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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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zurück: Danke.«
    »Danke. Aye, aye, Sir.«
    Ein paar Sekunden noch waren die behäbigen Frachter und die gedrungenen, flinken Johanniter-Kreuzer mit bloßem Auge zu sehen – dann tauchten sie ein in die große Leere, verwandelten sich in irrisierende Reflexe vor dem schwarzen Samt der Unendlichkeit; und nachdem ich mir die müden Augen gerieben hatte, waren sie nicht mehr zu sehen.
    Unter Captain Romens Führung war der Konvoi auf dem Weg zum Uranus, um noch einmal mit Nahrung für Metropolis beladen zu werden. So Gott wollte, würde die Henri Dunant dort wieder zu ihm stoßen. Bis dahin war sie auf sich allein gestellt.
    Ich betrat das RC. Lieutenant O’Brien kam mit seiner Meldung meiner Frage zuvor.
    »Alles ruhig, Sir. Die Echos auf dem Schirm rühren von unseren eigenen Schiffen her.«
    Ich warf einen Blick auf die Anzeige; und ich dachte daran, daß diese wohl ebenso studiert wurde von den Wolfsrudeln, die den Konvoi umschwärmten.
    Daß ein Schiff aus dem Geleit ausgeschert war, fiel nicht auf.
    »Danke«, erwiderte ich und wechselte hinüber zu Lieutenant Stroganow ins Kartenhaus.
    Auch der Sibiriak wußte, daß wir keine Zeit zu verschenken hatten. Er saß wartend hinter dem Computer. Ebenso wie alle anderen an Bord war er über Sinn und Zweck unseres Abstechers im Bilde. Ich griff in die Tasche und legte die herausgerissene Seite aus Hausmanns Tagebuch vor ihn hin.
    Was den Himmel berechenbar macht, ist seine Gesetzmäßigkeit. Und dieser unterliegen nicht nur Sonne, Mond und Sterne. Auch die Plattformen, sofern sie nicht gravitatorisch verankert sind, bilden keine Ausnahme. Wenn man weiß, daß sich ein bestimmtes Objekt an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Punkt befunden hat, ist die Ermittlung seiner aktuellen Position reine Computerarbeit.
    Lieutenant Stroganow zog das Blatt Papier an sich heran.
    » P-kop !« sagte er. »Na, dann wollen wir mal sehen …«
    An keinen lahmenden Konvoi gebunden, war die Henri Dunant – entworfen und gebaut für Zwecke der Raumnotrettung – ein ungewöhnlich schnelles Schiff. Und überdies kam uns der Kalender zur Hilfe. Auf ihrer solaren Umlaufbahn stand P-kop um diese Zeit knapp außerhalb des Raumgebietes XWY – und damit für uns nur eine Ta-gesreise entfernt.
    »Wer hat sie auf Position gebracht, Sir?« erkundigte sich Lieutenant Stroganow.
    »Roger Hausmann.«
    »Die alte Garde. Die wußte noch, was wichtig ist.«
     
    Hausmann hatte in der Tat hervorragende Arbeit geleistet. Die von ihm gewählte Position hielt P-kop in einer Umlaufbahn, die kein einziges Mal von einer der traditionellen Schiffahrtsstraßen unter den Sternen geschnitten wurde – und die dennoch so gewählt war, daß sie den einsamen Mann auf der Plattform nicht von allen Annehmlichkeiten des Lebens abschloß.
    Einmal im Jahr näherte sich P-kop so weit der Venus, daß die Vorräte – Proviant, Wasser, Preßluft, Brennstoffe usw. – bequem ergänzt werden konnten, und insgesamt zehnmal im Jahr geriet sie in die Nachbarschaft der vorgeschobenen Raumstationen des Äußeren Ringes. Praktisch bedeutete das, daß Smirnoff, falls ihm danach war, fast jeden Monat unter Menschen kommen konnte.
    Als Astronaut war Roger Hausmann ein As gewesen, als Kaufmann eine Niete …
    In vielen raumtechnischen Betrieben findet man das genaue Gegenteil.
    Als P-kop vor dem Bug der Henri Dunant auftauchte, sah die Plattform aus wie ein Bestandteil des Leier genannten Sternbildes. Nur wenn man die Lichtpunkte nachzählte und feststellte, daß einer zu viel war, nahm man von ihr Notiz.
    Ich rief das FK und hieß Lieutenant Levy, uns zur gegebenen Zeit mit dem Signalscheinwerfer anzumelden.
    Bald darauf nahm Captain Mboya die Fahrt aus dem Schiff.
    »Ein alter Eimer«, sagte er.
    Und das war nicht weit gefehlt. P-kop war eine ehemalige Computerplattform der Stella-Polaris-Gesellschaft. Nach dem finanziellen Zusammenbruch des Unternehmens war das gesamte Inventar unter den Hammer gekommen – so auch die Plattform.
    Für ihr Alter war sie recht gut erhalten. Die Pockennarben, die ihr von durchziehenden Meteoritenschwärmen geschlagen worden waren, verunzierten lediglich ihr ohnehin plumpes Äußeres, ohne daß sich damit erkennbare Leckagen verbanden.
    Das Landedeck hatte gerade Platz genug für den darauf abgestellten altmodischen Raumkutter. Weite Reisen ließen sich mit dem Schiffchen nicht unternehmen, aber für einen gelegentlichen Sprung in die Zivilisation war es solide genug.
    Der Lautsprecher knackte.

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