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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Radarcontroller war tot. Er lag auf dem Fußboden, und aus seiner durchbissenen Kehle sprudelte das Blut.
    Im Treppenhaus tauchte eine flackernde Öllampe auf. In ihrem Lichtschein erkannte ich Lieutenant Levy. »Sir!«
    »Später, Lieutenant!«
    Lieutenant Levy ließ sich nicht abweisen; offenbar hatte er noch nicht bemerkt, was sich zugetragen hatte. Von meinem Scheinwerfer geblendet, barg er seine Augen unter der Hand.
    »Sir, um Himmels willen, haben Sie Judith gesehen ?«
    Etwas im Klang seiner Stimme beunruhigte mich aufs äußerste.
    »Was ist mit Judith, Lieutenant ?«
    »Ihr Vater sucht sie. Er kann sie nicht finden. Er sagt, er hätte sie schreien gehört. Auch Melchior ist verschwunden .«
    Das war es. Die Erklärung war ganz einfach. Nichts
    Übernatürliches hatte sich zugetragen. Zacharias, der Eiferer, hatte es kommen sehen - Zacharias mit seinem Gerede. In diesem Fall hatte das Buch die Wahrheit gesprochen - nur waren meine Ohren taub gewesen. Melchior war zu den Ratmen zurückgekehrt - und Judith, auf die er schon zuvor ein Auge geworfen hatte, war von ihm entführt worden. Lieutenant Simopulos mußte versucht haben, ihn aufzuhalten. Er war ihm nicht gewachsen gewesen, oder aber er hatte sich täuschen lassen.
    Ich bewegte den Scheinwerfer - und sein Lichtschein fiel auf den Toten,
    Lieutenant Levy schluckte. Er sagte: »Oh, mein Gott !«
    Fünf Minuten später war, was ich vermutete, Gewißheit : Melchior und Judith befanden sich nicht mehr im Theater. Wir alle waren Opfer eines gewissenlosen Verrats geworden. Von Anfang an, so mußte ich nun vermuten, hatte es Melchior darauf angelegt, uns zu täuschen. Als ich mit Jeremias darüber sprach, wandte er sich wortlos ab. Ihm Trost zuzusprechen blieb mir keine Zeit, denn ich wurde gerufen, um Lieutenant Levy davon abzuhalten, in die Nacht hinauszustürzen.
    »Nehmen Sie Vernunft an, Lieutenant !« sagte ich. »Überlegen Sie doch - wie weit würden Sie wohl kommen, bei Nacht, im Dschungel ?«
    Lieutenant Levy schrie mich an:
    »Sie haben ihm getraut, Sir! Sie haben mir nicht geglaubt, als ich Sie vor Melchior warnte! Und jetzt erwarten Sie von mir, daß ich ihn... mit Judith... einfach gehen lasse? Sir, ich liebe dieses Mädchen !«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Lieutenant«, sagte ich, »hören Sie zu. Sobald es hell wird, nehmen wir die Verfolgung auf - Sie, ich und Lieutenant Torrente. Drei Mann. Die anderen müssen zum Schutz der Pilger zurück bleiben. Lieutenant Torrente wird uns führen - und damit haben wir bereits ein As im Ärmel. Melchior ist ein verwilderter Pilger - in Lieutenant Torrentes Adern jedoch fließt echtes Yaquiblut . Er hat schon einmal bewiesen, daß er Melchior und diesen Ratmen gewachsen ist. Wir werden auch diesmal Erfolg haben .«
    Meine Worte taten ihre erhoffte Wirkung: Allmählich wurde Lieutenant Levy ruhiger.
    »Sie haben recht, Sir«, sagte er. »Tragen Sie mir, bitte, nichts nach .«
    Er war ruhiger geworden - aber ich spürte, wie die Angst um Judith ihn auch weiterhin um den Verstand zu bringen drohte. Er sah ein, daß wir nicht umhin konnten, bis zum Tagesanbruch zu warten - doch dann, sobald wir aufbrachen, mochte es längst zu spät sein.
    An Schlaf war nicht zu denken.
    Ich teilte Jeremias mit, was ich beschlossen hatte. Er versuchte, mir die Hände zu küssen; ich konnte sie ihm gerade noch entziehen,
    »Der Himmel sei mit Ihnen, Commander !« sagte er,» Judith ist mein einziges Kind. Ich verlor bereits Ihre Mutter, meine geliebte Frau... «
    Wir durchstöberten das Theater in allen Räumen, doch meine Hoffnung, dort auf brauchbare Waffen zu stoßen, erfüllte sich nicht. Abgesehen von ein paar alten Schwertern und Säbeln fand sich nichts, was des Mitnehmens wert gewesen wäre. Zu den altertümlichen Schußwaffen - Gewehren, Revolvern und Maschinenpistolen - fehlte die scharfe Munition.
    Ich tauschte den Schürhaken, der mich bis hierher begleitet hatte, gegen eine mexikanische Machete ein. Diese lag gut in der Hand und war eine weitaus bessere Waffe als jeder Degen, womit ich ohnehin nicht umzugehen wußte . Lieutenant Levy entschied sich für ein Römerschwert. Und Lieutenant Torrente wählte nach sorgfältiger Überlegung einen kaukasischen Dolch: lang, schmal und rasiermesserscharf.
    Im Foyer warteten wir dann, nachdem wir den toten Radarcontroller mit einem brokatgewirkten Tuch zugedeckt hatten, auf die Dämmerung des Morgens. Irgend etwas , was ich nie für möglich gehalten hatte, ging

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