Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
noch leidvoller und tiefer.
»Du sagst es, Mark. Raumsektor Alfa Mike Lima. Einer von den hiesigen Versorgern. Meldet Feuer im Schiff nach einer Explosion im Maschinenraum.«
Brandis überzeugte sich davon, daß die Memorial-Taste des Flight-Computers gedrückt war. Die elektronische Auswertung der Daten lief.
»Und die exakte Position – damit’s kein langes Gesuche gibt?«
»Alfa Mike Lima. Das ist alles, was sie darüber wissen. Die Armaturen stehen auf Null.«
»Roger, Mike. Hast du den Feuervogel noch an der Strippe?«
»Ich hab ihn dran.«
»Er soll versuchen, seine Position zu präzisieren! Herrgott, er wird doch wohl noch einen Sextanten an Bord haben. Und sag ihm – wir sind unterwegs!«
Brandis drückte den Alarmknopf, der dafür sorgte, daß sich die verschlafene Henri Dunant im Handumdrehen in einen startklaren Rettungskreuzer verwandelte.
Er war dabei, in den. Overall zu schlüpfen, als das Visiofon noch einmal lebendig wurde.
»Mark!«
»Pack’s aus, Mike!«
»Üble Sache. Es hat noch eine Explosion gegeben. Ein Mann ist tot. Der andere steigt jetzt aus.«
Im Raumgebiet AML war exakt das passiert, was jeder Rettungsmann am meisten fürchtete und haßte. Brandis zerrte erbittert den klemmenden Reißverschluß zu. Und was es zu der Sache zu sagen gab, die da unter den gleichgültigen Sternen ihren unaufhaltsamen Lauf nahm, packte er in ein einziges Wort: »Scheiße!«
Es war das Raumgebiet, das der UGzRR den Verlust ihres achten Schiffes eingebracht hatte, und im Prinzip war es ein Raumgebiet wie jedes andere: genauso leer und uferlos und nur deshalb mit der Benennung Alfa Mike Lima belegt, weil das den Dimensionen entsprach, mit denen die modernen Navigationshilfen den gestaltlosen dreidimensionalen Raum ebenso berechenbar machten, wie die konventionelle Kartographie es schon vor Jahrhunderten mit den zweidimensionalen Weltmeeren getan hatte.
An diesem speziellen Tag jedoch verfügte der Sektor AML über einige Besonderheiten, die ihn von allen anderen Raumgebieten unterschieden.
Eine der Besonderheiten war ein ausgestiegener Pilot. Ihn im Sektor aufzuspüren, sofern er sich nicht selbst über Funk anpeilen ließ, entsprach in etwa der Suche nach einem verlorenen Kind in einem Waldgebiet von den Ausmaßen Sibiriens. Und falls der Mann, der da einsam unter den Sternen trieb, keinen der teuren Raumanzüge mit integriertem Radarreflektor trug, waren seine Aussichten, beizeiten geborgen zu werden, geringer als die auf einen Volltreffer im Lotto.
Die nächste Besonderheit des Sektors AML bestand aus einem aufgefischten Trümmerstück.
Lieutenant O’Brien im RC entdeckte es auf einem der Monitoren, und als Captain Weygand auf Brandis’ Geheiß hin die Fahrt aus dem Schiff genommen hatte, holte es Lieutenant Xuma mit Hilfe der Angel an Bord.
Und da das Stück noch so intakt war, daß sich der Materialstempel entziffern ließ, stand alsbald fest, daß es zwischen ihm und dem aktuellen Notfall keinen Zusammenhang gab.
Brandis hielt einen traurigen Überrest der Martin-Luther-King in der Hand.
Das Wrack selbst, das sich an diesem Ort eigentlich hätte befinden müssen, schien abgeschleppt worden zu sein. Von wem und wohin? Der UGzRR lag keine Mitteilung vor.
Brandis nahm sich vor, der Sache bei nächster Gelegenheit auf den Grund zu gehen.
Es ärgerte ihn, daß das Trümmerstück in ihm das gleiche Unbehagen erzeugte wie Ruth O’Haras aus Unverständnis zornige Augen. Er verwahrte es im Bordsafe und notierte sich Ort und Zeit der Auffindung. Und er wunderte sich, weshalb ihm plötzlich zwei japanische Worte durch den Sinn gingen: Nusumu ame.
Und das Suchen nach der Nadel im Heuhaufen ging weiter.
Um 03.14 Uhr Metropoliszeit war der Alarm gekommen, und um 03.18 Uhr hatte die Henri Dunant die Rampe von Las Lunas verlassen. An die sieben Stunden benötigte sie, um das fragliche Raumgebiet zu erreichen und die Suche aufnehmen zu können.
Das Trümmerstück wurde knapp vor Mittag gefunden.
Und danach vergingen noch einmal rund fünf Stunden, bis man auf das ausgeglühte Wrack des lunaren Versorgers stieß.
Als die Henri Dunant davor stoppte, so daß man es in Augenschein nehmen konnte, war es 17.03 Uhr.
Ein verlassenes Schiffswrack in der Zeit-und Grenzenlosigkeit des leeren Raumes – im kalten Licht der fernen Sterne – ist immer ein trauriger Anblick.
Vom Versorger war nicht viel übriggeblieben, nur eine pockennarbige rostbraune Hülle. Das Feuer in den Räumen hatte
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