Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wäre weitere Versuche nicht wert. Yvettes Aufgabe war es nun, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, und dazu benötigte sie Insiderhilfe.
Dem Geheimdienst der Navy war es bereits geglückt, einen ihrer Leute in die Piratenhierarchie einzuschleusen, einen gewissen Paul Fortier. Dieser Mann hatte sich zur rechten Hand des Piratenbosses hochgearbeitet und sandte in unregelmäßigen Abständen nützliche Informationen - wenn sich ihm eine günstige Gelegenheit zum gefahrlosen Senden bot. Auf diese Weise hatte die Navy die Piratenplage wenigstens einigermaßen unter Kontrolle halten können. Man war sogar schon entschlossen gewesen, diese eine Bande endgültig zu erledigen, als Fortier einen Bericht schickte, in dem er andeutete, daß dahinter eine größere, das gesamte Imperium umspannende Organisation stünde. Man entschied daher im Hauptquartier, daß die Bande weitermachen dürfe, während Fortier sich in das Thema Hochverrat vertiefte. Um diese Zeit war die Sache mit Gastonia aufgeflogen, und damit war auch SOTE hineingezogen worden. Yvette hoffte, gemeinsam mit Fortier das Verräternetz vor Ednas Krönung auszuschalten. Viel Zeit hatten sie jetzt nicht mehr.
Kaum hatte sie in einem kleinen Hotelzimmer auf Bromberg ihre Operationsbasis eingerichtet, als Yvette sich an die kitzlige Sache machte, Fortier ein Zeichen zu geben. Das war nicht so einfach, weil der Mann ja nicht bei seinem Subcom-Gerät Posten beziehen konnte, um auf Anrufe zu warten. Sein Gerät war sicher irgendwo in der Nähe der Piratenbasis versteckt und zeichnete alle eingehenden Nachrichten auf. Fortier würde sie abhören und erfahren, was von ihm erwartet wurde - allerdings nur, wenn er es ungestört tun konnte. Für diesen Fall gab Yvette ihm die verschlüsselte Instruktion, sich mit ihr schleunigst im Black Hole Cafe auf Bromberg um zehn Uhr abends zu treffen. Sie gab ihm eine Beschreibung ihrer Person und teilte ihm mit, daß sie sein Foto gesehen hätte und ihn erkennen würde.
Jetzt hieß es nur noch warten. Als hohe Charge in der Piratenbande hatte Fortier sicher mehr Freizügigkeit als die Mannschaft, aber auch unter dieser Voraussetzung konnte er nicht nach Belieben kommen und gehen. Um jeden Argwohn zu vermeiden, mußte er für seinen Aufenthalt auf Bromberg einen logischen Grund vorschieben - er mußte so tun, als wolle er die Beute verkaufen oder Vorräte einkaufen und Nachwuchs rekrutieren. Dann mußte er einen zusätzlichen Grund erfinden, um sich von seinen Gefährten absondern zu können und sich mit ihr am vereinbarten Ort zu treffen. Es konnte Tage oder Wochen dauern, bis er aufkreuzte, aber Yvette zwang sich zur Geduld. Sie wußte, welchen Gefahren ein Agent im Einsatz ausgesetzt war, und sie wußte weiterhin, daß Fortier sich ein übereiltes Vorgehen nicht leisten konnte. Schließlich stand sein Kopf auf dem Spiel.
Yvette wurde Stammgast im Black Hole Cafe. Sie kam allabendlich um halb neun und blieb bis nach elf. Nach einer Woche stellte der Geschäftsführer eigens einen Tisch für sie in eine dunkle Ecke, wo sie ungestört blieb. Das Personal bestaunte die schöne geheimnisvolle Frau, die immer allein dasaß und die Annäherungsversuche der wenigen Männer abwimmelte, die es wagten, sich ihr zu nähern. Schließlich aber wagte es keiner mehr, und Yvette wurde zu einer ständigen Einrichtung des Cafes wie die Farbflecken auf der Theke oder die verblaßten Tapeten.
Nach drei Wochen blickte Yvette eines Abends auf und sah, wie Paul Fortier das Lokal betrat. Er war ein kleiner, muskulöser Kerl mit schwarzem Haar, braunen Augen und einem schmalen Schnurrbart. Er trug ein weißes Hemd mit offenem Kragen, dazu Weste und Hose in Grau. Sein kurzes graues Cape wies rote Samtapplikationen auf. Auf seinem Kopf saß ein kleines rotes Käppchen. Er sah sich kurz um. Als er Yvette in ihrer Ecke bemerkte, kam er an ihren Tisch und setzte sich.
»Ich habe gehört, daß das Dinner für zwei besser ist als à la carte«, sagte er das vereinbarte Erkennungszeichen auf.
»Das muß es auch. Schließlich kostet es mehr«, gab Yvette die vereinbarte Antwort. Dann fuhr sie fort: »Ich bin hier dafür bekannt, daß ich allein speise. Es wäre nicht klug, wenn ich jetzt mit dieser Gewohnheit bräche. Zwei Blocks weiter gibt es eine Bar namens Vortexy . Wir treffen uns dort in einer Stunde, wenn es Ihnen recht ist.«
Fortier reagierte mit einem unmerklichen Nicken, ehe er aufstand und für die anderen Gäste eine Schau abzog. »Wie Sie wollen«,
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