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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kasten zurechtzukommen, bedurfte es mehr als einer Fluglizenz Klasse 3, mit der man einen Helikopter steuern durfte, oder des A-Scheins für dem Sport und der privaten Nutzung dienende Geräte der Astronautik. Der Raider war kein Gerät in diesem Sinn. Er war eine schrottreife Ansammlung überholter Technik.
    Solange Harris’ Zuspruch Ruth die Hände geführt hatte, war sie mit dem störrischen Zossen einigermaßen zurechtgekommen. Das Triebwerk war tatsächlich angesprungen, und auch das schwierige Manöver des Abhebens hatte sich meistern lassen. Danach, im freien Raum, auf Kurs gebracht, war der Zossen sogar willig gewesen.
    Ruth starrte auf die karstige Oberfläche des Mondes, die unter ihr hindurchzog. Ihr Mund war trocken. Sie hatte getan, was in ihrer Macht stand, um Harris in Sicherheit zu bringen – nun wußte sie nicht weiter.
    Und John Harris machte nicht den Eindruck, als würde er noch einmal zu sich kommen. Der sengende Strahl eines auf ihn abgegebenen Schusses hatte ihm ein handtellergroßes Stück Fleisch von den Rippen gebrannt. Die unversorgt gebliebene Wunde schwärte.
    Was Harris am Leben erhielt, war sein starker Wille. Doch nun war auch dieser müde geworden.
    Ruth machte sich nichts vor: Das Leben des alternden Mannes hing an einem seidenen Faden. Er brauchte einen Arzt. Sofort.
    Und sie konnte nichts für ihn tun.
    Sie konnte den Raider weder landen, noch konnte sie Hilfe herbeirufen.
    Der Sender war bereits ausgebaut. Zurückgeblieben war sein leeres Gehäuse.
    Was nutzte es ihr, daß der Himmel, wie ihr Mann behauptete, voller Ohren war? Sie mußte sich damit abfinden, daß man sowohl im Tower des internationalen Raumflughafens Las Lunas als auch in der rund um die Uhr besetzten Raumnotwache der UGzRR ahnungslos blieb. Der Raider in der lunaren Umlaufbahn war ein stummer Koloß.
    Einmal, als sie in weiter Ferne eine jener flinken Polizeibarkassen zu erkennen glaubte, mit denen sich die Spielerstadt auf dem Mond unliebsame Einwanderer vom Leibe hielt, hatte sie versucht, mit Hilfe des Signalscheinwerfers auf sich aufmerksam zu machen.
    Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz.
    SOS.
    Der Notruf war unbestätigt geblieben.
    Ruth war mit ihren Gedanken allein.
    Zum ersten Mal, seitdem sie das Schiff betreten hatte, kam sie dazu, Harris’ Bericht zu überdenken.
    In welchen Zusammenhang mußte er gestellt werden ? Allein für sich ergab er keinen Sinn.
    Aber Tatsache war, daß ein falscher John Harris die Geschicke der VEGA lenkte, während sich ihr rechtmäßiger Direktor halbtot unter den Sternen verkriechen mußte.
    Major Tuomi durfte nicht länger zögern.
    Ruth stand auf, feuchtete ein Tuch an und wischte ihrem verehrten Chef den Fieberschweiß von der Stirn. Mehr konnte sie für ihn nicht tun. Es gab kein Verbandszeug an Bord, keine Medikamente, nichts zum Desinfizieren, nichts zur Stützung des Kreislaufs. Ruth seufzte.
    Gott im Himmel, dachte sie, laß uns nicht im Stich! Als sie sich umwandte, sah sie das Schiff. Eben noch war es unsichtbar gewesen. Nun jedoch löste es sich aus dem Glast der Sonne.
    Anfangs war es nur ein Lichtpunkt.
    Aber der Lichtpunkt wurde größer und größer und nahm schließlich die Umrisse eines Rettungskreuzers der UGzRR an.
    Ruth O’Hara erkannte die Henri Dunant .
     
    Die Henri Dunant hatte ihren Versuch, mit dem Raider zu koppeln, rasch aufgegeben, sich mit einer halben Kabellänge Abstand längsseits geschoben und das Dingi ausgesetzt.
    Xuma und Stroganow hoben die Trage auf, worauf man John Harris behutsam gebettet hatte. Ruth sah ihm nach, als die beiden Männer ihn davontrugen. Die Erschütterung schien ihm Schmerzen zu bereiten. Er stöhnte.
    »Er wird durchkommen, Ruth!« sagte Brandis.
    »Er ist nicht mehr der Jüngste«, sagte Ruth mutlos.
    »Er ist ein zäher alter Hund«, sagte Brandis. »Das ist er immer gewesen – auch damals schon, als ich noch unter ihm flog. Ein zäher alter Hund! An ihm hat sich schon mancher die Zähne ausgebissen. Und nun berichte: Wer hat ihn so zugerichtet?«
    Brandis baute Brücken aus Worten. Denn der Abgrund, der ihn von Ruth trennte, war immer noch da – eine schwarze, gähnende Kluft. Was war schuld daran, daß sie einander plötzlich nicht mehr verstanden? Brandis ließ es sich nicht anmerken, wie ihn Ruths erste Worte getroffen hatten: »Tut mir leid, Mark, daß ausgerechnet ich dich von deinem Logenplatz scheuchen muß! Es war Harris’ Idee, hierherzukommen –  nicht meine. Für Harris bist du noch

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