Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
werden ihm eine Falle stellen, mit einem Köder, dem er nicht widerstehen kann.«
»Was für einen Köder?«
»Mich selbst«, sagte Lady A und beendete das Gespräch.
Die Jagdpartie endete als totale Katastrophe. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer kam im Schneesturm ums Leben, und das eine Suhltier, das sie erlegt hatten, war verloren und lag irgendwo draußen unter einer tiefen Schneedecke. Jules und Li waren etwa einen Kilometer vom Lager entfernt vom Hubschrauber abgesetzt worden. Jules hatte es tatsächlich geschafft, seinen Gefährten mitzuschleppen. Li hatte es überlebt, und als er zu sich kam, konnte er sich kaum fassen vor Dankbarkeit. An das Haus und die Unterredung mit Tanya Boros konnte er sich nicht mehr erinnern. Jules verlor wie befohlen kein Wort darüber. Nicht aus Angst vor der Boros, sondern weil er der Meinung war, daß es niemanden etwas anging, was sich dort zugetragen hatte.
Entmutigt und niedergeschlagen plagte sich die Jagdgruppe mit leeren Händen zurück zur Niederlassung. Sie langte am nächsten Tag in der Dunkelheit dort an. Jules nahm den für so katastrophale Expeditionen vorgesehenen geringen Lohn in Empfang und lief eilig nach Hause zu Vonnie.
Nach einem längeren Willkommenskuß stürzte Vonnie sich in einen Bericht über ihre Erlebnisse während seiner Abwesenheit. »Hier tut sich mehr, als man mit freiem Auge sehen kann«, sagte sie. »Irgendwo auf diesem Planeten gibt es einen Helikopter ...«
»Ich weiß«, sagte ihr Mann lächelnd, »ich bin damit geflogen.«
Nach einer solchen Eröffnung mußte er natürlich alles bis in alle Einzelheiten berichten. Er schilderte kurz sein Abenteuer im Schneesturm und verweilte ausführlicher bei den Geschehnissen in dem phantastischen Haus. Vonnie war der Boros nie begegnet und kannte sie nur aus Jules' Erzählungen, doch wußte sie sehr gut, daß die Anwesenheit der Boros auf Gastonia sowohl eine Bedrohung als auch eine Verheißung bedeutete. Eine Bedrohung, weil durch sie Jules' Tarnung gefährdet war, eine Verheißung deswegen, weil sie den geheimnisvollen Geschehnissen, deretwegen sie hier waren, nähergekommen waren.
Als Jules mit seinem Bericht fertig war, fuhr Vonnie mit der Erzählung ihrer Erlebnisse fort. Sie erzählte von dem Hubschrauber, den sie gehört hatte, von der Entdeckung, daß es hier eingeborene Gastonianer gab, die zu den ›Vergessenen‹ des Imperiums gehörten, und von dem Angebot, das ihr tags zuvor ein geheimnisvoller Unbekannter gemacht hatte, der einen Umsturz plante und die Macht an sich reißen wollte.
Obwohl Jules hundemüde von den Ereignissen der letzten beiden Tage und dem mühsamen Rückweg war, trieb ihn der Zeitmangel an. Ednas Krönung rückte immer näher und damit die Gefahr einer Katastrophe durch die Verschwörung der Lady A. Auf Gastonia gab es keine Uhren, so daß die d'Alemberts nie genau wußten, wieviel Zeit vergangen war. Die beiden Agenten blieben fast die ganze Nacht wach und diskutierten die Möglichkeiten, die ihnen ihre Entdeckungen eröffneten.
»Da der Hubschrauber den Ort überflog, bedeutet das, daß die Boros oder einer ihrer Leute hier jemanden besucht hat. Hätten sie jemanden in der Garnison besucht, dann hätten sie wegen der Geheimhaltung den Ort umflogen«, sagte Jules nachdenklich. »Am wahrscheinlichsten wollte die Boros hier mit Tshombase Kontakt aufnehmen, da er hier das Sagen hat. Das würde zu ihrer Äußerung passen. Sie sagte nämlich, sie würde erfahren, wenn ich hier etwas über ihr Haus ausplauderte.«
»Um so dringender, daß wir endlich in Tshombases Clique Eingang finden«, sagte Vonnie. »Wenn wir es nicht über Tshombase selbst schaffen, dann über diesen Kerl, der mich ansprach. Ich habe den Eindruck, daß es der Boros ziemlich gleichgültig sein dürfte, wer hier der Macher ist. Sie wird mit jedem Bürgermeister zusammenarbeiten und er wird mitmachen müssen, weil sie über die Waffen und Mittel verfügt.«
»Ja, wir müssen einen Plan ausarbeiten. Wann wollte dieser Kerl dich wieder sprechen?«
»Er hat nichts gesagt. Ich sagte, ich müßte die Sache mit dir besprechen, und er sagte, er würde sich melden. Ich schätze, es dürfte in den nächsten Tagen soweit sein. Er hatte es ziemlich eilig.«
»Eilig? Hm, das gefällt mir nicht.« Jules lief nervös auf und ab. »Wenn er zu übereilt vorgeht, wird er Flüchtigkeitsfehler machen, die ihm den Erfolg kosten könnten. Natürlich gibt es Mittel und Wege, wie wir uns diesen Umstand zunutze
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