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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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an den Mann zu bringen.
    »Sie erwähnten: die Florence Nightingale kam in Sicht, Doktor. Bitte schildern Sie mir das etwas genauer!«
    »Oh, das Schiff war am Driften, Sir, und außenbords wurde gearbeitet. Wir haben angefragt, was da los sei, aber da kam keine Antwort. Na ja, und wenig später nahm das Schiff auch wieder Fahrt auf, sehr langsam, und entfernte sich in Richtung Plejaden.«
    Die Auskunft machte mich nicht klüger. Sie ergab keinen Sinn. Was ich zu hören bekam, war absurdes Theater.
    »Haben Sie sonst noch etwas unternommen, Doktor?« erkundigte ich mich.
    Aus dem kosmischen Rauschen löste sich eine sehr ferne Antwort: »… kein Anlaß. Das heißt, ich habe, als ich einen Augenblick Zeit fand, die Raumnotwache Las Lunas verständigt.«
    Ich beendete das fruchtlose Gespräch und ließ mir von Lieutenant Levy die mittlerweile erstellte LF-Grafik vorlegen.
    »Da kommt was auf uns zu, Sir!« bemerkte Lieutenant Levy.
    Der Energiesturm, der Stellanorm XIV zu schaffen machte, war nur ein abgeschwächtes Randgebiet. Der Kern lag im Raumgebiet PAL und bewegte sich als spiralförmiger Wirbel auf das Sternbild des Widders zu.
    »Stärke zwölf, Sir«, sagte Lieutenant Levy, »wenn nicht mehr.«
    Ich studierte die Grafik.
    Daß wir in das kosmische Unwetter nicht ungewarnt hineinplatzten, war ein erheblicher Gewinn. Aber nun mußte ich mich entscheiden. Der Sturm ließ sich umfliegen. Das bedeutete einen Zeitverlust von rund 48 Stunden. Behielt ich hingegen den anliegenden Kurs bei, so stand uns in den Raumgebieten PAM und PAN einiges bevor. Im Vertrauen auf die Isolierung der Henri Dunant beschloß ich, uns durchschütteln zu lassen. Um 16.11 Uhr Bordzeit wies ich Lieutenant O'Brien an, wieder das RC zu besetzen, hieß Lieutenant Levy, solange noch Verbindung bestand, uns für die nächsten Stunden bei der Raumnotwache Las Lunas abzumelden und ließ mir danach das Schiff sturmklar rapportieren. 
    Im Prinzip gab es nichts zu befürchten. Die Henri Dunant war ein erprobtes Schlechtwetterschiff, und auch konzentrierte kosmische Strahlung könnt ihr nichts anhaben. Die verwundbaren Teile waren mit einer neuartigen reflektierenden Isolierung überzogen, und die Verglasung bestand aus strahlenfestem Neovitrit mit dem Schutzfaktor VI, während selbst noch bei den für Große Fahrt bestimmten Expeditionsschiffen, zu denen auch die Kronos zählte, von der ich zur UGzRR übergewechselt war, der Schutzfaktor III als ausreichend befunden wurde. Eine weitere konstruktive Maßnahme, die der inneren Sicherheit diente, bestand darin, daß mit dem Schließen der Türen die einzelnen Stationen die Funktion vom hermetisch und strahlenfest abriegelnden Schotten übernahmen: dies für den Fall, daß es wider Erwarten doch zu einem Strahleneinbruch oder einer stärkeren Leckage kam.
    Mit meinem Entschluß, die Henri Dunant durch den Energiesturm zu fuhren – mochte dieser auch die Stärke 12 der Jaroff-Tabelle erreichen oder überschreiten –, verband sich mithin kein übersteigertes Risiko.
    Die einzige Schwachstelle war das AMS, das sich mit Bordmitteln nicht reparieren ließ. Man mußte sich folglich wie auf den meisten anderen Schiffen, die über kein AMS verfügten, auf die üblichen Radarsysteme verlassen. Das bedeutete allenfalls erhöhte Wachsamkeit. Im übrigen war die statistische Wahrscheinlichkeit, mitten im Energiesturm auf einen Meteoritenhagel zu stoßen, verschwindend gering.
    Um 16.17 Uhr übernahm ich selbst die Schiffsführung und schaltete das VKS ab. Die Handsteuerung ermöglichte ein rascheres und direkteres Manövrieren.
    Ein Versäumnis fiel mir ein, und ich schickte Lieutenant Levy ins Hospital, um sicherzustellen, daß auch unser Guru die Sturmwarnung mitbekommen hatte und fest und sicher in den Gurten saß.
    Lieutenant Levy meldete die Ausführung über Lautsprecher. Es hörte sich reichlich respektlos an: »Sir, Ehrwürden sind verschnürt.«
    Vor dem Cockpit wetterleuchtete in giftigem Orange die erste Entladung und übergoß Captess Katos porzellanbleiches Geisha-Gesicht mit dem Widerschein ferner Brände. Das ganze Universum schien in Aufruhr zu sein. Das Knistern setzte ein, als ich die Taste zum FK drückte. 
    »Danke, Lieutenant.«
     
    Über den Flug der Henri Dunant durch den Energiesturm Lorelei – unter dieser Bezeichnung wurde er registriert – wurde auf meinen Antrag hin eine Untersuchung durch das Raumamt Metropolis durchgeführt. Nach Wertung aller Faktoren wurde meine Entscheidung

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