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Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smith & Stephen Goldin
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ging es sehr nahe, daß er es nicht geschafft hatte, seinem Kameraden das Leben zu retten. Er hatte Phillips kaum gekannt, das hätte ihn aber nicht gehindert, ihm zu helfen, wenn es möglich gewesen wäre. Die Tatsache, daß Phillips wegen Hochverrats verurteilt worden war, stellte keinen Trost dar. Einen so schrecklichen Tod hatte kein Mensch verdient.
    Er verdrängte den Gedanken. Er und Li waren immerhin noch am Leben, und der Sturm hatte nicht nachgelassen. Er hatte fast kein Gefühl in den Beinen, dennoch wagte er nicht, eine Rast einzulegen. Es schneite so dicht, daß man Gefahr lief, in Minutenschnelle eingeschneit zu werden. Sie mußten in Bewegung bleiben.
    Er zog Li energisch hoch. Dieser jammerte über seine Müdigkeit, aber Jules hörte nicht auf ihn. Einen Gefährten hatte er bereits verloren und hatte hilflos zusehen müssen. Den zweiten wollte er jetzt nicht auch noch verlieren. Er zog Li mit aller Kraft hinter sich her, so daß diesem keine andere Wahl blieb, als hinter ihm herzustolpern.
    Um sie herum wirbelte der Blizzard, narrte sie und machte es ihnen unmöglich, mehr als einen halben Meter weit zu sehen. Jules hielt den Blick auf den Boden gerichtet, damit ihn nicht wieder ein falscher Schritt ins Marschgebiet einbrechen ließ. Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie sich bewegten, und es kümmerte ihn auch nicht. Ihm war vor allem darum zu tun, daß sie in Bewegung blieben, damit die Blutzirkulation nicht aussetzte und damit sie ohne Erfrierungen davonkämen. Wie lange so ein Schneesturm auf Gastonia dauern konnte, wußte er nicht, aber ewig konnte es so nicht weitergehen. Falls es ihm und Li gelang, das Schlimmste zu überstehen, konnten sie sich gewiß zurechtfinden, sobald die Sicht sich besserte. Irgendwie würden sie dann auch in die Niederlassung zurückfinden.
    Seine Zehen waren völlig gefühllos, und auch die Füße spürte er nur andeutungsweise. Seine Beinmuskeln waren zwar allerhand gewöhnt, dieser Belastung aber waren sie nicht gewachsen. Die feuchte Kleidung klebte ihm an der Haut und drohte anzufrieren. Schritt für Schritt kämpfte er sich unbeirrt weiter, es war die einzige Chance, die er hatte.
    Die Minuten schleppten sich dahin, fügten sich zu einer Stunde, dann wurden zwei daraus. Der Blizzard ließ nicht nach und stach wie mit tausend Nadeln in ihre Haut. Jede Schneeflocke schien mit der Wucht einer Kanonenkugel aufzutreffen, und trotz ihrer Pelzbekleidung hatten sie ebensogut nackt sein können. Li, der von einem Planeten mit normaler Schwerkraft stammte, hatte es sehr schwer, mit Jules Tempo zu halten. Einige Male stolperte er, und Jules mußte ihn unsanft wieder auf die Beine bringen. Ungeachtet seiner flehentlichen Bitten, einmal eine Rast einzulegen, schritt Jules weiter aus, seine eigene Mattigkeit mit übermenschlicher Kraft bezwingend.
    Schließlich brach Li hinter ihm zusammen. Es nützte kein Schütteln und keine Schläge ins Gesicht. Jules stand über den Mann gebeugt, die Hände zu Fäusten geballt. Er hatte hilflos zusehen müssen, wie ein Gefährte den Tod fand. Es durfte kein zweites Mal geschehen.
    Die dicke Pelzkleidung erschwerte ihm das Bücken. Er hob Li hoch und legte ihn sich über die Schulter wie einen Umhang. So sehr er es auch gewohnt war, große Gewichte auf seinem Heimatplaneten zu schleppen, so war dies doch eine große zusätzliche Belastung für seine schon überbeanspruchten Muskeln. An manchen Stellen lag der Schnee hüfttief, so daß Jules kaum vorwärtskam, dennoch watete er weiter. Die typische d'Alembertsche Hartnäckigkeit und sein fester Wille, nicht aufzugeben, trieben ihn an.
    So unvermittelt wie er hereingebrochen war, legte sich der Blizzard. Jules' Sinneswahrnehmungen waren schon so abgestumpft, daß er minutenlang weiterstapfte, ehe er es merkte. Es hörte auf zu schneien, der Wind legte sich und machte einer Stille Platz, die so tief war, daß es Jules in den Ohren klang wie das ersterbende Echo des verstummten Windes. Über ihm war der Himmel noch mit dunklen Wolken bedeckt, doch am westlichen Horizont teilten sie sich, und die roten Strahlen der untergehenden Sonne durchdrangen die Finsternis. Die Luft war kalt und klar. Die Sicht reichte kilometerweit. Jules setzte seine Last kurz ab und gönnte sich eine Atempause in der klaren, frischen Luft.
    Nach einem anfänglichen Triumphgefühl, weil er den Schneesturm überlebt hatte, wandte er sich praktischeren Dingen zu. Er und Li waren von der Jagdexpedition abgeschnitten.

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