Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Sinn, öffentlich zu demonstrieren, daß DesPlainianer in die Ermittlungen eingeschaltet waren – es würde nur unwillkommenes Interesse auf den Zirkus lenken.
Luise war keine Schönheit im herkömmlichen Sinn, doch besaß sie so viel Persönlichkeit, daß sie jeder klassischen Schönheit den Rang ablief. Das schmale Gesicht wurde von klugen Augen beherrscht und erhielt seine besondere Charakteristik durch eine lange schmale Nase. Langes schwarzes Haar fiel ihr elegant über den Rücken. Obwohl erst Mitte Zwanzig, war Luise bereits einer der besten weiblichen Clowns des Zirkus, und sie hatte einen der klügsten Köpfe der ganzen Familie. Ein begabter Clown mußte blitzschnell überlegen können, und Luise gehörte zu den talentiertesten.
Sie war mit einer losen Bluse und einen langen Rock bekleidet. Das war im Augenblick Mode auf dem Planeten Belange, von dem Winsted stammte. Die Schultern bedeckte ein taillenkurzes braunes Cape. Ihr Gang war forsch und sachlich, ihr Blick zeigte an, daß es sich um eine Frau handelte, die sich nichts gefallen ließ. Luise betrat Brovniks Cocktail Lounge und ging schnurstracks an die Bar. »Ich möchte einen Raumschiff-Sling«, bestellte sie. Obwohl sie wie alle ihre Landsleute an einer Allergie gegen Alkohol litt, war sie imstande, das Zeug zu trinken. Die Wirkung war zwar höchst nachteilig für ihren Stoffwechsel, doch ein Mitglied des d'Alembert-Clans war aus Pflichtgefühl zu allem fähig. Während der Barmann den Drink mixte, drehte Luise sich um und hielt im Lokal Umschau.
Der Raum war verdunkelt, um die Wirkung der gezeigten Darbietung zu steigern. Es war die holographische Aufzeichnung zweier Tänzerinnen, die zur Musik von Rassauds Opus Nr.4 eine impressionistische Probe ihrer Kunst lieferten. Halbleere Tische umgaben die Bühne – für einen Wochentag ganz normal. Ein paar Gäste lungerten an der Bar und weiter hinten im Raum herum. Man unterhielt sich, und die SOTE-Agentin bemerkte, daß an einer Stelle Geld den Besitzer wechselte. Sie konnte aber nicht sehen, wie viel und warum.
Ihr Drink wurde serviert, und sie trank davon in unauffällig winzigen Schlucken, während sie so tat, als genieße sie das Zeug. »Ich suche einen Bekannten«, sagte sie beiläufig zum Barmann. »Vielleicht kennen Sie ihn. Er wollte sich hier mit mir treffen. Ein gewisser Rawl Winsted.«
An der Art, wie die Brauen des Mannes in die Höhe fuhren, sah sie, daß er den Namen kannte. Er ließ sich nichts weiter anmerken und sagte: »Nein, nie gehört. Natürlich sehe ich hier täglich jede Menge Leute. Vielleicht erinnere ich mich eher, wenn Sie ihn beschreiben,«
Luise zog eine Banknote heraus, faltete sie zusammen und legte sie an den anderen Rand der Theke. Sie war überglücklich, daß sie endlich auf jemanden gestoßen war, der Winsted kannte.
Sie hatte bereits zehn Lokale abgeklappert, und das Schmiergeld wurde knapp. »Er ist groß, ziemlich mager, hat lange, feine Finger – meist trägt er Handschuhe. Kleidet sich konservativ. Dunkle, buschige Brauen ...«
»Ach ja, den Kerl kenne ich«, sagte der Mann, schnappte sich den Schein mit einer einzigen hastigen Bewegung und steckte ihn ein. »Er kam öfter mit Freunden her.«
»Wissen Sie, wo ich ihn oder diese Freunde finden könnte?«
Der Mann zögerte eine Sekunde und meinte dann: »Gewiß doch. Gospodin Cheevers da drüben gehört zur Clique.« Er winkte dem Betreffenden, und als dieser der Aufforderung nachkam, fuhr der Barkeeper fort. »Jos, die Dame hier sucht Rawl Winsted.«
Der Jos Cheevers Genannte war groß – fast zwei Meter – und brachte knappe hundert Kilo an Leibesfülle mit. Seine Haltung war mit Bedacht so gewählt, daß sich kleiner Gewachsene unterlegen fühlen sollten. »Ja?« sagte er kehlig. »Und was wollen Sie von Winsted?«
»Er ließ mich herkommen«, lautete Luises gelassene Antwort. Cheevers kniff die Augen zusammen. »Sind Sie sein Mädchen?«
Luises Blick war dazu angetan, einen Eisenblock zu durchbohren. »Ich bin seine Geschäftspartnerin. Wir arbeiteten bereits auf Belange zusammen. Vor vierzehn Tagen erfuhr ich, daß er sich hier mit mir treffen wolle – angeblich gibt es Arbeit.«
»Was arbeiten Sie?«
»Dasselbe wie Rawl.«
Der Große musterte sie neugierig. »Was erzählte Winsted Ihnen von seinem hiesigen Job?«
»Ich glaube«, setzte Luise schleppend an, »ich habe alles gesagt, was ich im Augenblick sagen möchte. Wenn Sie mir nun vielleicht sagen, wo ich Rawl finde, könnten wir uns
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