Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wußte, daß sie und Jules endlich den Stein ins Rollen bringen mußten.
»Das müßte ich mit meinem Mann besprechen«, sagte sie nach einigem Zögern. »Wir beide arbeiten immer zusammen. Sie müßten uns beide anheuern - oder keinen von uns.«
»Einverstanden.«
»Er ist auswärts auf Jagd und soll morgen zurück sein. Wir werden die Sache besprechen und Ihnen Bescheid sagen.«
»Sehr gut.« Der Mann nickte. Er wollte in der schmalen Gasse verschwinden.
»Warten Sie«, rief Vonnie. »Wie heißen Sie? Wo kann ich Sie erreichen?«
»Gar nicht. Ich werde mich melden.« Damit bog er um eine Ecke und war verschwunden.
Vonnie überlegte, ob sie ihm folgen sollte, entschied dann aber dagegen. Sollte er merken, daß sie ihn verfolgte, verlor er das Zutrauen zu ihr, und diese vielversprechende Gelegenheit war verloren. Er wollte sie für sich gewinnen. Also würde er sein Versprechen halten und sich melden.
Gegen den starken Wind ankämpfend, ging sie nach Hause. Von Westen drohte ein Unwetter. Es war die Richtung, in die Jules' Gruppe diesmal gezogen war. Vonnie hoffte inständig, ihrem Mann würde dort draußen in der Wildnis nichts zustoßen.
Am Spätnachmittag, als das Jagdteam ausgeschwärmt war, schlug der Sturm zu. Ein umsichtiger Jagdführer hätte bei dieser Wetterlage seine Leute nicht einzeln ausgeschickt. Aber der Anführer dieser Gruppe war mit den Nerven am Ende. In vier Tagen hatte man ein einziges Suhltier erlegt - kein eindrucksvoller Erfolg. Die Leute murrten, weil die geringe Ausbeute geringen Lohn bedeutete. Sie ließen ihre Unzufriedenheit aneinander und an ihm aus. Ein Blick zum Himmel sagte ihm, daß sich ein Unwetter zusammenbraute, aber sein Optimismus verleitete ihn dazu, die Lage falsch einzuschätzen. Er hoffte immer noch, wenigstens einen letzten Versuch wagen zu können, ehe es nach Hause zurückging. Er schätzte das Unwetter harmloser ein, als es dann war, und er rechnete vor allem damit, daß es erst in der Nacht kommen würde. Also entschied er sich, sein Glück herauszufordern und es noch einmal zu versuchen. Die Leute waren unwillig, denn auch sie sahen, daß ein Schneesturm bevorstand, aber gleich ihrem Anführer hofften auch sie noch auf einen Jagderfolg.
Der Landstrich, den sie durchzogen, war gefrorenes Marschland, das ideale Terrain für Suhltiere. Das waren große elchähnliche Tiere mit gewaltigem Geweih und breiten schwimmhautbewehrten Füßen, mit deren Hilfe sie die halbschwimmende Bewegung ausführten, die in dem Gemisch aus Eis und Schlamm die einzig mögliche Fortbewegung war. Jules' Gruppe bestand aus ihm und zwei anderen, nämlich Phillips und Li. Wie die anderen Teams sollten auch sie die Suhltiere aufspüren und sie gegen die Mitte des von den Jägern gebildeten großen Kreises treiben, wo sie dann von der ganzen Gruppe erlegt werden sollten.
Der Sturm fiel ohne Vorwarnung über sie her. Eben hatte ihnen noch ein kalter Wind ins Gesicht geweht wie fast jeden Nachmittag auf Gastonia, und im nächsten Augenblick befanden sie sich inmitten eines tobenden Blizzards, der Hagelkörner von Murmelgröße niedergehen ließ und ihnen die Sicht fast völlig nahm. Der Himmel war schwer, die Sonne von den dichten Wolken verdeckt. Ein unheilvolles Donnern war zu hören.
»Bleibt beisammen!« schrie Jules, in der Hoffnung, trotz des Tosens gehört zu werden. »Faßt euch an der Hand, sonst verlieren wir einander.« Zunächst war er nicht sicher, ob man ihn gehört hatte, doch dann kam aus dem Flockenwirbel Lis Hand, und Jules faßte mit festem Akrobatengriff zu. Er konnte kaum ausmachen, daß Phillips nach Lis anderer ausgestreckter Hand faßte. Zu dritt bildeten sie eine Kette, bei der Jules die Führung übernahm.
»Wir müssen zurück ins Lager«, schrie Jules. Li nickte, aber Phillips, der einen knappen Meter entfernt war, reagierte nicht -er hatte nichts gehört. Jules schlug die Richtung ein, in der das Lager lag. Li zog Phillips hinter sich her.
So taumelten sie durch den Sturm, den Weg zurück, den sie gekommen waren. Der Hagel war dem Schnee gewichen, was aber wenig Erleichterung mit sich brachte. Der eisige Wind durchdrang die Felle und ließ die Männer bis auf die Knochen frieren. Jules mußte die Augen zusammenkneifen, doch die Flocken blieben an seinen Wimpern hängen, froren und machten es ihm noch schwerer, etwas zu sehen. Der Wind ließ die Augen tränen, und die Tränen froren auf den Wangen fest Er hielt den Blick unverwandt auf den Boden gerichtet,
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