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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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schluckte. M 95 war mein bester Schüler. Ein rascher Verstand, eine wache Intelligenz… Ach, verdammt, ich fing schon an, wie einer dieser Wissenschaftler zu denken: in Mustern und Zwillingen.
    „Er ist - Sie müssen das verstehen - immerhin einer von meinen Jungs!“ sagte ich. „Ich habe ihn ausgebildet.“
    „Er ist ein Muster“, widersprach sie, „genau wie M 83, der Ihnen sein Leben verdankt.“
    „Und wie geht’s ihm?“
    Im Lautsprecher wurde ihr Name aufgerufen. Sie hatte es eilig, sich zu verabschieden.
    „M 83 wird morgen wieder zum Unterricht erscheinen“, antwortete sie. „Aber verrennen Sie sich nicht in zu große Anhänglichkeit, Sir. M 83 wird es nicht für nötig erachten, sich bei Ihnen zu bedanken. Dankbarkeit ist den Astraliden unbekannt.“

9. Auszug aus Martin Seebecks „Pandora-Report“
    Es geschah an jenem Tag, an dem die Erde außer Sicht geriet.
    Man kann auch sagen: Es geschah an einem x-beliebigen Tag. Keine Anzeichen hatten gewarnt. Das Schicksal schlug zu wie der Blitz aus heiterem Himmel - so unzutreffend dieser Vergleich auch sein mag. Vierundzwanzig Stunden zuvor war die Erde zum letzten Mal registriert worden. Im elektronischen Tagebuch, in dem sowohl Position wie Kurs festgehalten wurden, tauchte sie an letzter Stelle auf. Inzwischen jedoch war das Verhältnis von wachsender Entfernung und dem Volumen des Planeten so groß geworden, daß der Sichtkontakt abriß.
    Und damit trat die Navigationstabelle II in Kraft, die ausführlich genug besprochen worden war. Unter einem rußschwarzen Himmel, eine einsame Materiekonzentration inmitten eines Raumes von unvorstellbarer Leere, hielt der Komet Cunningham , nachdem er den planetarischen Vorposten Pluto passiert hatte, auf das Sternbild Schwan zu.
    Der Zeitplan war so unbeirrbar wie der Gang einer Atomuhr. Es gab keinen Anlaß zu Eile. Das Schiff, an dem die Engineer-Roboter bauten, wurde noch nicht benötigt, aber man konnte gewissermaßen Gift darauf nehmen, daß es klar zum Start sein würde, sobald man es brauchte.
    Die Ausbildung der Astronauten war in vollem Gange. Leerlauf war im Camp Astralid unbekannt. Auch an diesem Tag ließ Mutterleib II pünktlich seine Stimme ertönen - anfangs in Form einer Sirene, die sich über dem ICN erhob, hernach mit der barschforschen Aufforderung:
    „Nun aber mal Beeilung, Herrschaften! Bitte, nehmen Sie Ihre Plätze ein!“
    Für die Zwillinge begann ein neuer Tag der Ausbildung. Es galt nachzuholen, was man tags zuvor wegen einer kommunikativen Panne versäumt hatte. Die Abnabelung rückte näher. Die Zwillinge sehnten diesen Augenblick herbei, um endlich das Erlernte in die Tat umsetzen zu können: auf kühnem Flug zu unerforschten Welten. Doch sie waren einsichtig genug, um die Notwendigkeit einer gründlichen Ausbildung anzuerkennen.
    Der Morgenappell begann. Mutterleib II kontrollierte die Anwesenheit: reine Routine.
    „Z 93?“
    „Hier.“
    „Z 80?“
    „Hier.“
    „Z 83?“
    „Hier.“
    „Wie fühlen Sie sich heute?“
    „Ich bin okay, Mutterleib.“
    „Freut mich zu hören. Und wie steht es mit Z 95? Z 95!“
    Vom Z 95 kam keine Antwort. Mutterleib II zeigte sich verärgert und nahm den Anlaß wahr, um einmal mehr über die Elemente Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu reden, den beiden Säulen eines reibungslosen Zusammenlebens. Im ICN hätte man das Fallen einer Stecknadel vernehmen können, so still war es. Vor den Fenstern stand, schwarz und unergründlich, der leere Raum.
    Doch jenseits dieses Ozeans aus Nichts funkelte und leuchtete die Inselwelt der Verheißung: die Millionen und Abermillionen Eilande der Milchstraße.
    Für sie gab es in der Sprache von Mutterleib II eine nüchterne Bezeichnung:
    Die Aufgabe.
    Auf den Simulatoren setzte das Programm ein. Die Muster auf PANDORA waren an der Arbeit.
    Mutterleib II nannte die Muster gelegentlich die Mohren. Sie tun ihre Schuldigkeit. Das ist kein Anlaß für das Entwickeln von verwandtschaftlichen Gefühlen. Klar? Mohren werden benutzt und weggeworfen. Ein Hauch Shakespeare war ihm eigen.
    An diesem Tag, an dem die Erde außer Sicht geriet, wurde im Camp Astralid der Unterricht dadurch beeinträchtigt, daß Z 92 ausgeschickt werden mußte, um festzustellen, weshalb Z 95 fehlte.

10.
    Dr. Benzingers Assistentin hatte mir den Rat erteilt, mein Herz nicht zu sehr an meine Schüler zu hängen. Sie sprach aus Erfahrung. Wenn ich beizeiten auf sie gehört hätte, wäre mir manches erspart geblieben. Aber fast bis

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