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Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn

Titel: Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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WO. Wir müssen leider davon ausgehen, daß wir über Mrs. O’Hara an Hastings nicht herankommen.«
    Im Gesicht des Konsuls malte sich Enttäuschung. Offenbar hatte er sich dicht vor dem Ziel gewähnt, und nun mußte er sich sagen lassen, daß bis dorthin noch ein weiter Weg war.
    Hastings, der entmachtete Präsident, blieb ein gefährlicher Gegner – vor allem dann, wenn die Frage nach Recht und Unrecht und nach der moralischen und sittlichen Legitimation seiner Macht irgendwann von breiteren Bevölkerungsgruppen gestellt werden sollte als gegenwärtig von einer Handvoll verantwortungsbewußter Offiziere und Bürger.
    Ein paar Atemzüge lang bot sich Ruth Gelegenheit, ihre aufgewirbelten Gedanken zu ordnen.
    Sie sah die jähe Furcht in Dreyers Gesicht und wie diese gleich darauf abgelöst wurde vom Verlangen, sie sich brauchbar zu machen. Sein Zeigefinger berührte ihre Stirn.
    »Holen Sie raus«, befahl er, »was darin unter dem Stichwort Wetterhahn gespeichert ist!«
    Ruths Aufschrei, als der Strom wieder zu fließen begann, blieb unhörbar: Doch tief in ihrer Willenlosigkeit verspürte sie so etwas wie ein Gefühl der Überlegenheit.
    Das Stichwort sagte ihr nichts. Niemand, den sie kannte, hatte den Ausdruck je in ihrer Gegenwart in den Mund genommen: sie hatte ihn nie gehört. Neulich allerdings, beim Blättern in einem Lexikon …
    Der Stromfluß versiegte.
    »Nun?« erkundigte sich Dreyer begierig.
    Bigot betrachtete den Ausdruck, den der Computer ausgespuckt hatte.
    »Wetterhahn«, las er vor, »Abbild eines Hahnes als Windfahne auf Kirchtürmen, wird zuerst 820 zu Brixen in Tirol erwähnt.«
    Die Hand, die schon darauf vorbereitet war, das kaiserliche Zepter zu halten, klatschte gegen den Sententor .
    »Hören Sie auf mit dem Schwachsinn!« herrschte Dreyer den Colonel an. »Was betreiben Sie hier eigentlich – eine Volkshochschule?«
    Mit zitternder Hand legte Bigot den Ausdruck fort.
    »Ich bitte um Nachsicht, mein Konsul!« stotterte er. »Aber das ist wirklich alles, was das Stichwort hergibt.«
    Unter den wütenden Blicken des Generals versuchte Ruth zu feixen. Selbst das gelang ihr nicht.
    Dreyer rieb sich die schmerzende Hand.
    »Nächstes Stichwort!« ordnete er an. »John Harris!«
    Noch bevor der nächste Stromstoß ihr Gehirn erreichte, wußte Ruth voller Verzweiflung, daß das Glück sie bereits wieder verlassen hatte. Die Erinnerung war frisch und lebendig, und der teuflische Apparat holte sie aus ihr heraus, Information um Information: Harris’ Flucht mit dem ausgemusterten Raider , ihre Beihilfe, die Ankunft in Las Lunas, das reservierte Verhalten ihres Mannes …
    Dreyer winkte ab.
    »Harris hat sich also in Las Lunas verkrochen«, stellte er fest. »Zur gegebenen Zeit muß man sich um ihn kümmern. Behalten Sie das im Auge!«
    Ruth hätte sich ob des unfreiwilligen Verrats umbringen mögen – doch nicht einmal das war ihr vergönnt: an ihrer Scham und ihrer erbärmlichen Hilflosigkeit zu sterben.
    Dreyer hatte sich über sie gebeugt – und wahrhaftig: er lächelte sie an.
    »Brav, Kindchen!« sagte er. »Brav! Und da es gerade mal läuft wie geschmiert – wie wär’s mit einem neuen Stichwort? Mark Brandis!«
    Ruth schloß die Augen, um nicht mehr zu sehen: weder die Signale auf dem Bildschirm noch die Genugtuung im über sie gebeugten feisten Gesicht des Generals, dem sie nun nach John Harris nun auch den eigenen Mann ans Messer liefern sollte.
    Sie öffnete die Augen erst wieder, als sie Colonel Bigot referieren hörte.
    »Brandis«, sagte er, »hat bislang keinen Finger in der Sache krumm gemacht. Sie hat ein paarmal versucht, ihn für Tuomis Widerstandsgruppe zu werben, aber er hat sich jedesmal hinter der Neutralitätspflicht des Johanniterkreuzes verkrochen.«
    Dreyer runzelte unbefriedigt die Stirn.
    Der Weißkittel studierte den Bildschirm.
    »Stimmt«, bestätigte er. »Und seitdem kriselt es zwischen den beiden. Brandis hält sich aus allem raus, und sie hat keine sehr hohe Meinung mehr von ihm. Frage, mein Konsul: Wird die Person nach dem Verhör noch lebend benötigt?«
    »Genau so hochnäsig und verstockt, wie sie gerade ist!« Der Konsul wandte sich zum Gehen. »Vor Gericht macht sich das immer gut.«

14.
    Das lunare Überlandtaxi parkte auf dem Geröll vor der Kapelle. Der Fahrer döste. Zeit war Geld – ob er nun fuhr oder wartete. Die Uhr lief so und so.
    Die Kapelle erhob sich über den Gebeinen der ersten Siedler, die gekommen waren, um auf dem Mond in Frieden

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