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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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kalte Flimmern auf ruhigem schwarzem Grund gehörte einwandfrei zum Kreuz des Südens. Ich fuhr in die Jacke und rannte los.

5.
Mark Brandis,
Chef Raumnotrettungsflotte UGzRR
Eingabe ins elektronische Bordbuch
    Im Cockpit hatte Captess Kato das Handruder an sich herangezogen, und das Manöver, auf das sie, als ich die Brücke betrat, ihre Aufmerksamkeit konzentrierte, war das einer verlangsamten Annäherung an ein Objekt.
    Es war ein hervorragend geflogenes Manöver. Kein Mann – mich mit meiner langjährigen Erfahrung eingeschlossen – hätte es besser machen können. Der Ausbildungsstand der weiblichen VOR-Piloten ließ keine Wünsche offen.
    Captess Kato wandte den Kopf und strahlte mich an. »Wie sagt man bei Ihnen, Sir? Mach ganz schnell langsam!«
    Ich runzelte die Stirn. Wahrscheinlich meinte sie: Eile mit Weile! Sie sagte: »Ich hielt es nicht für angebracht, Sie früher zu stören. Ein Mayday mit exakter Position.«
    Das Objekt stand mit rund siebzig Kabellängen Abstand vor dem Steuerbordbug: in Form einer untertassenförmigen, von Meteoritenstürmen pockennarbig gezeichneten Raumstation. Ich warf einen Blick auf die eingeblendete Raumkarte. Sie trug die Bezeichnung LUZ, und die beiden Diagonalen kreuzten sich über dem Sektor 228. 
    Captess Kato strich sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn.
    »Zwecklos, Sir. Die Plattform ist nicht eingetragen.«
    Die Henri Dunant befand sich in der Schlußphase des Anfluges. Sie umkreiste die Station in immer enger werdenden Windungen, um schließlich, noch zwei Kabellängen von ihr entfernt, zur Ruhe zu kommen.
    Captess Kato stellte das Triebwerk ab.
    »Schiff klar zum Bootsmanöver, Sir.«
    Die Plattform machte einen verlassenen Eindruck. Auch auf ihrer Nachtseite brannte nirgendwo Licht, und der kosmische Staub, der sich auf dem kreisrunden Landedeck angesammelt hatte, machte es zur Gewißheit, daß dort seit Jahren kein Versorger mehr gelandet oder gestartet war. Ich rief das FK.
    »Frage, Lieutenant Levy: Haben wir Verbindung?«
    Der Lautsprecher knackte.
    »Nein, Sir.«
    Ich war überrascht.
    »So. Nun, dann fahren Sie jetzt bitte zu meiner Information den Speicher ab.«
    Lieutenant Levys Anwort kam mit Verzögerung: »Aye, aye, Sir. Bloß, Sir – auf dem Band ist nicht viel drauf. Ich war nicht einmal sicher, ob das, was ich zur Brücke durchstellte, wirklich ein Mayday-Fall war.«
    »Schon gut. Ich überprüfe das selbst.«
    Die Speicher-Aufzeichnung lief an. Was man zu hören glaubte, mochte ein Flüstern sein – ein Flüstern, das unterging im Knistern der Sterne. Lieutenant Levy hatte recht. Die Aufzeichnung war eine glatte Niete. Ich war drauf und dran, den Speicher abzuschalten, als ich, laut und deutlich, Captess Katos Bestätigung vernahm: »Hier RRK Henri Dunant . Ich habe Sie gehört und werde in rund vier Stunden bei Ihnen sein. Bitte wiederholen Sie Ihre Kennung!« Und dann, nach einer mit dem Knistern der Sterne ausgefüllten Pause, noch einmal: »Sie kommen zu schwach. Ich kann Ihre Kennung nicht verstehen, ich kann Ihre Kennung nicht verstehen.«
    Ich schaltete ab und stellte noch einmal eine Verbindung zum FK her.
    »Und die Position, Lieutenant?«
    »Tut mir Leid, Sir«, antwortete Lieutenant Levy. »Ich hätte wetten mögen: Da war nichts. Aber Captess Kato war sich ihrer Sache sicher: Lima Uniform Zulu Zwo-Zwo-Acht. Fragen Sie mich nicht, wie das zu erklären ist. Im allgemeinen habe ich ganz gute Ohren. Auf jeden Fall – es hat gestimmt.«
    Ich ließ die Taste los und drehte mich um.
    Captess Kato nickte.
    »So war es, Sir. Die Position kam einigermaßen klar.«
    »Und die Kennung?«
    »Die Kennung, Sir, blieb unverständlich.«
    Die Kennung war wichtig. Bevor ich das Dingi hinüber schickte, mußte ich das Risiko ausschalten, daß wir es mit einem der immer zahlreicher werdenden Seuchenhospitäler der VOR zu tun hatten, in denen die rigorosen Asiaten ihre an der sogenannten Raumpest erkrankten Leute auszusetzen pflegten.  Die Bauweise der Station entsprach nicht der EAAU-Norm.
    Ein Halbdeck höher war Lieutenant Stroganow im Kartenhaus in seine Handbücher vertieft. Ich setzte mich auf den zugeklappten Navigationsrechner. 
    »Also, Lieutenant, haben wir diesen seltsamen Vogel im Katalog oder nicht?«
    Mein Navigator stand kurz vor dem Pensionsalter. Hinter ihm lag ein bewegtes Leben unter den Sternen. Die sogenannte Windjammerzeit – frühe interplanetarische Flüge, die statt nach Tagen und Wochen gerechnet zu werden,

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