Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Folgen. Man erkennt mich nicht mehr als Sohn meines Vaters an. Nun wird Tas den Titel erben und nicht ich!«
»Aber das verstößt gegen die Gesetze!« rief Yvette aus. »Die Stanley-Doktrin garantiert die Erbfolge des Erstgeborenen, ob er nun beliebt ist beim heimischen Adel oder nicht.«
»Die Stanley-Doktrin mag theoretisch perfekt sein, aber in der Praxis weist sie zahlreiche Lücken auf. Angenommen, man hätte mich wegen eines Mordes verurteilt. Es gibt genügend Präzedenzfälle, auf Grund derer man mir meine Forderung auf den Titel streitig machen kann. Der Kriss ist die hiesige Entsprechung eines Gerichtes, und man hat mich eben wegen eines nach hiesigen Begriffen schändlichen Verbrechens verurteilt. Das Urteil könnte bestenfalls jahrelang auf Bestätigung durch einen Unparteiischen warten – aber was hätte ich davon?«
»Der Kaiser könnte intervenieren. Ich kenne ihn persönlich. Er ist ein guter Mensch und würde die Ungerechtigkeit des Urteils einsehen. Sicher würde er dich als rechtmäßigen Herzog bestätigen.«
Pias stand auf und begann auf und ab zu gehen. So erinnerte er Yvette stark an ihren Bruder Jules, der im Gehen besser nachdenken konnte. »Na schön. Nehmen wir mal an, der Kaiser legt mir den Arm um die Schultern und sagt: ›Pias soll auf Newforest herrschen ...‹ Nehmen wir weiter an, daß es nur glückt, sämtlichen Meuchelmördern zu entgehen, die Tas gegen mich ausschicken wird – das wäre nämlich sein nächster Schritt. Vielleicht könnte ich ihn gar festnehmen und töten lassen, damit ich diese Bedrohung aus der Welt schaffe.
Aber was für eine Regierung wäre das? Solange der Kaiser mir Truppen zur Durchsetzung meiner Entschlüsse schickt, könnte ich für Ordnung sorgen. Kaum zieht er aber die Truppen ab, müßte ich mir aus allen möglichen Welten eine Privatarmee anheuern, weil kein Newforester mir folgen würde, auch dann nicht, wenn er mit mir einverstanden wäre. Wir sind ein halsstarriges Volk und waren immer schon so. Ich würde also bis zu meinem Tod mit Waffengewalt regieren. Die Menschen würden meine Erlasse nur so weit befolgen, daß man ihnen nichts anlasten kann, und um kein Jota mehr. Wenn ich überhaupt etwas erreichen wollte, müßte ich eine Tyrannenherrschaft errichten.«
Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Yvette, ich hatte immer das Empfinden, ein Herrscher braucht die Anerkennung und Mitarbeit seines Volkes. Wenn er die nicht besitzt, sollte er einem anderen Platz machen. Ich bin mit dieser Ansicht wohl zu einem Erzkonservativen aus den alten Tagen der Demokratie auf Erden gestempelt. Gott weiß, daß diese Systeme nicht funktionierten. Ich habe mich bemüht, Anerkennung und Zuneigung meiner Untertanen zu gewinnen ...«
»Und du hast sie gewonnen«, unterbrach Yvette ihn. »Ich konnte sehen, wie diese Leute auf deine Heimkehr reagierten. Du bist der beliebteste Mann auf dem Planeten.«
»Bis heute – vielleicht. Aber ich kenne diese Leute. Sobald die Neuigkeit vom Kriss bis zu ihnen durchsickert, wird es über mich nur mehr eine einzige Meinung geben. So war es immer schon, und nur eine Supernova könnte sie von ihren althergebrachten Meinungen abbringen. Ich möchte sie nicht als Sklaven unter meine Herrschaft zwingen. Machthungrig war ich eigentlich nie. Soll mein Bruder die Macht übernehmen, wenn es ihn glücklich macht. Ich habe mir für mein Leben etwas Besseres ausgesucht -dich nämlich.«
Yvette sah errötend zu Boden. »Wenn es dir ein Trost ist,« sagte sie, »ich bin die zweite in der Thronfolge als Herzogin von DesPlanes – hinter meinem Bruder Robert.«
»Yvette, mir wäre es gleichgültig, wenn du eine halbverhungerte Leibeigene in einer Hütte wärest. Du wirst immer die Königin meines Herzens sein.«
Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. Sie umarmten und küßten sich, und Yvette spürte, wie ihre Liebe zu diesem tapferen und wahrhaft vornehmen Mann ins Unermeßliche stieg. Doch als sie voneinander ließen, da brach sich wiederum die praktische Seite ihrer Natur Bahn.
»Was wirst du jetzt tun?« fragte sie.
Pias stand auf und trat ans Fenster. »Nun, mein Leben ist schließlich damit nicht vorbei. Bald werde ich ein neues Leben mit meiner Frau beginnen. Das ist schließlich auch der Grund für mein Exil. Du und der Service – das wird von nun an mein Lebensinhalt sein. Wahrscheinlich werde ich so viel Arbeit haben, daß ich kaum an etwas anderes denken werde. Nach wenigen Jahren werde ich das ganze Newforest
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