Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
und daraus war zu folgern, daß der Ruf es nicht erreichte. Obwohl frisch geladen, war das Walkie-Talkie defekt.
Brandis griff zum dritten Gerät. »Weygand – Brandis. Over!«
Der Lautsprecher reagierte mit sattem Rauschen.
»Ich höre, Sir. Sie kommen bestens an.«
Brandis nickte.
»Sprechprobe, Weygand! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs – mein Feinsliebchen ist ‘ne Hex!«
»Volle Pulle, Sir. Stärke Pantafive.«
Fünf. Ausgezeichnet. Das Gerät war in Ordnung.
»Roger, Weygand. Schluß der Vorstellung. Das war’s.«
Brandis schob die Antenne ein und kehrte mit dem ausgesuchten Walkie-Talkie in den Tower zurück.
Den Helm nahm er ab, aber den aluminiumfarbenen Raumanzug behielt er an, als er sich in seinem kleinen Büro vor das Journal setzte und seine Anweisungen für die Flotte sprach.
Der Betrieb mußte weitergehen.
Über dem Platz begann der Staub zu brodeln. Knapp über dem Boden ritt das heimkehrende Dingi auf seinem Feuerstrahl, bevor es in den mütterlichen Schoß der Henri Dunant einfuhr.
Bevor Brandis den Tower verließ, warf er wie gewohnt einen Blick durch die offene Tür in den Kontrollraum. Hua McKim saß vor seinem Mikrofon zwischen den knisternden Geräten. Er blickte von dem Buch, das er gerade las, auf.
»Liegt was an, Sir?«
»Nichts für Sie, Hua. Und umgekehrt?«
»Das Schweigen im Walde, Sir. Abgesehen von dem Geschnatter der III. Abteilung, die mit ihren Schiffen damit beschäftigt ist, für unsere zukünftige Majestät so etwas wie einen roten Teppich zur Venus zu spannen.«
Brandis winkte ihm zu und ging weiter. Vor der Schleuse stülpte er sich den Helm über und ließ ihn einrasten.
Dreyer ging auf Nummer Sicher. Seine Vorausabteilungen hatten mit der Absicherung des Raumes, durch den ihn die Reise führen würde, schon begonnen.
Brandis stapfte durch den lunaren Staub und verbot sich, an Ruth zu denken.
Der Raider war ohne Gangway. Brandis klomm die Steigleiter hinauf und zwängte sich durch das Luk. Er schaltete den Strom ein, schleuste sich durch und ließ die Verriegelung greifen. Und damit verfügte er über ein Schiff.
Es war eine einsame Entscheidung – eine Entscheidung auf eigene Faust. Und sie berührte nicht das Johanniterkreuz. Eigentlich war es verwunderlich, daß er diesen Entschluß nicht schon früher gefaßt hatte. Oder lag das daran, daß die Zeit nicht reif gewesen war? Brandis empfand sich nicht als Don Quichotte – und General Dreyer, der Konsul und Kaiser in spe, war gewiß keine Windmühle. Major Tuomi hatte losstürmen wollen und war gescheitert.
Gut Ding wollte Weile haben – immer noch.
Brandis nahm den Helm ab, den er nun nicht mehr brauchte, schälte sich den klobigen Raumanzug vom Leib und begab sich mit dem Walkie-Talkie ins Cockpit.
Dort glomm ein grünes Licht.
»Ich habe mir erlaubt, schon vorzustarten, Sir.«
Captain Weygand saß im herumgeschwungenen Pilotensitz und sah Brandis entgegen.
Brandis blieb stehen. Eine neue Situation war entstanden. Bisher war er – entschlossen, in eigener Verantwortlichkeit zu handeln – des Glaubens gewesen, sich hinreichend getarnt zu haben. Einen wilden Herzschlag lang empfand er so etwas wie Enttäuschung, gepaart mit Groll, darüber, daß von allen seinen Männern an Bord der Henri Dunant ausgerechnet Gaston Weygand ihn durchschaut hatte – der einzige Überlebende der Invictus , der Mann, gegen dessen Berufung in die Reihen der UGzRR sich zu stellen er nie aufhören würde.
»Das wird kein Spazierflug«, brachte er schließlich hervor.
Weygand nickte.
»Desto mehr, Sir, werden Sie einen Piloten an Ihrer Seite brauchen.«
Brandis mußte vor sich zugeben, daß Weygand recht hatte. Mit einem zuverlässigen Piloten an der Seite verdoppelte sich die Aussicht auf Erfolg. Wie weit jedoch mochte Weygands Zuverlässigkeit reichen?
»Auf dieser Reise, Captain Weygand«, sagte Brandis, »werden Sie kaum Gelegenheit finden, noch einmal davonzulaufen.«
Weygand neigte ein wenig die Stirn.
»Ihre Befehle, Sir«, sagte er.
15.
Der alte Raider hatte sich der Erde behutsam genähert, bis die Entfernung geschrumpft war auf knappe fünfhundert Kilometer, und hatte danach seine Geschwindigkeit der Rotationsperiode des Planeten angeglichen. Die Sonne im Rücken, wanderte er mit seinem Zielgebiet gleichmäßig mit. Für eine kurze Weile mochte sich die Raumüberwachung der EAAU auf diese Weise übertölpeln lassen.
Brandis saß im Sessel des Beobachters und betrachtete durch das
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