Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
ausgewählten Sachen sehr altmodisch vorkam.
Im Gegensatz dazu wirkte Pias in dieser Beleuchtung noch strahlender. Das Braun seines Anzugs wirkte schwarz, das Orange von Hemd und Cape war rot. Er hatte schließlich den Großteil seines Lebens hier verbracht und wußte, wie man aus der Beleuchtung Nutzen zog. Yvette ertappte sich bei dem Wunsch, sie hätte zumindest einen leuchtendbunten Schal oder irgendein auffallendes Schmuckstück angelegt.
Während des Fluges wurde kaum ein Wort gewechselt. Der heimkehrende Markgraf machte sich große Sorgen um seinen Vater, dies sah man seiner ansonsten so fröhlichen und unbeschwerten Miene deutlich an. Yvette drückte ihm aufmunternd die Hand, und Pias lächelte ihr zu und hatte sekundenlang seinen Kummer vergessen. Tas, sein jüngerer Bruder, sog jede Einzelheit mit seinen tiefliegenden funkelnden Augen gierig auf. Er sagte kein Wort, aber die unter der Oberfläche schwelenden Gefühle waren nicht zu übersehen und bereiteten Yvette Sorgen.
Nach zehn Minuten Flugzeit ging der Kopter über einem ausgedehnten, baumbestandenen Landsitz nieder. Das Haus, obwohl nur einstöckig, war das größte Einzelgebäude, das Yvette seit ihrer Ankunft gesehen hatte. Auf jeder anderen Welt hätte sie es als Herrenhaus eines wohlhabenden Barons oder Grafen angesehen. Hier aber vermutete sie zu Recht, daß es sich um die Residenz der herrschenden großherzoglichen Familie handelte. Sogar das Schloß der d'Alemberts auf DesPlaines, ein verhältnismäßig schlichter Bau, sah im Vergleich dazu geradezu königlich aus.
Nachdem der Kopter auf einem großen Rasen vor dem Haus gelandet war, kam eine Handvoll ganz uneinheitlich gekleideter Bedienter zur Begrüßung herausgelaufen. Nur an ihren auffallenden Ohrringen war zu erkennen, daß sie zu diesem speziellen Haushalt gehörten. Pias nahm Yvette bei der Hand und führte sie zu einem der Bediensteten, einem älteren grauhaarigen Mann mit Lachfältchen um die Augen. »Yuri, das ist Yvette«, sagte er. »Führe sie in unser bestes Gästezimmer, und sieh zu, daß sie sich wohl fühlt. Ist mein Vater in seinem Schlafzimmer?«
Der Diener nickte, und nun wandte Pias sich an Yvette. »Ich muß ihn sofort besuchen. Das verstehst du gewiß. Laß dich inzwischen von Yuri verwöhnen, ich komme so rasch als nur möglich zu dir. Übrigens – du kannst Yuri vertrauen. Er kennt mich seit meiner Geburt und ist der beste Freund, den ich im ganzen Universum besitze.« Damit gab er ihr einen flüchtigen Kuß und lief ins Haus.
Yuri sah Yvette lächelnd an. Der Mann war uralt – mindestens achtzig – und sah einem großgeratenen Kobold sehr ähnlich. Sein Lächeln und das jugendliche Blitzen in den Augen straften sein Alter Lügen. Yvette faßte spontan eine Zuneigung zu dem Mann und entschied, daß Pias' Vertrauen in ihn gerechtfertigt war. Sie erwiderte das Lächeln des Alten und gestattete ihm, daß er ihren leichteren Koffer trug. Den schwereren schleppte sie selbst. Als sie ins Haus ging, spürte sie Tas' Blicke in ihrem Rücken.
Was sie nun vom Hausinneren zu sehen bekam, war ebenso unauffällig wie das Äußere. Keiner der offiziellen Räume hätte mehr als vierzig bis fünfzig Personen Platz geboten. Die Einrichtung war so beschaffen, daß sie mehr Behaglichkeit als herzogliche Würde verbreitete. Nirgendwo sah man eine Zurschaustellung von Kunst oder Reichtum. Handgewebte Decken und eine Sammlung von Körben stellten den einzigen Wandschmuck dar, während Räucherwürste und zu Zöpfen geflochtener Knoblauch und Zwiebeln anachronistisch von der Decke hingen. Die offenen Kamine in den größeren Räumen dienten keinesfalls nur der Repräsentation, sondern wurden tatsächlich benutzt. Das merkte Yvette an dem angenehmen Holzrauchgeruch, der zwischen den gemauerten Wänden hing. Die Böden waren mit nicht ganz gleichmäßigen Steinplatten belegt, und Yvette mußte ständig auf der Hut sein, um nicht zu stolpern. Regale und kleine Nischen quollen über von seltsamen Krimskrams, Holzschnitzereien von Tieren und Spielzeug.
Na, da kenne ich großartigere Schlösser, urteilte Yvette, aber ganz gewiß keines, in dem ich mich rascher heimisch fühlte.
»Sie kennen Pias schon lange?« fragte Yuri.
»Erst seit einigen Monaten – viel zu kurz also. Ich hoffe, ich werde ihn in Zukunft besser kennenlernen.« Näher wollte sie sich über ihre Beziehung nicht auslassen. Pias wollte ihre Verlobung geheimhalten, bis er seinen Vater eingeweiht und dessen Erlaubnis
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