Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
leise.
»Ach, das sagen Sie bloß, weil ich Sie hier unter Druck habe.«
»Nein, es ist die Wahrheit. Sie und Ihre Freundin hätten mich unten auf der Straße töten können und haben es nicht getan. Das spricht für Sie und Ihre Absichten. Sie hätten auch etliche meiner Offiziere töten können, als Sie von der Anna Liebling flohen, und haben das auch unterlassen. Ihr Benehmen ist nicht das, was man von einem Todfeind des Imperiums erwarten würde.«
Helena hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Trotzdem, mein Vater ist tot.«
Fortier atmete tief durch. »Das ist nicht mein Werk. Nach Ihrer Flucht nahm ich Kontakt mit Basis Luna auf, und man ordnete an, ich solle Ihren Vater zum Verhör auf die Erde bringen. Ich brachte ihn hin, und habe ihn damals zum letzten Mal gesehen. Dann kam die Anordnung, ich solle Ihre Verfolgung aufnehmen, und deswegen bin ich da. Ich vermutete, daß Sie meine Aussage sicher nachprüfen würden, und hier war dafür der natürlichste Ort. Von der Exekution Ihres Vaters hörte ich wie alle anderen in den Nachrichten. Es war die ureigene Entscheidung der Kaiserin. Sie trägt die Schuld am Tod Ihres Vaters.«
Helena mußte Fortier rechtgeben, was sie aber keineswegs besänftigte. Edna Stanley war in dieser Sache die höchste Autorität. Die Hinrichtung hatte nicht ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis stattfinden können. Irgendwann in der Zukunft, falls, nein, wenn ihre Unschuld sich herausgestellt hatte, würde Helena ihre Freundin zur Rechenschaft ziehen, weil diese einen guten und loyalen Menschen hatte töten lassen. Die Aussicht gefiel ihr gar nicht.
Das Gespräch wurde durch die Ankunft Herzog Etiennes unterbrochen. Der Zirkusdirektor war in einer Verkleidung gekommen, so daß Fortier ihn nicht erkennen konnte. Da Luise bei ihren Auftritten immer als Clown geschminkt auftrat, konnte Fortier ihr Gesicht auch nicht mit dem Zirkus in Verbindung bringen. Die Tarnung des Zirkus blieb auf diese Weise unangetastet.
»Nun, junger Mann«, sagte der Herzog, »Sie haben sich einen großen Namen gemacht. Es tut mir leid, daß wir einander unter so tragischen Umständen begegnen müssen.«
»Hm, wußte gar nicht, daß ich so bekannt bin«, brummte Fortier.
»Ihre in letzter Zeit erzielten Erfolge haben Ihnen in gewissen offiziellen Kreisen Anerkennung verschafft«, sagte der Herzog mit genau dem Nachdruck, der seinen Worten die unmißverständliche Bedeutung verlieh. »Ich persönlich habe auch Grund, Ihnen sehr dankbar zu sein - einen Grund, den ich Ihnen allerdings wegen der Sicherheit noch nicht nennen darf.«
Der Herzog hatte tatsächlich Grund, dankbar zu sein. Captain Fortier hatte am Krönungstag nicht nur das Imperium vor dem Untergang bewahrt, er hatte überdies das Leben von Yvette, der Tochter des Herzogs, gerettet. »Seien Sie bitte versichert«, fuhr Etienne fort, »daß Sie hier unter Freunden sind.«
»Das zu glauben, fiele mir sehr viel leichter, wenn diese Dame nicht ständig den Betäuber auf mich gerichtet hielte«, bemerkte Fortier dazu in seiner trockenen Art.
Der Herzog gab Luise einen Wink. »Tu das Ding weg. Wir brauchen es nicht mehr. Captain Fortier wird freiwillig bei uns bleiben. Ich wage sogar zu behaupten, daß er uns seine Hilfe anbieten wird, wenn ich ihm meine kleine Geschichte erzählt habe.«
Fortier beugte sich interessiert vor. »Sie machen mich neugierig. Bitte, fahren Sie fort.«
Etienne d'Alembert nahm dem Offizier gegenüber Platz. Er beobachtete dessen Miene unausgesetzt. »Als Helena zu mir wegen Hilfe kam, berichtete sie mir ihre Geschichte, nämlich die Geschichte der Ermittlungen, die zur Verhaftung ihres Vaters führten. Zu meiner Zeit habe ich damals dem Imperium ähnliche Dienste geleistet, müssen Sie wissen, und ich weiß deswegen Ihre Leistung zu schätzen. Dennoch hat etwas an Ihrer Geschichte meinen Verdacht erweckt - etwas, von dem Sie keine Ahnung haben können, da es lange vor Ihrer Zeit war. Es hängt mit dem Grund zusammen, der mich hier nach Durward brachte.«
»Die unerledigte Sache mit Elsa Heimund?« fragte Fortier.
»Die hat nur am Rande damit zu tun. Ich halte Elsa Heimund für ein kleines Rädchen im Uhrwerk des großen Ganzen, ein Werkzeug, das dazu diente, Sie von Lateesta nach Preis zu locken. Nein, was mein Interesse erweckte, war etwas, das Sie über die Heimund berichteten. Sie haben gesagt, Ihr Argwohn wäre erwacht, als sie ihre Halskette sahen, einen integrierten Kreisabschnitt an einer Goldkette.«
»Ja«,
Weitere Kostenlose Bücher