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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sprang auf - mit allen Anzeichen tiefer Entrüstung. Bevor er das Wort ergreifen konnte, sprach ich weiter.
    »Der Himmel«, sagte ich, »hat uns beschert, was uns gestern noch gefehlt hat, um den Ratmen standzuhalten - die erforderlichen Waffen. Wir werden uns jetzt - unter der Anleitung von Lieutenant Torrente - im Bogenschießen üben. Und morgen, wenn wir den Marsch zur Schleuse fortsetzen, wird jeder gesunde Mann und jede gesunde Frau einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen mit sich führen .«
    Ich ließ mir einen Bogen geben und trat damit auf Jeremias zu.
    »Jeremias, Sie sind der Wahrer und Hüter des Wortes, Sie sind der Führer dieses vom Untergang bedrohten Volkes. Von Ihnen erwartet man, daß Sie Beispiel und Vorbild sind. Nehmen Sie den Bogen, und lassen Sie auf diese Weise Ihre Leute wissen, auf welcher Seite Sie stehen - auf jener, für die es keine Zukunft mehr gibt, oder auf der anderen, die überleben wird.«
    Jeremias wich vor mir zurück. In seinen Augen las ich Bestürzung, Trauer und Zorn. Er traf keine Anstalten, den Bogen zu ergreifen.
    »Commander«, sagte er mit beherrschtem Vorwurf, »Sie kennen unsere Einstellung... «
    Ich kannte sie, ich achtete sie - und wußte doch, daß sie falsch war.
    »Bitte, Jeremias«, sagte ich, »weisen Sie die Waffe nicht zurück! Nehmen Sie sie hin als das, was sie nur ist - als ein Werkzeug. Wir alle - mich eingeschlossen - hegen den Wunsch nach Frieden. Wir wollen nicht kämpfen. Aber die Verhältnisse nehmen darauf keine Rücksicht. Das Schicksal hat uns vor die Wahl gestellt: zur Waffe zu greifen oder unterzugehen. Das ist die Entscheidung !«
    Jeremias Augen füllten sich mit Tränen. Zögernd, langsam, immer noch widerstrebend, gleichwohl schon halb von mir gewonnen, hob er den Arm.
    Zacharias trat dazwischen.
    »Rühr den Bogen nicht an !« sagte er heiser. »Rühr das Werkzeug der Gewalt nicht an !«
    Jeremias' Arm fiel herab. Der alte Mann seufzte und neigte den Kopf.
    Zacharias schob den alten Mann zur Seite und wandte sich an die Pilger. Seine Stimme wurde laut und eifernd; seine Augen flammten.
    »Das Buch sagt: Du sollst leiden, ohne zu murren! Das Buch verkündet: Du sollst keine Waffen tragen...«
    Unter den Pilgern brach Unruhe aus. Eben noch waren sie bereit gewesen, auf Jeremias zu hören - doch nun ließen sie sich von Zacharias unter den stärkeren Einfluß zwingen.
    Enttäuscht und niedergeschlagen wollte ich mich abwenden. Mit den Pilgern war nicht zu rechnen. Nach wie vor konnte ich mich lediglich auf die Männer der Kronos verlassen.
    »Sir... «
    Lieutenant Levy hatte seinen Platz verlassen und war an mich herangetreten. Seine Brust hob und senkte sich unter machtvollen Atemzügen. Hinter seinem verschlossenen Gesicht schien ein heftiger Aufruhr zu toben.
    »Ja?«
    »Ich bitte Sie, Sir... Lassen Sie mich mit den Leuten reden. Vielleicht gelingt es mir... sie zu überzeugen .«
    Meine Stimme war bitter, als ich zurückgab: »Wenn Sie meinen... «
    Lieutenant Levy war bereits auf ein Podest gesprungen. Ich hatte meine Argumente vorgebracht und verbraucht: nüchterne, klare Sachverhalte, das Einmaleins des Überlebens. Darüber hinaus - um zu überzeugen, um aufzurütteln - fehlten mir die Worte.
    Lieutenant Levy packte es anders an. Wie er da auf dem Podest stand, mitten im Licht, das ihn umgab wie eine himmlische Flamme, wirkte er wie die Leidenschaft in Person.
    »Hört nicht auf Zacharias, gute Leute !« rief Lieutenant Levy, »Er kennt das Buch nicht so gut wie ich. Das Buch ist alt wie die Sterne, das Buch ist alt wie der Gang der Welt. Es erzählt Dinge, die Zacharias nicht kennt. Es erzählt von dem Volke, dem ich entstamme - von einem Volke, das demütig und friedfertig war wie ihr. Es kam für dieses Volk eine Zeit, da seine Feinde beschlossen, es den Flammen zu übergeben, um es auf diese Weise auszulöschen für alle Zeit. Und die meisten des Volkes starben - die Männer, die Frauen, die Kinder. Sie starben friedfertig und in Demut - aber sie starben. Und doch blieb dieses Volk der Welt erhalten. Es blieb erhalten und blühte wieder auf, weil es jene wenigen gab, die angesichts des Feuerofens die Demut eintauschten gegen Waffen und Widerstand! So jedenfalls steht es im Buch .«
    Lieutenant Levy sprang vom Podest, ergriff den Bogen und trat damit ohne Zacharias auch nur eines Blickes zu würdigen, auf Jeremias zu.
    »Vater«, sagte er, »um Judiths willen - hilf dem Commander, dein Volk zu retten !«
    Jeremias straffte

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