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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kopf.
    »Sir, Sie tun besser daran, Ihren Gurt wieder anzulegen.«
    Auf dem anderen Sitz blickte Brandis von seinen Aufzeichnungen auf. Das Wort Satellit war darin festgehalten, allerdings mit drei dahinter gehängten Fragezeichen. Ferner stand notiert: Nusumu und Amen. Nichts davon ergab einen Sinn.
    »Erwarten Sie Schwierigkeiten, Captain?«
    »Sehen Sie sich die Instrumente an, Sir!«
    Die optischen Anzeigen waren voller Unruhe. Nach keiner konnte man sich mehr richten. Symbole und Zahlen tauchten auf, die unmöglich stimmen konnten.
    Weygand kämpfte darum, den Aviso unter Kontrolle zu behalten.
    »Die einzige Vorwarnung«, sagte er dabei, »sind manchmal die Wolken. Es muß mit den Wolken zusammenhängen, Sir.«
    Brandis’ Blick ruhte auf dem Kompaß. Die Scheibe schwankte wie betrunken hin und her.
    »Magnetfelder?«
    »Was soll’s sonst wohl sein, Sir? Die ganze Strecke ist damit gespickt gewesen, von Paris an. Erst über den VOR gab es Ruhe.«
    »Haben Sie sich um eine Erklärung des Phänomens bemüht, Captain?«
    Eine Weile lang war Weygand zu beschäftigt, um zu antworten. Der Aviso torkelte hin und her. Weygand zwang ihn in eine halbwegs horizontale Fluglage.
    »Ich hab’ ‘ne Zwischenlandung eingelegt in Wladiwostok. Dachte, beim Institut für Wetterkunde würde ich etwas erfahren. Aber die Brüder haben nur mit den Schultern gezuckt.«
    Ein Hagelschauer schlug prasselnd gegen die Scheiben und ging in Regen über. Die Anzeigen wurden normal, und der Aviso lag wieder ruhig.
    »Allmählich«, sagte Weygand, »bekommt man ein Gespür für die Regeln. Sobald der Regen fällt, ist alles wieder in Ordnung.«
    Brandis starrte in die Waschküche. Unter ihnen mußte jetzt die Große australische Wüste liegen, die ehemalige Wüste, die neue Kornkammer der EAAU.
    »Das ist nicht viel«, bemerkte er.
    Weygand war immer noch wütend. Er sagte: »Der ganze Luftverkehr über der EAAU wickelt sich seit neuestem auf veränderlichen Leitschienen ab, vollautomatisch. Man geht den Magnetfeldern praktisch aus dem Weg. Nur unsereins darf sich an das System nicht dranhängen, Sir. Es ist zum Kotzen.«

6.
    Das Venedig des 21. Jahrhunderts hatte man Metropolis genannt, das sich als künstliches Gebilde zwischen den Drei Vereinigten Kontinenten, denen es Hauptstadt war, zwischen Europa, Amerika und Afrika, allen dreien zugehörig und doch keinen von ihnen bevorzugend, aus dem Atlantik erhob.
    Metropolis: das war nur ein anderes Wort für eine Pioniertat der Technik, für ein Meisterwerk der Architektur und Stadtplanung, für 50 Millionen Einwohner, für Kunst und Kultur, für Wissenschaft und Lehre.
    In dieser Stadt, die sich als eine Oase ewigen Frühlings einer urbanen Aphrodite gleich mit dem weißen Schaumkranz ewiger Brandung umgab, liefen die Nervenstränge der EAAU zusammen. Hier schlug deren politisches Herz.
    Und von hier aus regierte und beherrschte Alfred Dreyer, General und Konsul, mit Hilfe eines ausgeklügelten Machtapparates und unzähliger psychologisch geschulter Agitatoren das größte Staatsgebilde, das die Menschheit im Lauf ihrer Geschichte je errichtet hatte: einschließlich Australiens vier Kontinente, dazu das planetarische Neuland Venus, Uranus und Mars.
    Und hier war auch die VEGA beheimatet, aus deren Reihen der Erste Vormann der UGzRR hervorgegangen war und die für die von ihm geführte Flotte unter dem Johanniterkreuz nach wie vor ein unentbehrlicher Anlaufhafen war.
    Brandis verließ den Aviso , kaum daß die Gangway herangerollt worden war. Einen Atemzug lang verweilte sein Blick auf dem gedrungenen Rumpf seiner Henri Dunant, die, von Gerüsten umstellt, zwischen den Werftkränen stand – dann hob er grüßend den Arm.
    Er hatte Ruth O’Hara erkannt, seine Frau.
    Ruth stand vor dem Eingang zur Halle – dort, wo sie auch dann zu warten pflegte, wenn er von den Sternen heimkehrte –, hatte eine Hand über die Augen gelegt und blickte ihm entgegen. Und das vom Himmel fallende Licht verwandelte ihr langes kupferrotes Haar in eine gleißende Flamme.
    Brandis blieb plötzlich betroffen stehen und drehte sich um.
    Es war nicht die Sonne, was Ruth in die Augen stach. Und es war von beklemmender Gigantomanie.
    Beim Landeanflug war sie noch nicht dagewesen – aber nun, bei einsetzender Dämmerung, wuchs die himmlische Lichtgestalt über der Stadt empor, scheinbar bis tief hinein in die dunkle Unendlichkeit des Universums: In Form einer aus Licht modellierten Statue zeigte sich der Konsul dem Volk.

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