Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
er praktisch alles erfahren müßte. Eure Identität, eure Herkunft, alles über den Zirkus – einfach alles. Eure Familie wird ihn kennenlernen wollen, ehe sie ihre Einwilligung gibt, obgleich ich mir nicht vorstellen kann, daß Etienne diese Heirat nicht billigt. Bavol wird alles erfahren, bis auf die Sache mit dem Band Garsts. Das möchte ich als Geheimnis behalten. Ich verlasse mich auf Ihr Urteil – vertrauen Sie dem Mann voll und ganz? Von Ihrer Antwort kann einst euer beider Leben abhängen.«
»Er rettete mir einmal das Leben und Jules sogar zweimal«, erwiderte Yvette. »Und beide Male hätte er es nicht tun müssen. Er hätte uns dem Tod überlassen können und tat es nicht. Ja. Ich vertraue ihm.« Und Jules nickte beistimmend. »Also gut«, sagte der Chef mit einem Lächeln. »Wenn meine zwei besten Agenten ihr Leben in die Hände dieses Mannes legen, kann ich nicht zurückstehen. Er soll von meiner Stellung natürlich nichts erfahren – wenn er jemals Helena in öffentlicher Funktion sieht, wird ihm vielleicht ohnehin ein Licht aufgehen. Ich überlasse es euch, ihm die Neuigkeit zu überbringen, und ich sorge dafür, daß er in die Akademie des Service aufgenommen wird.«
Tränen des Glücks schimmerten in Yvettes Augen. Helena stand auf und gab Yvette einen Kuß auf die Wange. Die zwei Frauen vertieften sich ohne Umschweife in ein Gespräch über die Einzelheiten der Hochzeit – ob vor oder nach Pias' Ausbildung, ob schlichte oder aufwendige Zeremonie und dergleichen mehr.
Zander von Wilmenhorst sah es mit gemischten Gefühlen. Auch er hatte an eine Hochzeit zu denken, an eine, von der bislang nur wenige Menschen wußten. In Bälde sollte die Ankündigung erfolgen, daß Kronprinzessin Edna den Mann ihrer Wahl ehelichen würde, einen Mann namens Choyen Liu. Edna war die einzige Nachkomme des Kaisers. Ihre Hochzeit würde in der gesamten Galaxis Aufsehen erregen – und die Aufmerksamkeit von Lady A und ihrer Meute auf sich lenken. Er war sicher, daß ihm Aufregungen ins Haus standen, wenn er auch nicht die leiseste Ahnung hatte, wie diese beschaffen sein würden. Er war jedenfalls für die Sicherheit verantwortlich und durfte nicht zulassen, daß Prinzessin und Thronfolge gefährdet wurden.
Diese Gedanken verdrängte er rasch, als er sich wieder seinen zwei Top-Agenten zuwandte. Jules und Yvette d'Alembert haben sich einen Kurzurlaub redlich verdient, sagte er sich. Und ich kann es mir leisten, ihnen diese kleine Verschnaufpause zu gönnen, ehe sie wieder einmal die Galaxis vor drohendem Unheil retten müssen.
Ende des vierten Buches
Band 5
Treffpunkt: Todesstern
1. KAPITEL
Der Tausend-Punkte-Test
Der Mann stand im verdunkelten Raum und wartete nervös. Sein kompakter Körper, das Produkt einer Welt mit hoher Schwerkraft, steckte in einem hautengen Anzug, der höchste Bewegungsfreiheit gestattete. Er hatte sich in den vergangenen vier Monaten auf diesen Augenblick gut vorbereitet und wußte, daß nun seine erworbenen Kenntnisse einer letzten Prüfung unterworfen wurden. So oder so, das Ergebnis dieses Tests würde seine Karriere für sein ganzes künftiges Leben bestimmen. Er befeuchtete die pergamenttrockenen Lippen mit der Zunge.
Ganz plötzlich wurden seine Augen von einem hellen Lichtstrahl geblendet. Und noch während des ersten überraschten Blinzelns gab ihm sein Instinkt ein, daß er, so im Licht stehend, ein ideales Ziel abgäbe ... Ohne richtig weiter zu überlegen, ging er in die Knie und hechtete auf das Licht zu. Noch im Springen hörte er das Summen eines Stürmers, spürte jedoch nichts. Wäre er an seinem vorigen Standort stehengeblieben, so hätte der Test, kaum daß er begonnen hatte, ein unvermitteltes Ende gefunden.
Dem Mann war nun klar, daß ständige Bewegung seine einzige Chance darstellte. Vor ihm lagen noch jede Menge Fallen und Hindernisse, die es zu überwinden galt. Er durfte jetzt nicht langsamer werden. Sicherheit war gleichbedeutend mit Schnelligkeit, hatte man ihn gelehrt. Seine Reflexe mußten mit seinem Denken eins sein, damit in heiklen Situationen keine Verzögerung auftreten konnte. Gedanke und Bewegung mußten praktisch eine Einheit bilden und ineinander übergehen.
Neben ihm existierte in dieser Finsternis nur noch eines – nämlich das Licht, das ihm noch immer direkt in die Augen schien. Und solange ihn dieses Licht beschien, befand er sich in ständiger Gefahr! Daher war es sinnvoll, sich auf das Licht zuzubewegen und es außer Funktion zu
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