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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sich. Er warf den Kopf in den Nacken. Er ergriff den Bogen. Noch einmal schien er zu zögern. Dann jedoch hob er mit ausgestreckten Armen die Waffe, so daß alle Pilger sie sehen konnten, in das Licht.
    Den ganzen Tag verbrachten wir mit Üben. Meine Männer hatten Zielscheiben angeschleppt und aufgestellt - und nun unterwies uns Lieutenant Torrente in der Kunst des Bogenschießens: wie man den Pfeil auflegt, wie man den Bogen spannt, wie man das Ziel anvisiert - um dann das gefiederte Geschoß auf seinen schwirrenden Flug zu entlassen. Ein Tag war gewiß zu wenig, um aus blutigen Anfängern zuverlässige Schützen werden zu lassen; doch er war immerhin lang genug, um sie halbwegs treffsicher zu machen.
    Die Pilger hatten, von Jeremias überzeugt, ihren anfänglichen Widerstand aufgegeben. Und nachdem sie Bogen und Pfeil mehr oder weniger unbeholfen zur Hand genommen hatten, überkam sie mit dem Fortschreiten der Zeit das gesunde Fieber des Wetteifers. Die Frauen wollten nicht schlechter sein als die Männer - und die Männer wiederum strengten sich an, um von den Frauen nicht übertroffen zu werden.
    Lediglich Zacharias und seine Anhänger - drei oder vier Familien -, in eine Ecke zurückgezogen, weigerten sich, an den Schießübungen teilzunehmen. Ich nötigte sie nicht. Immerhin hatte Lieutenant Levy mit seiner eigenwilligen Auslegung des »Buches« schon weitaus mehr erreicht, als ich zu hoffen gewagt hatte.
    Neue Zuversicht ergriff von mir Besitz. Das Versprechen, das ich den Pilgern gegeben hatte - sie zurückzuführen zur angestammten Heimat, der Erde -, war kein leeres Wort mehr. Die Ratmen würden ihr blaues Wunder erleben.
    Die Gefahr, die jenseits der schützenden Mauern unserer harrte, war nicht geringer geworden - aber im Gegensatz zu früher konnte ich ihr begegnen mit einer kleinen Armee. Innerhalb weniger Stunden hatten sich die Gewichte zu unseren Gunsten verschoben.
    Nach rasch eingenommenem Abendessen setzten wir, beim flackernden Schein der Öllampen, die Schießübungen fort bis in die tiefe Nacht.
    Lieutenant Torrente seufzte, als er meine ungeschickten Versuche im Umgang mit Pfeil und Bogen sah.
    »Sir«, bemerkte er mit mildem Tadel, »aus Ihnen wird auf gar keinen Fall ein Meisterschütze .«
    Noch vor Sonnenaufgang hatten Lieutenant Torrente und ich den Sportpalast verlassen, um die Umgebung zu erkunden und die neue Marschroute festzulegen.
    Nach wie vor war mein Ziel, den silbernen Kubus zu erreichen. Je mehr ich die PILGRIM 2000 kennenlernte, desto mehr glaubte ich, ihre Konstruktion zu durchschauen - und desto mehr festigte sich meine Überzeugung, daß der silberne Kubus die rettende Schleuse enthielt.
    Die Erkundung war erfolgreich: eine halbe Meile vom Sportpalast entfernt, verlief eine Straßenschlucht, die in die gewünschte Richtung führte. Nachdem wir ihr eine Weile gefolgt waren, ohne auf Ratmen zu stoßen, kehrten wir um.
    Im Sportpalast empfing uns bedrücktes Schweigen. Die Pilger, von den Männern der Kronos umringt, drängten sich mit blassen Mienen und hängenden Köpfen in einer Ecke.
    Captain Romen sah uns eintreten und eilte uns entgegen. »Dieser Zacharias !« sagte er, »Man hätte ihn fesseln und knebeln sollen! Er muß über Nacht den Verstand verloren haben .«
    Ich sah mich um, vermochte Zacharias nicht zu entdecken und fragte: »Was hat er angestellt ?«
    »Was er angestellt hat ?« Captain Romens empörte Geste enthielt bereits die Antwort, »Abgehauen ist er, Sir! Kaum daß Sie weg waren, hat er sich mit seinen Anhängern aus dem Sportpalast gestohlen .«
    »Und niemand hat das bemerkt ?«
    »Nur Jeremias, Sir. Wir andern waren beschäftigt .«
    Ich eilte zu Jeremias. Der alte Mann empfing mich mit dem Ausdruck tiefen Leides.
    »Es ist geschehen, was ich befürchtete, Commander. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich vermag nicht einmal zu sagen, ob nicht er derjenige von uns beiden ist, der recht hat .«
    Jeremias war erschüttert. An seiner Seele nagte der Zweifel. Ich mußte ihm neuen Mut geben.
    »Hat er gesagt, was er vorhat ?«
    Jeremias zögerte. Schließlich überwand er sich und sagte: »Er hat gesagt, Sie und ich und wir alle - wir wären verrückt und böse. Die Erde gäbe es nicht mehr - und darum wäre es sinnlos, Ihnen noch länger zu folgen. Sie hätten nichts anderes im Sinn, als uns in der Schule der Gewalt zu unterweisen. Er zöge es vor, zurückzukehren in das Dorf, um dort nach dem Gesetz des Buches zu leben .«
    Ich erstarrte. »Er will also

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