Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
die Sicherheitsvorkehrungen in Zanders Umgebung sehr dicht sind. Und warum diese Mühe? Weil man weiß, daß Zander Chef von SOTE ist und weil man weiterhin weiß, daß ich ihn auf Grund dieser Beweise seines Postens entheben muß. Ohne Zander wird SOTE zunächst nicht so effektiv agieren können, was weiter bedeutet, daß die Verschwörer mehr Spielraum haben. Ich verstehe jetzt, was du meinst. Wenn man von Zanders Unschuld ausgeht, kommt man zu hochinteressanten Folgerungen.«
Sie setzte sich auf die Bettkante und überlegte weiter. »Das Dumme daran ist, daß ich in eine Zwickmühle geraten bin. Ich kann nicht davon ausgehen, daß er unschuldig ist, weil er mich durch SOTE vernichten kann, wenn er es nicht ist. Ist er jedoch unschuldig, dann halte ich ihn grundlos von seinen Pflichten fern und SOTE erleidet auch Schaden. So oder so, ich kann nur verlieren. Ich wünschte, ich könnte Zander in dieser Sache um Rat fragen. Er ist phantastisch, wenn es darum geht, aus einer kniffligen Situation einen Ausweg zu finden. Aber jetzt bin ich von ihm abgeschnitten und muß selbst\eine Lösung finden.«
Sie schwieg lange Zeit und starrte ins Leere. Liu saß mit gekreuzten Beinen auf einem Kissen in der Mitte des Raumes. Er wollte ihre Meditation nicht stören. Man konnte ihm ansehen, daß er volles Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Frau besaß.
»Ich glaube, ich weiß jetzt, was du mit Geduld meinst«, sagte Edna schließlich. »Ist Zander schuldig, dann zwingen wir durch seine Festnahme die Verschwörer dazu, ihn zu befreien. Sie müssen sich aus dem Dunkel hervorwagen. Ist er aber unschuldig, dann heißt das, daß man ihm eine Falle gestellt hat und nun wartet, wie wir reagieren. Unternehmen wir nur Minimalschritte, wird man vielleicht versuchen, die Sache zu beschleunigen und wird sich damit womöglich verraten.« Sie sah ihren Mann an. In ihrem Blick lag Dankbarkeit. »Liu, ich danke dir.«
Der kaiserliche Prinzgemahl zog die Schultern hoch. »Ich habe bloß Wegweiser gespielt. Du hast den Weg allein zurückgelegt. Ich habe gelernt, auf deine Fähigkeit zur richtigen Entscheidung zu vertrauen. Ich hoffe nur, eines Tages wirst du dir selbst soviel zutrauen.«
»Ja, vielleicht. Schließlich habe ich einen wunderbaren Lehrer.«
Unterdessen wurden die von der Kaiserin gegebenen Befehle mit der typischen Gründlichkeit der kaiserlichen Navy befolgt. Die Befehlskette lief vom Ratsvorsitzenden zu Admiral Benevenuto, von diesem zu Admiral Trejas und von Trejas nach Preis und zum ungeduldig wartenden Fortier, der keine Zeit verlor und die Befehle zügig in die Tat umsetzte. Während er weitere Befehle abwartete, war er als erstes darangegangen, Kopien aller belastenden Berichte herzustellen und sie an Basis Luna weiterzuleiten. Als nächstes hatte er das Hauspersonal des Großherzogs verhört, als von der Erde die Befehle ankamen.
Zu diesem Zeitpunkt war Großherzog Zander zufällig unterwegs im System Preis. Der Großherzog, der den Großteil seines Lebens auf der Erde am Kaiserlichen Hof, dem Zentrum aller Aktivitäten, verbrachte, unternahm doch in gewissen Abständen Besuche in seiner Hauptstadt und nahm dort Regierungsfunktionen wahr, die er nicht so einfach an andere delegieren konnte. Sein Privatraumschiff, die Anna Liebling , war eben im Begriff, sich dem Planeten Preis zu nähern, ohne daß die Passagiere ahnten, daß sie sich im Mittelpunkt eines transgalaktischen Sturmes befanden.
Nur zwei Tage, nachdem Zander von Wilmenhorst die d'Alemberts und die Bavols mit ihrer Mission betraut hatte, nahm Captain Fortier an der Spitze einer kleinen Flotte von Kriegsschiffen Kurs auf die Anna Liebling . Captain Hetsko, der das Kommando auf der Anna Liebling innehatte, bekam Order, das Schiff zu stoppen und Leute an Bord zu nehmen. Das Schiff leistete keinen Widerstand, und Captain Fortier ging mit einem Betäuber im Holster an Bord. Er war auf alle nur denkbaren Schwierigkeiten gefaßt.
Die Anna Liebling war ein Riesenschiff, der Form nach eine große rechtwinklige Schachtel, hundertfünfundzwanzig Meter lang und fünfzig Meter breit und tief. Sie war ein Schiff, das nicht landen konnte. Für diesen Zweck war sie mit kleinen Hilfsbooten ausgestattet, die im Notfall sogar interstellare Flüge durchführen konnten. Das Privatschiff stellte die Kriegsschiffe bei weitem in den Schatten. Es war sogar viel schwerer bestückt, wenngleich Fortier davon keine Ahnung hatte.
Bei einem Gefecht hätte es die Anna Liebling mit
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