Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
sich lautlos und schnell, weil die trittfesten, weichen Spezialschuhe die Schritte dämpften. Ihre knapp sitzenden Anzüge verursachten nicht das leiseste Rascheln. Sie vermieden auch das kleinste Geräusch, das die Sicherheitspatrouille der Festung alarmieren konnte.
Sie stießen auf den ersehnten Eingang am Ende des dritten Ganges, genau an der von Marcel angegebenen Stelle. Hier war es so dunkel wie überall. Luise wußte aber, daß sie an der Alarmanlage nicht so rasch und präzise wie möglich arbeiten konnte, wenn sie nur das Infrarot-Licht benutzte. Daher schaltete sie eine kleine, normale Mattlichtbime ein und nahm die Schutzbrille ab. Ihre Kameraden schwärmten aus, behielten die Brillen auf und hielten Ausschau, ob ein Wachtposten sich näherte.
Luise studierte mit einer Handvoll elektronischer Sensoren das in diese Tür eingebaute Alarmsystem. Wie Etienne bereits ausgeführt hatte, handelte es sich um ein Standardsystem. Offenbar hielt Herzog Fjodor es für so gut wie unmöglich, daß jemand überhaupt so weit gelangte. Die Fähigkeiten von d'Alemberts hatte er allerdings nicht ins Kalkül gezogen.
Luise hatte sich eingehend mit dem Studium elektronischer Sicherheitsschaltungen befaßt. Das Knacken dieses Alarmkreises war fast zu einfach. Als alles erledigt war, öffnete sie das Schloß und schaltete die Mattlichtlampe aus. Jetzt kam wieder Infrarot dran. Langsam öffnete sie die Tür und ging voraus in die dahinterliegende Dunkelheit. Die anderen drei folgten ihr.
Sie befand sich nun auf einer schmalen, nach unten führenden Treppe. Ihre tragbaren Sensoren tasteten die Stufen sorgfältig ab und konnten keine Anzeichen von Alarmanlagen oder druckempfindlichen Platten entdecken, die den Verteidigern der Burg die Anwesenheit von Eindringlingen hätten verraten können. So rasch wie unter diesen Umständen möglich, bewegte sie sich die Treppe hinunter und achtete dabei genau auf den vor ihr liegenden Weg. Sie schätzte, daß sie zwei Etagen hinter sich gebracht hatte, ehe sie das Ende der Treppe erreichte und zu ihrer Linken eine Tür entdeckte, die in den geheimen Teil des Schlosses führen mußte.
Eine hastige Überprüfung ergab, daß die Tür keine Schutzvorrichtungen enthielt; der Herzog hielt offenbar Sicherheitsmaßnahmen im Inneren seines Heiligtums für unnötig. Luises Anspannung ließ nach. Bis auf einen oder zwei besonders überwachte Bereiche gab es hier wahrscheinlich keine Alarmeinrichtungen mehr.
Natürlich waren es eben diese besonders überwachten Bereiche, die sie aufspüren sollten. In einem Bereich, der nicht unter Geheimhaltung stand, konnte man nicht viele verborgene Informationen erwarten.
Das Angriffsteam passierte die Tür und befand sich sodann in einer Art Labor. Nachdem sie sich vergewissert hatten, daß außer ihnen niemand da war, suchten sie den Lichtschalter und machten Licht. Die plötzliche Helligkeit nach so langem Dunkel und nach dem schwachen Schimmer der Infrarotlampe blendete sie so stark, daß eine ganze Minute vergehen mußte, ehe sie wieder klar sehen konnten.
Der Arbeitsraum war nur klein. Es sah aus, als würden hier mikroelektronische Elemente zusammengebaut. Die Geräte auf dem Arbeitstisch – Mikroskope, Juwelierwerkzeug, eine Schaltanlage für Mikrokreise – bildeten die Beweise dafür. Der Raum wurde durch eine Glaswand vom nächsten getrennt. Von einem Schaltbrett aus wurden verschiedene komplizierte Einrichtungen auf der anderen Seite gesteuert. Eine Metallplatte war da, die Luise stark an einen Operationstisch erinnerte. Sie war leer, und es war nicht zu erkennen, was darauf konstruiert worden war.
Luise und ihre Begleiter durchsuchten den Raum rasch und gründlich. Auf dem Schreibtisch lagen ein paar Zettel mit langen Formeln und geheimnisvollen Notizen. Das Geschreibsel ergab für Luise keinen Sinn, doch sie steckte die Papiere trotzdem zu sich. Vielleicht konnte jemand anderer ihnen eine Bedeutung entnehmen.
Nach ihrer gründlichen Suche, die nichts Bedeutsames erbracht hatte, löschten sie das Licht und gingen durch eine Tür in den dahinterliegenden Raum. Auch dieser Raum war klein, leer und dunkel – und stellte eine noch größere Enttäuschung dar. Sie machten Licht und sahen vor sich ein paar weich gepolsterte Sessel und eine Telecom-Apparatur, auf deren Bildschirm im Augenblick keine Nachrichten durchgegeben wurden. Dieser Raum war noch nichtssagender als der erste, und das Team drang weiter ins Unbekannte vor.
Die nächste Kammer
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