Weltraumroboter
fliegt.«
»Gentlemen«, äußerte der Sergeant mit etwas gequälter Stimme, »man hört heutzutage allerlei über die Düsenpiloten. Aber – werden ihnen wirklich die Bauchnabel druckgeprüft?«
»Kümmern Sie sich nicht darum«, sagte McDermott ziemlich scharf. »Was ich wissen möchte, ist, welche Ordnung hier herrscht, wenn einfach jemand hereinkommen, eine Starteintragung ausfüllen und mit einer Air Force-Maschine davonfliegen kann? Zu Ihrer Information, Sergeant – Sie haben einen nicht genehmigten Flug zugelassen!«
»Ich nicht, Captain, ich habe die Nachtschicht«, wehrte der Sergeant ab. »Aber mein Kollege Akkerman, der Sergeant von der zweiten Tagschicht, erwähnte beim Schichtwechsel etwas von einem Piloten, der gestern am späten Nachmittag in silbrigem Fliegerdreß und merkwürdigem Sturzhelm hier hereinkam. Könnte er das gewesen sein?«
»Ja, das dürfte er gewesen sein«, bestätigte Callaghan. »Wurde er nach seinem Flugbefehl gefragt?«
»Das bezweifle ich, Major. Wir haben hier tagtäglich einhundert bis zweihundert Eintragungen, viele davon nur auf Zwischenlandung. Wir sind ja ein Wendepunkt für Übungsflüge. Aber Anstände gab es noch nie.«
»Jeff«, sagte Callaghan, »tadeln Sie die Sergeanten nicht. Niemand wird ein Düsenflugzeug der Air Force stehlen. Ehe der Start genehmigt wird, ist so viel Papierarbeit zu erledigen, daß es sich nicht lohnt. Und wenn hier jemand erscheint, um seinen Start eintragen zu lassen, kann nicht der geringste Zweifel bestehen, daß er ein legitimer Air Force-Pilot ist. Kein anderer kommt so weit. Er würde sich schon im Anfangsstadium der Prozedur entschließen, lieber den Bus zu nehmen.«
»Höchst instruktiv«, erwiderte McDermott. »Leider hilft es uns nicht, ADAM zu finden. Während wir hier schwatzen, mag er in Los Angeles tausend Nöte haben. Wir müssen zu ihm.«
»Schön«, sagte Callaghan. »Ich werde es arrangieren. Wann wollen Sie starten?«
»Unverzüglich.«
»Ist recht. Ich gehe sofort zum Diensthabenden Offizier und ...«
»Verzeihen Sie, Gentlemen«, unterbrach der Sergeant, »war nicht die Kennummer von Colonel Adams Maschine sieben-neun-drei?«
Callaghan sah auf das Eintragungsblatt. »Stimmt«, sagte er, »sieben-neun-drei.«
»Eben ist ein Fernschreiben vom Flugmeldedienst eingelaufen, das die Ankunft der Air Force-T-42 sieben-neun-drei für zehn Uhr fünfzehn, Ortszeit, ankündigt.«
»Ich will verdammt sein!« rief McDermott. »Sind Sie dessen sicher, Sergeant?«
»Bitte, Sir, prüfen Sie die Meldung selbst.«
McDermott sah auf das Fernschreiben, das der Sergeant ihm hinüberreichte. »Wahrhaftig, Air Force-T-42 sieben-neun-drei. Das verstehe ich nicht.«
»Was verstehen Sie nicht?« fragte Callaghan neugierig.
»Wie er seine Angelegenheit so schnell erledigen konnte.«
»Nun«, sagte Callaghan, »ich wüßte, wie wir dies herausfinden können.«
»Wie denn?«
»Fragen wir ihn, nachdem er gelandet ist. Ganz einfach, nicht wahr?« Callaghan warf einen Blick auf das Fernschreiben. »Huiii, welche Überraschung! Er bringt ja einen Code fünf mit.«
»Code fünf?« wiederholte McDermott. »Was ist denn das?«
»Tarnbezeichnung für eine VIP – very important person! Bei Code fünf ist die ›sehr wichtige Person‹ ein Brigadegeneral.«
»Sie meinen, ADAM hat einen General an Bord?«
»Ja. Lassen Sie mich sehen, ob sein Name genannt ist. Dort steht es – General Beauregard. Ein General Beauregard fliegt mit ihm!«
10
Kommandeur des Air Force-Standortes Randolph-Field bei San Antonio war Colonel D. C. Strickman, ein texanischer Gentleman alter Schule, hinter dessen gern gezeigter Jovialität sich stählerne Disziplin und strenge Dienstauffassung verbargen. Hätte es gegolten, den idealen Standortkommandeur zu schaffen – im Fernsehen vielleicht oder in einem patriotischen Film –, dann wäre Colonel D. C. Strickman ein durchaus verwendbares Muster gewesen. Daß er übergroße, beinah rechtwinklig abstehende Ohren besaß, hätte dabei als kleiner Mangel seines äußeren Erscheinungsbildes durchgehen können.
Callaghan und McDermott empfanden es in diesem Moment als nicht unangenehm, auf der sonnenheißen Empfangsrampe des Randolph-Field-Flugplatzes von Strickmans Ohren förmlich umfächelt zu werden. Der Eigentümer dieser aufwendigen Gehörgangportale sprach: »Gentlemen, die militärische Höflichkeit gebietet, daß einem Besucher im Generalsrang das Willkommen des Standortes durch den
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