Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
verbarrikadiert.
Vor der Hausnummer 385 parkte der Leichenwagen.
Die Gestalt auf der Trage war mit einer grauen Militärdecke zugedeckt. Ich wandte mich an die Träger.
»Wer ist das?«
»Heißt Roger Hausmann, Ex-Astronaut. Warum? Sind Sie ein Verwandter?«
»Das wäre zu viel gesagt.«
»Ihm war wohl nicht mehr zu helfen gewesen. Schon zu geschwächt. Da gibt’s noch viele wie ihn.«
Ich mußte schlucken.
Roger Hausmann, mögen dir, wo du jetzt bist, die Sterne leuchten!
Der Leichenwagen schnaubte davon. Ich trat ins Haus. Drei Treppen höher hatte sich niemand die Mühe gemacht, die Tür zu schließen. Ich überwand mich und betrat die fremde Wohnung. Hausmanns letzte Verhältnisse waren mehr als bescheiden gewesen: zwei Zimmer, billigste Möbel, verblichene Fotos aus besseren Tagen.
Der Betrieb. Die drei Schlepper. Hausmann lachend im Pilotensitz.
An den alten Zeiten hatte er gehangen, und die Erinnerungen hatten gelegentlich sein Herz gewärmt. Auf einem Regal standen in säuberlicher Aufreihung die Bordbücher und Auftragskladden eines Astronautenlebens.
Ich zog einen Stuhl heran, setzte mich und machte mich an die Suche.
Es dauerte lange, bis ich fand, worum es mir ging. Die Eintragung stammte aus jenem Jahr, in dem ich mit der Kronos auf den verschollenen Kunstplaneten PILGRIM 2000 gestoßen war, aus dem Jahr 2080. Sie lautete: Plattform P-kop , 879 Tonnen, Eigner und Betreiber Leo Smirnoff, abgeliefert auf …
Die Position im Venus-Leier-Sonne-Dreieck war exakt festgehalten. Im Alfa-Zulu-System war sie nicht mehr enthalten – und damit lag sie knapp außerhalb des vermessenen Raumes.
Ich trennte die Seite heraus, steckte sie ein und verließ Hausmanns Wohnung.
Im dunklen Treppenhaus des Erdgeschosses waren zwei Männer damit beschäftigt, das Namensregister der Bewohner zu studieren. Einer von ihnen rauchte.
Erst als ich wieder am Steuer der Libelle saß, ging mir auf, daß ich den süßlichen Rauch einer VOR-Zigarette eingeatmet hatte.
5.
Dank der kampfstarken Eskorte blieb der Konvoi unbehelligt. Die hungrigen Wölfe des Raumes griffen nicht an. Nur auf den Radarschirmen tauchten sie gelegentlich in Form von versprenkelten Echos auf. Die Wölfe hüteten sich, dem Konvoi näherzukommen als auf Glühwürmchen-Distanz. Sie belauerten uns mit ihren elektronischen Augen. Sobald einer der Leichten Kreuzer gereizt vorpreschte, zogen sie sich in die Weite des Raumes zurück, und die Glühwürmchen auf den Monitoren zerfielen zu nichts. Wir gewöhnten uns daran, mit der Gefahr in der Ferne zu leben.
Metropolis hatten wir pünktlich am 1. Februar verlassen und, nachdem der Mond passiert war, eingedreht auf den Uranus.
Die Goldonische Sperre, die uns im Dezember, auf der ersten Reise, so arg behindert hatte, befand sich im Zustand der Auflösung, so daß der wahre Kurs bis auf einige kleinere Schlenker dem Idealkurs entsprach. ZG – Zusätzliche Gravitation – wurde nicht mehr gemessen, woraus ersichtlich war, daß das Schwarze Zwergloch, das uns die mit Hilfsgütern voll gestopfte Pampero gekostet hatte, weitergezogen war; und die kosmische Strahlung erreichte nicht mehr die alten Sturmstärken und hielt sich in ungefährlichen Grenzen.
Daß INTERPLANAR XII dennoch erst am achten Tag der Reise in Sicht kam, war darauf zurückzuführen, daß das Tempo eines Konvois immer bestimmt wird vom langsamsten Schiff. In unserem Fall war das die Lesmona, die mit einem veralteten Doppelstocktriebwerk ausgerüstet war und jedesmal zurückfiel, sobald sich die systemgebundenen Schwerefelder konstellatorisch überschnitten oder sich die Nähe eines Planetoiden bemerkbar machte. Bis dann das vertrackte Doppelstocktriebwerk Schub entwickelte, traten die übrigen Schiffe des Konvois gewissermaßen auf der Stelle.
Im Radarschatten, den INTERPLANAR XII warf, drehte die Henri Dunant bei. Das Manöver war abgesprochen. Der Konvoi zog weiter, ohne zu verlangsamen. Wieder einmal flackerten die Signalscheinwerfer.
»Übernehme Führung!« meldete der Scheinwerfer der Florence Nightingale, auf der Captain Romen Vormann war.
»Hals und Beinbruch!« erwiderte der Scheinwerfer der Henri Dunant, auf der ich dem entschwindenden Konvoi nachblickte.
Noch einmal blitzte es drüben auf.
»P-e-r a-s-p-e-r-a a-d a-s-t-r-a!«
Lieutenant Levy wandte sich zu mir um.
»Per aspera ad astra, Sir. Können Sie etwas damit anfangen?«
Durch Nacht zum Licht. Captain Romen hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
»Geben Sie
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