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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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einmal, »der Schrumpfkopf schäumt vor Wut. Ahmed Khan verflucht seinen Ersten Steuermann, der mit dem Schuß in die Decke das navigatorische System der Vendetta lahmgelegt hat.«
    Lieutenant Kardorff legte eine Kunstpause ein. Dann fuhr er fort: »Als ich die Brücke betrat, hatte ich es mit einem Kommandanten zu tun, der weder über eine Position verfügte noch über einen zu haltenden Kurs. Der ganze elektronische Kladderadatsch ist durcheinander. Ahmed Khan verdammt sein Schicksal, das ihm nicht erlaubt, eigenhändig ein astronomisches Besteck zu nehmen, und er beschimpft Fiorentino, der dazu nicht imstande ist. Folglich mußte ich einspringen.«
    Die Vendetta befand sich in Schwierigkeiten. Seit langem war dies die erste gute Nachricht.
    Captain Romen dachte an den verschmorten Kabelstrang. Offenbar war der entstandene Schaden nicht nur örtlicher Natur. Der Versuch, ihn mittels Bordmittel zu beheben, war allem Anschein nach gescheitert. Das elektronische Netz, in dem die Spinne saß, war lückenhaft geworden. Und da der Erste Steuermann die Kunst der astronomischen Navigation nicht beherrschte, war Ahmed Khan bis auf weiteres angewiesen auf Lieutenant Kardorff. Kein Wunder, daß Fiorentino ein mürrisches Gesicht machte.
    Die Ungnade seines Herrn und Meisters lastete auf ihm.
    Im übrigen enthielt Lieutnant Kardorffs Bericht eine weitere, nicht minder wertvolle Information.
    Captain Romen forschte nach. 
    »Sie haben also in Ahmed Khans Auftrag ein astronomisches Besteck genommen, Lieutenant?«
    »Ja, Sir.«
    »Folglich sind Sie im Besitz unserer Position?«
    »Ja, Sir.«
    »Schießen Sie los, Lieutenant!«
    Lieutenant Kardorffs Augen hinter den dicken Brillengläsern waren auf einmal die einer weisen Eule.
    »Sie werden es nicht glauben, Sir: Wir befinden uns im Raumgebiet Quebeck Yankee Uniform und haben soeben Kurs genommen auf Serpens.«
    Captain Romen runzelte die Stirn. Das Raumgebiet QYU lag weit entfernt von allen beflogenen Routen und wurde im allgemeinen nicht einmal von der Sirius-Patrouille aufgesucht. Gleich dahinter begann das unvermessene Nichts der endlosen Lichtjahre. Ahmed Khan steuerte folglich seinem Stützpunkt zu. Angeblich gab es jenseits des kubischen Gürtels immer noch ein paar uralte, halbwegs intakte Plattformen aus der Pionierzeit, und auch der unlängst wiederentdeckte, verwilderte Kunstplanet Pilgrim 2000 mochte um diese Jahreszeit dort zu suchen sein. 
    Albrecht brach das entstandene Schweigen.
    »Mir ist das nicht ganz klar, Lieutenant Kardorff. Soviel ich weiß, ist der Serpens-Kurs bereits erkundet worden – ohne Ergebnis.«
    Das war richtig. Ein Expeditionsschiff der VEGA war dem Serpens-Kurs einmal drei Monate lang gefolgt und hatte dabei nichts anderes vorgefunden als gähnende Leere.
    Captain Romen erfaßte das Mißverständnis. Der Fulgor -Pilot war offenbar nicht auf dem laufenden. Auf den neueren Karten trug das besagte Sternbild die Bezeichnung Waran. 
    »Damit wir uns recht verstehen, Mr. Albrecht«, warf Captain Romen ein, »der von Lieutenant Kardorff genannte Kurs ist der auf den Asteroiden Serpens.«
    Albrechts Miene drückte aus, daß ihm das nicht viel sagte. Als Pilot eines Versorgers hatte er sich um diese entlegenen Randzonen wohl kaum gekümmert.
    Lieutenant Kardorff nickte.
    »Ganz recht, Sir.« Und an den Fulgor -Piloten gewendet, fuhr er fort: »Der Asteroid Serpens, Mr. Albrecht, ist erst seit drei Jahren bekannt. Er trägt den Namen seines Entdeckers, John William Serpens. Mit einem Durchmesser von rund 380 Kilometern besteht er im wesentlichen aus Staub. Seine Bahn-Ekliptik …«
    Captain Romen dämpfte den Redefluß. Je länger er über diese Information nachdachte, desto weniger sagte sie ihm zu.
    Er erkundigte sich: »Und was, zum Teufel, hat Ahmed Khan auf Serpens vor, Lieutenant? Als Stützpunkt ist diese Staubwüste doch völlig ungeeignet.«
    Über das Gesicht des Navigators lief ein Schatten. Die Eule verwandelte sich in einen traurigen, kranken Vogel. Lieutenant Kardorff schien etwas sagen zu wollen – aber bevor er es laut werden ließ, schluckte er es herunter. Er hob die Schultern und erwiderte: »Keine Ahnung, Sir.«
    Es klang wenig überzeugend. Captain Romen hatte auf einmal das beklemmende Gefühl, daß der Navigator mehr über Ahmed Khans Absichten wußte, als er zugab. Weshalb schwieg er? Und was war es, was er nicht auszusprechen wagte? Seine anfängliche Munterkeit erschien plötzlich in einem völlig neuen Licht. Sie war

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