Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
bereit jederzeit abzuheben, im Hintergrund, beim alten Gerümpel, wo er nicht störte, der abgehalfterte Raider.
McKim beendete seine Arbeit und zwinkerte Brandis mit seinen schrägen Augen zu.
»Nett, Sie mal nicht nur zu hören, Sir.«
Brandis deutete mit dem dampfenden Becher auf die knisternde Apparatur.
»Liegt was an?«
McKim grinste.
»Ein Tag zum Küssen, Sir, Tote Hose. Alle Kreuzer sind auf ihren Positionen.«
»Keiner will uns haben?«
»So ist es, Sir. Wir entwickeln uns zu einer Bande von Tagedieben.«
Brandis nahm einen Schluck Kaffee und stellte den Becher ab.
»Hua, Sie sprechen doch Chinesisch.«
»Es reicht, um mich verständlich zu machen, Sir.«
McKim untertrieb. Er beherrschte die erste Sprache der Vereinigten Orientalischen Republiken fließend, in Wort und in Schrift – und wenn er wollte, sogar den Schanghaier Dialekt.
Brandis runzelte ein wenig die Stirn. »Was heißt das: Nusumu?«
»Wie, Sir?«
»Und dann noch etwas, das sich anhört wie Amen. «
McKim blickte ratlos.
»Das soll Chinesisch sein?«
»Ich hielt es für Chinesisch. Auf jeden Fall hörte ich es in Peking.«
McKim schüttelte den Kopf.
»Wenn das Chinesisch ist, Sir, bin ich der Mann im Mond. Ich würde Ihnen ja gern behilflich sein. Wie war das?«
»Zwei Worte«, sagte Brandis. »Nusumu und Amen.
»Ist es sehr wichtig?«
Brandis winkte ab.
»Es geht mir nur im Kopf herum. Hua, das waren Captess Katos letzte Worte. Und ich weiß nicht einmal, ob sie für mich bestimmt waren. Nusumu – Amen. »
»Natürlich«, sagte McKim lebhaft, »das ist Japanisch! Captess Kato stammte doch von dort, aus Hiroshima.«
Brandis neigte zustimmend den Kopf.
»Chinesisch oder Japanisch – mich interessiert nur die Übersetzung!«
Das Strahlen in McKims Gesicht erlosch.
»Ausgerechnet Japanisch habe ich nie gelernt, Sir.«
Brandis ließ sich von der Fensterbank gleiten.
»Schade. Na denn …«
Er wandte sich zum Ausgang.
»Moment, Sir,« sagte McKim. »Ich könnt’s rausbekommen. Lieutenant Kondo auf der Mahatma Gandhi ist Japaner. Ich rufe ihn.«
Brandis blieb wortlos stehen.
McKim klemmte sich hinter den Sender, und als die Mahatma Gandhi sich meldete, ließ er das Gespräch durchstellen zum Navigator.
Dessen Stimme erklang im Lautsprecher.
»Kondo.«
»McKim«, sagte McKim. »Ich hab’ da ein kleines Problem, eine Übersetzung. Zwei Wörter auf japanisch, mit denen ich nicht zurechtkomme.«
»Nur zu, Hua!« sagte der Navigator des gerufenen Rettungskreuzers. »Ich höre.«
McKim sah Brandis an, während er sprach.
»Wort Nummer eins: Nusumu. «
Kondo lachte.
»Pflegen Sie neuerdings Umgang mit Spitzbuben, Hua? Nusumu heißt stehlen. «
»Roger«, sagte McKim. »Und wie steht’s mit Wort Nummer zwei: Amen ? «
»Wie?«
»Amen.«
»Ist das nicht Kirchenlatein? In Ewigkeit. Amen.«
»Kondo!«
»Amen gibt’s nicht im Japanischen. Was klingt denn so ähnlich? Ame vielleicht. Ame heißt Regen. Allerdings, in dem Zusammenhang …«
Brandis’ Stimme fuhr dazwischen.
»Das war’s. Ame war’s. Nusumu und ame. Stehlen und Regen.«
Brandis winkte McKim zu und verließ den Raum.
Worauf war er gestoßen?
Major Tuomi hatte es behauptet. Und nun auch Captess Kato. Nusumu ame. Er stiehlt den Regen. Der Konsul manipuliert mit Hilfe eines gewissenlosen Meteorologen das Klima.
Brandis zwängte sich in den Raumanzug, verließ den Tower und stapfte durch den Staub hinüber zur Henri Dunant. Er stieg die Gangway hoch, schob sich durch die Schleuse, noch bevor sie sich gänzlich geöffnet hatte, und war daheim. Hier verbrachte er die meisten seiner Tage und Nächte – manchmal startklar abgestellt auf irgendeiner Rampe, in Erwartung des nächsten Einsatzes, öfter noch irgendwo draußen im unendlichen Raum. Um von seinem Platz im Leben zu reden – dieser war reduziert auf einen Dreh-Kipp-Sitz im Cockpit.
Brandis nahm den Helm ab, und die Henri Dunant empfing ihn mit den vertrauten Stimmen.
Mit dem Knistern der Lautsprecher.
Mit dem Summen der Aggregate.
Mit dem Plätschern von Wasser unter der Dusche.
Alltag an Bord und tote Hose unter den Sternen. Die Männer kümmerten sich endlich wieder mal um sich selbst. Nur allzuoft fehlte dazu die Zeit.
Brandis näherte sich seiner Kammer, doch kurz davor machte er kehrt, um einen Blick auf das Hygrometer zu werfen, das über das Wohlergehen der empfindlichen Elektronik wachte. Im Gang war es schwül wie in einer Waschküche, und das Hygrometer wies aus,
Weitere Kostenlose Bücher