Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
das Ersuchen richteten, den Thron zu besteigen. Sodann sah man das Kollegium der Herzöge, die Ratsversammlung der Planetenherrscher. Natürlich waren nicht alle tausenddreihundertachtundsechzig Herzöge des Imperiums anwesend. Nur zweimal im Laufe der Geschichte hatten die Herzöge vollzählig dem Kollegium beigewohnt, und beide Male war es zu Beginn der Geschichte des Imperiums gewesen, als es noch viel weniger Herzöge gegeben hatte. Das Kollegium bot dennoch einen prächtigen Anblick und konnte es an Prunk durchaus mit den Großherzögen aufnehmen.
Als nächstes zeigte man den kaiserlichen Palast, in dem Edna Stanley die Proklamationen der beiden Kammern entgegennahm und ihre Einwilligung gab. Sie hielt eine Ansprache an die Bevölkerung des Imperiums, während ihr Vater sich stolz im Hintergrund hielt - eines der wenigen Male in den vergangenen fünf Jahrzehnten, daß er im Hintergrund blieb. Edna würdigte die Regierungszeit ihres Vaters, die Frieden und Wohlstand gebracht hätte - sie nannte ihn den ›Größten der Stanleys‹ und hob hervor, daß sich unter seiner Herrschaft das Imperium um dreiundzwanzig Prozent vergrößert hätte.
Von der Vergangenheit auf die Zukunft übergehend, ließ Edna sich über die Ziele aus, die sie sich für ihre Regierung gesetzt hatte. Ihre Rede war einfach und klar. Der Rednerin war keine Spur Nervosität oder Befangenheit anzumerken. Ihr ganzes bisheriges Leben lang war Edna auf ihre Rolle als Kaiserin vorbereitet worden. Jetzt sah sie aus wie eine perfekte Kaiserin und benahm sich auch so. Wer sie an jenem Abend sprechen hörte -und das war die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Imperiums, ganz gleich, wie spät es auf den jeweiligen Welten war - konnte nicht den geringsten Zweifel an ihrer Fähigkeit haben, das größte je von Menschen geschaffene Reich zu beherrschen.
Nichts, rein gar nichts deutete darauf hin, daß das Imperium von einer Flotte bedroht wurde, die sich mit der regulären Navy messen konnte. In Ednas Rede wurde nur von positiven Dingen gesprochen, und man sah nur lächelnde Gesichter.
Nach der Sendung gingen die Riten weiter, wenn auch ohne Publikum. Die Tradition gebot, daß die designierte Kaiserin und ihr Gemahl die Nacht wachend verbrachten, fastend und meditierend. Es handelte sich dabei teils um eine praktische Maßnahme, da nur wenige zukünftige Herrscher in der Nacht vor der Krönung viel Schlaf fanden und froh waren, ihre Rolle innerhalb der bevorstehenden Festlichkeit zu proben. Edna verbrachte einen Teil der Zeit mit ihren militärischen Beratern, mit denen sie die Pläne besprach, die im Falle von Cs Angriff abrollen sollten. Was ihr dann noch an Energie blieb, wurde auf die Meditation verwendet, die sie unter der Obhut ihres Gemahls Liu absolvierte, eines vollausgebildeten Mystikers vom Planeten Anares. Die beiden knieten stundenlang einander gegenüber in einem schwach erhellten Raum, umgeben von Höflingen und Dienern. Das königliche Paar hielt sich an den Händen, wechselte aber kein Wort. In den Monaten seit ihrer Heirat hatten sie in ihrer Beziehung eine Stufe erreicht, auf der Worte überflüssig waren.
Kurz vor Tagesanbruch wurden die Meditationen und das Fasten abgebrochen. Das königliche Paar wurde zu einer Festtafel geleitet, die ihm zu Ehren gedeckt worden war. Die Sitte gebot jedoch, daß sie von jedem Gericht nur kosteten. Sie mußten etwas Nahrung zu sich nehmen, weil ihnen ein anstrengender Tag bevorstand, gleichzeitig mußten sie aber vermeiden, sich zu überessen. Die Auswahl der Portionen wurde vom Leibarzt getroffen.
Edna und ihr Gemahl mußten sich dann getrennt dem Ritual des Badens und Ankleidens unterziehen. Sie wurden mit wohlriechenden Ölen und Duftwässern gesalbt und sodann von einer Dienerschar feierlich angekleidet. Die offiziellen Krönungsgewänder waren Jahrhunderte alt und reichten zurück in die Anfänge des Imperiums. Edna trug über einer weißen Robe mit drei Meter langer Schleppe ein juwelenbesticktes Übergewand. Um die Schultern lag ein purpurroter hermelinbesetzter Umhang. Das Haar hing ihr offen über den Rücken.
Liu trug einen ähnlichen roten Umhang und darunter ein strahlendweißes Gewand. Er trug keine Juwelen, und sein Umhang war mit schlichtem weißen Nerz abgesetzt. Um die Mitte trug er einen goldenen Gürtel, an dem ein goldenes, mit Edelsteinen verziertes Schwert hing, das Schwert des Prinzgemahls, das stumpf war. Auch er war barhäuptig.
Das kaiserliche Paar wurde nun
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