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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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musterte ihn mit glitzernden Augen.
    »Kommen Sie vom Mond?«
    »Sozusagen«, sagte Brandis.
    Die Hakennasige hatte keinen Blick mehr für ihn über. Die Lichter des Aufzugs hatten zu blinken begonnen. Der Fahrstuhl war in Bewegung.
    »Eine Verschwörung ist aufgeflogen«, sagte sie. »hochgestellte, gewissenlose Offiziere, die dem Konsul nach dem Leben trachteten. Auch ein paar Zivilisten gehören zur Bande … Da, sie kommen!«
    Die Frau steckte zwei Finger in den Mund und stimmte ein Hasserfülltes Pfeifkonzert an.
    Von vier bewaffneten Zivilisten bewacht, verließ Ruth O’Hara mit gefesselten Händen den Fahrstuhl. Ihr Gesicht war bleich, aber unter den hämischen Blicken ihrer Nachbarn warf sie den Kopf in den Nacken. Mascha Stroganow, die rundliche Frau des Sibiriaken, den sechsjährigen Mark junior an der Hand, versuchte sie einzuholen und wurde gewaltsam abgedrängt. Wahrscheinlich war sie gerade zu Besuch gewesen, als die Beamten kamen.
    Ruths Augen weiteten sich plötzlich. Sie hatte ihn erkannt. Einen Atemzug lang sah es so aus, als würde sie auf ihn zustürzen. Brandis rührte sich nicht. Er war sich der Tatsache bewußt, daß er sich fürchtete – wenngleich es ihm nicht klar war, wovor. Fürchtete er sich, wie er sich selbst sagte, in der Tat nur davor, mit in den Strudel gezogen zu werden, weil plötzlich außer ihm niemand mehr da war, um aus seinem Wissen die für den Konsul tödliche Waffe zu schmieden? War der einzige Grund, weshalb er sich zu bewahren trachtete, der, daß er in diesem Augenblick Tuomis Erbe antrat, wozu auch das Opfer gehörte? Oder hatte er nur Angst um sein Leben? Es traf ihn wie ein Schlag, als sich in Ruths Blick, weil er sich nicht regte, erst Bestürzung, dann Verachtung malte. Nach kurzem Zögern wanderte der Blick weiter, als wäre er Luft.
    Brandis blieb wartend stehen, bis der grüne Helikopter abgeschwirrt war. Dann erst zwängte er sich in den Moskito. Er sah noch, wie Mascha Stroganow den weinenden Jungen an ihre mächtige Brust drückte.
    Junior war in guten Händen.
    Und für ihn war es höchste Zeit, Metropolis zu verlassen.

12.
    Vor dem Hintergrund aus regenschwerem Gewölk, das sich über den Atlantik wälzte, erhob sich wie eine heilige Flamme die Lichtskulptur des Konsuls. Der himmlische Bonaparte spiegelte sich in den Glaswänden des VEGA-Towers, der seit einer Viertelstunde unter immer neuen fadenscheinigen Vorwänden die Startfreigabe für die Henri Dunant zurückhielt.
    Um 19.20 Uhr hieß Brandis Captain Weygand, nicht länger auf die Freigabe zu warten, und nachdem die Henri Dunant unter dem Protestgezeter des Towers abgehoben hatte und auf Kurs gegangen war, begab er sich zu Lieutenant Stroganow in das Kartenhaus, wie das Navigations-Center aus alter Gewohnheit genannt wurde.
    Die von ihm getroffene Entscheidung machte es überflüssig, darüber nachzusinnen, ob hinter der Verzögerungstaktik des Towers die III. Abteilung steckte. Bislang hatte sich die Haustruppe des aus ihren Reihen hervorgegangenen Generals Dreyer gegenüber der Flotte unter dem Johanniterkreuz korrekt verhalten – was nicht besagte, daß sie aufgrund der jüngsten Ereignisse anderen Sinnes geworden sein mochte.
    Die Besatzung, über diese in groben Zügen unterrichtet, machte einen verstörten, niedergeschlagenen Eindruck. Brandis hatte Ruths Verhaftung erwähnt – im Widerstreit seiner Empfindungen jedoch seine neue Erkenntnis für sich behalten. Auf einmal kam sie ihm vor wie ein Kreuz, das er sich von keinem abnehmen durfte.
    Stroganow nahm eine letzte Peilung vor und verglich sie mit der Positionsangabe des Computers. Dann blickte er auf.
    »Sie wissen es vielleicht noch nicht«, sagte er, »Major Tuomi ist tot.«
    »Ich habe es befürchtet«, sagte Brandis.
    Stroganow deutete hinüber zum Funkschapp.
    »Jetzt ist es amtlich. Levy hat den Code der III. Abteilung geknackt. Es muß eine regelrechte Schlacht gegeben haben – in den alten Lagerhallen unter dem Nordufer. Sie mußten Kaimane runterschicken, um mit Tuomi und ein paar anderen Offizieren fertigzuwerden.«
    Brandis starrte durch das Bullauge auf die entschwindende Erde. Ein heller Fleck im Gewölk, der von der Existenz des Konsuls kündete – mehr war von Metropolis nicht zu sehen.
    Brot und Spiele.
    Die uralten Instrumente der Volksverdummung.
    Der Konsul verstand sich darauf, sich Gefolgschaft zu verschaffen. Und wer ihn durchschaute, wurde beseitigt.
    Brandis dachte an seine letzte Zusammenkunft mit dem

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