuziehen. Vielleicht kann ich die Stellung sogar noch ein paar Tage oder Wochen halten. Aber offensiv werden? Unmöglich! Dazu reichen meine Kräfte nicht aus.«
    Neben mir vernahm ich ein tiefes, gequältes Atemholen. Ich wandte mich um. Lieutenant Mercier war totenbleich. Wahrscheinlich war er mir im Analysieren der Lage um einen entscheidenden Schritt voraus. Ich hatte noch immer damit zu tun, den Schlaf abzuschütteln, der von mir Besitz zu ergreifen trachtete.
    Lieutenant Mercier bemerkte halblaut: »Ich glaube, Major, Sie mißverstehen die Botschaft des amtierenden Präsidenten. Niemand erwartet von Ihnen, daß Sie das Warren-Center angreifen. Sie sollen es lediglich schließen. Und dazu gehört doch wohl nur, daß Sie die Order an die Belegschaft weitergeben.«
    Major Bodley starrte meinen Funkoffizier an wie eine Erscheinung. 
    »Sicher«, erwiderte er nach einer Weile sarkastisch, »dazu gehört nur ein Wort. Aber wer will es überbringen? Gewiß, ich könnte Professor Müller, den Projektleiter, anrufen – nur würde er kaum auf mich hören. Und wissen Sie auch warum? Weil Sie keine Ahnung haben, was hier gespielt wird. Die MOBs geben den Ton an – und wer sich dagegen auflehnt, ist entweder ein Narr wie ich oder ein Held.
    Professor Müller ist weder das eine noch das andere, und ebensowenig sind das seine Leute.«
    Mit der Aussicht auf Schlaf war es endgültig vorbei. Ich schaltete mich ein.
    »Würden Sie mir das, bitte, erklären, Major?«
    Major Bodley wandte mir sein breites Gesicht zu.
    »Die Sache ist ganz einfach, Commander. Die MOBs haben, wie ich schon sagte, die Fabrik übernommen. Für die Belegschaft heißt das: produzieren und weiterleben oder aber die Produktion einstellen und sterben.«
    Mich fröstelte. Es war schlimmer, als ich in meinen finstersten Stunden erwartet hatte. Ich war gekommen, um für geordnete Verhältnisse zu sorgen, und nun stand ich vor vollendeten Tatsachen. Es war ein Fehler gewesen, den Gegner zu unterschätzen. Seine Intelligenz stand der unseren nicht nach – aber es war die erlesene Intelligenz der Skrupellosen, gepaart mit einem technischen Machtaufwand, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Zu leicht geriet man in die Versuchung, in den MOBs und FLOBs lediglich hochentwickelte Mechanismen zu sehen. In Wirklichkeit war jeder einzelne von ihnen – mit einigen wenigen Ausnahmen unter den MOBs – gebildet genug, um sich mit jedem unserer Strategen, Wissenschaftler und Ingenieure zu messen. Im Grunde war eine solche Entwicklung vorauszusehen gewesen: In dem Augenblick, in dem die Tarnung der Medusa durchschaut worden war, hatten die auf dem Mars stationierten MOBs zugeschlagen. Und nun hielten sie das Heft fest und unnachgiebig in der Hand.
    Am Ziel, buchstäblich in letzter Sekunde, mußte ich gewahr werden, daß meine Mission gescheitert war. Der Kurierflug erwies sich als überflüssig; und ebenso überflüssig war der Preis, den ich dafür entrichtet hatte – und den zu entrichten ich Lieutenant Mercier gleichfalls gezwungen hatte. Nun erst, in diesem Augenblick, übersah ich die Folgen des Verrats. Die Herrschaft der Psychomechanismen war ungebrochen. Im Gegenteil: Nun, da die Produktion im Warren-Center mehr denn je auf vollen Touren lief, festigte sie sich von Tag zu Tag. Was das bedeutete, ließ sich an den Fingern einer einzigen Hand herzählen.
    Erstens: Die FLOBs erringen die Herrschaft im Raum.
    Zweitens: Eine dezimierte Strategische Raumflotte sieht sich nicht mehr imstande, entscheidend in die Bodenkämpfe einzugreifen.
    Drittens: Die zersprengten MOB-Horden finden Zeit, sich zu sammeln, und gehen erneut über zur Offensive.
    Viertens: Die siegreichen MOBs übernehmen die Regierungsgewalt und errichten eine Diktatur, wie sie in der Geschichte ohne Beispiel ist.
    Fünftens: Das Ende der menschlichen Zivilisation ist gekommen. Die Menschheit versinkt in Sklaverei.
    An dieser Schlußfolgerung gab es nichts zu rütteln. Sie war unbestechlich und unabwandelbar wie das Einmaleins. Ich spürte, wie ich unter der heraufbeschworenen Vision erstarrte.
    Aber noch ein anderer Gedanke beschäftigte mich:
    Durfte ich Lieutenant Mercier wirklich alle Schuld an dieser Entwicklung aufbürden, nur weil er – ebensowenig wie Professor Müller – kein Narr oder Held hatte sein wollen? Im Augenblick des Zweifels hatte er sich für das Leben entschieden – und nicht einmal für sein eigenes,

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