Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
gern ein Stück von dem Kuchen abbekommen möchte. Und der Kuchen ist so üppig, daß keines der großen Tiere sich geschädigt fühlt, wenn jemand sich noch einen kleinen Anteil rausholt. Schließlich kommen auf Vesa siebenhundert Touristen täglich an. Wer fragt dann nach einem so kleinen Bruchteil?«
»Tu as raison, wie immer. Der Prozentsatz der Ermordeten ist nicht annähernd hoch genug, um den Gewinn der Kasinos zu schmälern, also lassen sie keine Klagen laut werden. Die Polizei wird offensichtlich dafür bezahlt, daß sie nichts hört und sieht. Und die Mörder heimsen reiche Beute ein. Alle gewinnen, niemand verliert – bis auf die armen Opfer natürlich, die in die Falle tappen.«
Yvette lächelt matt. »Jetzt fühle ich mich nicht mehr so wirr im Kopf. Es tut gut zu wissen, daß man die ganze Sache logisch überlegen kann.«
»Aber von dem Wissen um die Vorgänge ist noch ein langer Weg, sie zu verhindern«, sagte Jedes. »Wir müssen wissen, wie und wer.«
»Ein doppeltes Problem«, nickte Yvette. »Wie geschaffen für einen Angriff von zwei Seiten. Das ›Wie‹ paßt zu mir. Ich könnte stilvoll nach Vesa fahren, mich als Opfer etablieren und sehen, was ich mit mir als Köder an Land ziehe.«
»Damit bleibt mir das ›Wer‹ überlassen. Es müssen die Vesa-Bewohner dahinterstecken, soviel steht fest. Ich muß mir dort Arbeit suchen, von unten anfangen und zusehen, was ich erfahre. Aber welcher Job wäre da am besten?«
»Na, wie steht es mit deinen Qualitäten? Du bist kräftig, sportlich, agil, nicht zu intelligent...«
»Na, hör mal!«
»... und an manuelle Arbeit gewöhnt«, schloß Yvette mit einem Lächeln. »Nicht sehr gebildet, aber scharf aufs Geld, ohne sich kaputtzumachen. Genau die Type, die sich als Dieb und Mörder eignet.«
»Eine Schwester wie du«, murmelte Jules gutmütig, »ersetzt einem alle Feinde.«
3. KAPITEL
Schlägerei im Umkleideraum
Raumflughäfen auf atmosphärefreien Welten sind einander ziemlich ähnlich. Diese Welten sind mit den unvermeidlichen, von Meteoriteneinschlägen stammenden Kratern übersät. Durch Erweiterung und Vertiefung eines solchen Kraters schafft man Raum und Landungsmöglichkeiten für Raumschiffe. Lange, luftdichte Ausstiegsrohre – ähnlich dem Rohr im Hangar der › Anna Liebling‹ – ermöglichen es den Passagieren, über eine geneigte Rampe auszusteigen und ins Innere des Raumhafens zu gelangen, ohne sich der Unbequemlichkeit unterziehen zu müssen, die lästigen Raumanzüge anzulegen.
Das Ein- und Ausladen der Fracht ist jedoch schwieriger, da die Fracht nicht von selbst über die Rampe rutscht. Daher wird die Fracht in luftdichte, verschieden große Container verpackt, die gewöhnlich im unteren Teil des Schiffes untergebracht sind. Bei der Landung gleitet ein großes Segment des Schiffsrumpfes beiseite und setzt die freigelegte Fracht dem Vakuum auf der Planetenoberfläche aus. Aus den Kraterwänden kommen nun Spezial-Frachttraktoren hervor – enorme Tieflader, ausgestattet mit eigens konstruierten Kränen, Winden und anderen Vorrichtungen. Vor dem Schiff angekommen, spucken die Traktoren Dutzende Gestalten in Raumanzügen aus, welche die Frachteinheiten vom Schiff auf die Fahrzeuge umladen, die sodann in ihre Hangars zurückfahren und die Fracht in Luftschleusenkammern umladen. Von dort weg kann dann die weitere Verteilung der Ladung normal weitergehen. Beim Abflug eines Raumschiffes vollzieht sich der Vorgang in umgekehrter Reihenfolge.
Die Männer, die an den Raumdocks arbeiten, sind ein besonderer Menschenschlag. Kräftig, hart – eben Schwerarbeiter, dabei aber schnell und beweglich. Das müssen sie sein, denn die Arbeit in einem Raumanzug ist im besten Fall unangenehm, im schlimmsten Fall gefährlich. Meist ist es eine eng zusammengeschweißte Gruppe, die durch den Drang zum Überleben zusammengehalten wird. Die Arbeit in einem Vakuum macht den Menschen sehr abhängig von den Arbeitskollegen. Denn die alltäglichsten Unfälle können in luftleerer Umgebung tödlich ausgehen.
Als Jules d'Alembert – der nun unter dem Namen Georges duChamps auftrat – auf Vesa eingetroffen war, war eine der ersten Stellen, bei der er Arbeit suchte, der Raumhafen von Vesa.
Seine Zeugnisse – durchwegs gefälscht, versteht sich – waren makellos und beeindruckten den Personalleiter gebührend. Zwei Tage darauf wurde Georges duChamps in seinem billigen Hotelzimmer angerufen. Man teilte ihm mit, er möge sich am nächsten Tag
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