Weltraumroboter
ich nicht genug aufgepaßt bei der ersten Unterweisung, die der gute Doktor mir heute früh gab.«
»Wollen wir von oben anfangen? Mit Ihrem Haar? Oder hat Doktor Ehrick es Ihnen schon erklärt?«
»Eigentlich hat er mehr darüber geredet, was für ein großer wissenschaftlicher Fortschritt ich bin. Er sagte, da würde noch viel Zeit für Erläuterungen sein, wenn ich die Folgen der Betäubung ausgeschlafen hätte. Ich nehme an, jetzt habe ich sie ausgeschlafen.«
»So scheint es. Auch Ihre Depression dürfte bald überwunden sein.«
»Meinen Sie nicht, daß da ein Martini helfen würde?«
»Doch. Ich werde mit dem Doktor darüber sprechen, wenn er kommt. Er ist bald fällig.«
»Ich glaube, ich fange an, Sie zu mögen, Schwester.« Susan war überrascht, ihre rechte Hand plötzlich in der von ADAM zu finden. »Wie heißen Sie?«
»Susan Riley.«
»Ein hübscher Name. Darf ich Sie Suzy nennen?«
»Sie dürfen«, antwortete Susan und entzog ihm ihre Hand. Lächelnd fügte sie hinzu: »Lassen Sie uns nun die Einzelheiten durchnehmen. Hier ist ein Spiegel. Ich werde Ihnen Ihren neuen Körper erklären. Zuerst Ihr Haar ...«, sie wurde von ADAM unterbrochen.
»Entschuldigen Sie, Suzy, aber das ist eine höchst merkwürdige Sensation!«
»Was?«
»Den eigenen Körper von jemand anders erklärt zu bekommen. Wieviel wissen Sie über meinen Körper?«
»Ungefähr alles, nehme ich an. Ich bin als staatlich geprüfte Krankenschwester eigens noch in allen medizinischen Fragen der Weltraumfahrt ausgebildet worden. Doktor Ehrick verlangte eine qualifizierte Fachkraft für dieses Projekt. Ich habe schon bei den Entwurfsarbeiten mitgewirkt.«
»Demnach kennen Sie alle kleinen intimen Einzelheiten meines mit Pumpen und anderen Präzisionsmaschinerien ausgestatteten Körpers?«
»Freilich. Ich weiß sogar, welche Teile geölt werden müssen, und wie oft.«
»Mein Gott! Ich erröte bei dem bloßen Gedanken.«
»Lassen Sie sich nicht verwirren. Schließlich bin ich eine Krankenschwester. Nun also zu Ihrem Haar.« Während Susan die vielen Vorzüge weißer Nylonhaare erläuterte, studierte ADAM sie als Frau. Daß sie Krankenschwester war, hinderte sie nicht daran, sehr hübsch zu sein. Ihr rotes Haar wurde nur teilweise von dem Häubchen verdeckt, das ihr kokett auf dem Hinterkopf saß. Sie hatte strahlende grünliche Augen, die auf irische Herkunft schließen ließen. Und ihr niedliches Stupsnäschen war geschmackvoll mit genau der richtigen Anzahl Sommersprossen geschmückt. Ihre kleine schlanke Gestalt schien – soweit sich dies trotz der Schwesterntracht erkennen ließ – sehr reizvolle Formen zu besitzen.
»Ha«, sagte ADAM, »wie glücklich bin ich, zu wissen, daß mein Haar motten- und feuersicher ist! Ihr Haar hat diese Vorzüge vermutlich nicht. Aber dafür ist es wunderschön.«
»Nun zu Ihren Augen«, fuhr Susan fort, ohne auf die Zwischenbemerkung zu achten.
»Ja, warum nicht zu meinen Augen?«
»Obwohl sie völlig normal aussehen, besitzen sie eingebaute polarisierte Lichtmesser, welche die Pupillen automatisch auf Helligkeit oder Dunkelheit einstellen. Sie können also stundenlang in die Sonne starren und im Dunkeln besser sehen als eine Katze. Außerdem haben Ihre Augen teleskopische Eigenschaften. Sie können sie, durch einfache Konzentration, wie ein Fernglas oder wie die stark vergrößernde Linse einer Fernkamera auf irgendein beliebiges Objekt einstellen. Wollen Sie es probieren?«
»Unbedingt«, rief ADAM, der offenbar begann, seinen neuen Körper interessant zu finden.
»Sehen Sie den Türknauf dort drüben?«
»Ganz deutlich.«
»Versuchen Sie, sich darauf zu konzentrieren. Wenn die Optik-Firma erfüllt hat, was verlangt wurde, müßten Sie den Türknauf in immer stärker werdender Vergrößerung sehen. Funktioniert es?«
»Noch nicht.«
»Versuchen Sie es weiter. Konzentrieren Sie sich stark. Vielleicht erfordert es ein wenig Übung.«
ADAMs Augenlider waren zu schmalen Schlitzen geschlossen. Er versuchte es so angestrengt, daß Susan meinte, eine leichte Beschleunigung der Pumpenrotation zu bemerken. »Ah, jetzt«, rief er. »Der Türknauf kommt näher. Donnerwetter, gleich ist er schon so groß wie ein Medizinball. Ich kann kleine Kratzer auf ihm erkennen, sogar Fingerabdrücke. Und das Verblüffendste – er bleibt genau im Fokus. Alles haarscharf. Jetzt füllt er mein ganzes Blickfeld.«
»Gut. Die Optik-Firma darf stolz darauf sein. Sie hat ihre besten Leute an diese Aufgabe
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