Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
schließlich aufgaben und sich zum Haus zurückzogen, um sich ans Löschen zu machen. Da nun der Druck von außen wegfiel, konnte Jules die zum Start notwendigen Vorgänge in knapp zehn Minuten schaffen.
»Schnall dich an«, sagte er unnötigerweise, denn Yvonne hatte sich längst angegurtet. »Jetzt heißt es Abschied nehmen vom schönen Gastonia.«
Unter ihnen erbebten die Raketen, als das Schiff sich mühelos in den Himmel erhob. Minuten später hatten sie die Atmosphäre durchstoßen und bohrten sich mit Höchstgeschwindigkeit ins All, während der Planet der Verbannten immer weiter zurückblieb. Vonnie behielt die Scannerbildschirme im Auge, weil zu befürchten stand, daß die Garnison ein Verfolgerschiff ausschickte, doch es war nichts zu sehen. Wahrscheinlich war es Tanya Boros und dem Gouverneur nicht gelungen, ihre Streitkräfte rechtzeitig zu mobilisieren. Oder noch wahrscheinlicher: sie wollten sich nicht in ein Gefecht mit diesem Schiff einlassen. Yvonnes Instrumente zeigten an, daß das Schiff von Lady A ebenso gut bestückt und todbringend war wie die Comete Cuivre der d'Alemberts.
Kaum hatten sie die Schwerkraft von Gastonia hinter sich, als Jules in die Subsphäre überging. Er machte keinen großen Sprung, aber es reichte, um sie von Gastonia so weit zu entfernen, daß sie von dort aus nicht mehr aufgespürt werden konnten. Als er die Gewißheit hatte, daß sie vor Entdeckung sicher waren, ging er wieder in den Normalraum über und schaltete die Subcom-Einheit ein. Er und Yvonne hatten einen langen Bericht an die Erde durchzugeben - einen Bericht, den das SOTE-Hauptquartier dringend erwartete.
Unterdessen hatte das Service of the Empire jede Menge Probleme mit den routinemäßigen Sicherheitsvorkehrungen für die Krönung, die in vier Tagen stattfinden sollte. Schon die Sicherheitsvorkehrungen für Ednas Vermählung, die im Jahr zuvor stattgefunden hatte, waren allen sehr kompliziert erschienen, sie waren aber ein Kinderspiel, gemessen an dem logistischen Riesenproblem, mit dem sie es jetzt zu tun hatten.
Nur ein einziges Mal in der mehr als zweihundertjährigen Geschichte des Imperiums hatte ein Monarch zugunsten seines Nachfolgers abgedankt. Die meisten Stanleys hatten ein gewaltsames plötzliches Ende gefunden, und die Thronbesteigung der jeweiligen Erben war meist kurzfristig über die Bühne gegangen. Es war zwar Tradition, daß die Krönung von der Erde aus auf alle Planeten übertragen wurde, doch nur wenige Menschen verfügten über das Privileg, persönlich an der Feier teilzunehmen.
Ednas Krönung zur Kaiserin Stanley XI. war in höchsten Regierungskreisen seit Jahren eine bekannte Tatsache, und die Öffentlichkeit hatte vor Monaten davon erfahren. Die Leute wußten also von dem Ereignis, und sie wußten auch, daß sie Zeit ihres Lebens wahrscheinlich keine zweite Krönung mehr zu sehen bekommen würden. Stanley X. hatte über vierzig Jahre regiert; der Großteil seiner Untertanen hatte nie einen anderen Herrscher erlebt. Der bevorstehende Machtwechsel wirkte geradezu elektrisierend auf die Menschen in der gesamten Galaxis.
Traditionsgemäß würde die Zeremonie in der Bloodstar Hall im Städtekomplex Angeles-Diego stattfinden. Trotz aller Vorkehrungen von SOTE hatte es bei Ednas Vermählung fast eine Katastrophe gegeben, die nur dank Jules' und Yvonnes Eingreifen in letzter Minute abgewendet worden war. Der Chef der SOTE war entschlossen, es nicht wieder zu einem Fiasko kommen zu lassen, und verbrachte daher viel Zeit außerhalb des Hauptquartiers, um die Sicherheitsvorkehrungen mit dem jungen Lord Bloodstar zu koordinieren. Um die Routinearbeiten im Hauptquartier kümmerte sich indessen seine Tochter Helena, die bei ihm Mädchen für alles spielte.
Es war spätabends in Florida, wo das SOTE-Hauptquartier versteckt lag, und Helena von Witmenhorst hatte schon Mühe, die Augen offenzuhalten. Seit ihr Vater in Angeles-Diego war, hatte sie im Durchschnitt höchstens vier Stunden pro Nacht geschlafen, weil sie seine Forderungen mit dem normal anfallenden Arbeitsvolumen des Service unter einen Hut bringen mußte.
Mochte die Krönung noch so wichtig sein, daneben galt es noch, ein Imperium zu beherrschen, ein Imperium, das sich sehr bald über vierzehnhundert Planeten erstrecken würde. Als eine der für die Sicherheit dieses Imperiums zuständigen Personen blieb Helena nur wenig Zeit für ein befriedigendes Privatleben.
Beim Lesen der Tagesberichte verschwammen ihr die Worte vor den
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