Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Funkspruch der Najade … Ich zitiere: »RT 208 Najade auf Uranus-Erde-Kurs. Werde verfolgt. Verfolger trägt VOR-Emblem. Neuartiger Schiffstyp. Sehr schnell, sehr wendig. Versuchte vergebens, ihn auszu-manövrieren.« Ende des Funkspruchs … Haben Sie das mitbekommen?
Major:
Jawohl, Sir.
Karpinski:
Weiter, Major. Der zweite Funkspruch der Najade kam siebzehn Minuten später, um 09.31 Uhr M-Zeit. Er lautet … ich zitiere: »VOR-Schiff holt rasch auf. Befürchte Angriff. Absolut unbekannter Schiffstyp. Werde versuchen, ihn durch Abdrehen auf …« – und das ist auch schon das Ende des Zitats, Major. Der Funkspruch bricht mitten im Satz ab. Seitdem hat sich die Najade nicht wieder gemeldet.
Major:
Verstehe, Sir.
Karpinski:
Keine voreiligen Schlußfolgerungen, Major!
Major:
Sir, bei allem Respekt, die Schlußfolgerung liegt auf der Hand. Die VOR sind dabei, ein neuartiges Kampfschiff zu erproben, die Najade wurde unfreiwilligerweise Zeuge und mußte dran glauben – das alte Spiel.
Karpinski:
So kann es gewesen sein, Major. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Niemand von uns war dabei. Aber – auf jeden Fall müssen wir uns Gewißheit verschaffen. Das wird Ihre Aufgabe sein.
Major:
Aye, aye, Sir.
Karpinski:
Also, Major, zunächst kümmern Sie sich um die Najade. Ich muß wissen, was aus ihr geworden ist. Vielleicht gibt es Überlebende. Wenn nicht, bergen Sie zumindest die Wracktrümmer.
Major:
Und das VOR-Schiff, Sir?
Karpinski:
Das ist der zweite Teil Ihres Auftrages, Major. Falls die VOR tatsächlich einen neuen, verbesserten Schiffstyp in Dienst gestellt haben, muß ich Genaueres darüber wissen. Spüren Sie es auf, Major, und bleiben Sie ihm so lange auf den Fersen, bis es keine Geheimnisse mehr vor Ihnen hat. Ist das klar?
Major:
Völlig klar, Sir.
Karpinski:
Dann bleibt mir nur noch übrig, der Invictus Mast- und Schotbruch zu wünschen.
Lieutenant Demnitz schaltete das Tonband ab. Eine halbe Minute lang herrschte lastende Stille imRaum. Niemand sprach. Nicht einmal ein verstohlenes Räuspern war zu hören.
Auch Seebeck rührte sich nicht.Widerwillig gestand er sich ein, daß er miteinbezogen war in die Spannung, die aus der Vereinigung von neun individuellen Gedankengängen zu einem gemeinsamen Thema herrührte.
Seebeck verspürte auf einmal so etwas wie kalte Furcht. Die Sirius-Patrouille gewann urplötzlich ein völlig neues Gesicht. Durch die brüchig gewordene Routine schimmerte tödlicher Ernst.
Major Degenhardt brach das Schweigen.
»Meine Herren, Sie haben gehört, was geschehen ist und was es für uns zu tun gibt. Wir werden der Sache auf den Grund gehen – notfalls mit aller gebührenden Härte. Das bedeutet – erstens, daß wir noch in dieser Stunde auf Uranus-Kurs gehen. Die hierzu erforderlichen Kursberechnungen erwarte ich sofort im Anschluß an diese Besprechung. Das bedeutet – zweitens – das gilt besonders für Sie, Lieutenant Jackson! –, daß wir in den kommenden Tagen und Wochen das Triebwerk nicht schonen werden. Wenn ich also hundert Prozent Leistung verlange, will ich auch hundert Prozent Leistung bekommen … Und das bedeutet – drittens, daß wir uns fortan einen Dreck scheren werden um die verdammten Sonnenstürme. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Major Degenhardt ließ den Blick über seine Männer wandern.
»Einwände? Fragen?«
Niemand meldete sich. Major Degenhardt nickte.
»Meine Herren, von dieser Minute an herrscht an Bord halber Alarmzustand. Das RC macht Dienst rund um die Uhr – und das heißt, daß ich wohl oder übel auch Lieutenant Stroganow in den Dienst einspannen muß.«
Seebeck wandte den Kopf.
Lieutenant Stroganow, der neben ihm saß, verzog keine Miene.
»Major, ich bin gern bereit, den Dienst freiwillig zu übernehmen. Doch eines möchte ich zuvor klarstellen: Einspannen, wie Sie das sehen, kann mich nur meine vorgesetzte Dienststelle, die VEGA, als deren Vertreter sich Commander Brandis an Bord befindet.«
Major Degenhardt verkniff die Lippen.
»Ich gebe zu«, erwiderte er mit eisiger Höflichkeit, »ich habe mich in der Wahl meiner Worte vergriffen. Einen Kompetenzenkrieg heraufzubeschwören war nicht meine Absicht.«
Lieutenant Stroganow neigte den Kopf. Seine Stimme klang sanft und freundlich.
»Ich nehme Ihre Entschuldigung an, Major.«
Seebeck hatte die Vorstellung von einer Kluft, die sich blitzartig auftat, um sich gleich darauf wieder zu schließen. Es gab keinen Streit, keine Rangelei um
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