Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
unmerklich. »Da wäre noch ein Punkt... Daß Sie mir keine Waffe mehr unter die Nase halten, ist ja ein netter Vertrauensbeweis, aber eigentlich bedeutungslos, da Sie mir zahlenmäßig überlegen sind. Sie haben mir keinen einzigen Beweis Ihrer Vertrauenswürdigkeit vorgelegt.
Ich habe nur alte Geschichten und Vermutungen zu hören bekommen. Ich bin nun wirklich gewillt, die Fährte dieses Dr. Loxner aufzuspüren, aber woher soll ich wissen, daß es zu meinem Besten ist, wenn ich Ihnen meine Ergebnisse zugänglich mache?«
»Sie könnten mich von eigenen Ermittlungen nicht abhalten«, erwiderte der Herzog. »Ich könnte Sie hingegen hier gegen Ihren Willen festhalten, obwohl ich versprochen habe, es nicht zu tun. Meine Ermittlungen werden sich mit Ihrer Hilfe sehr viel einfacher gestalten, aber zu einem Ergebnis würde ich auch ohne Sie kommen. Eine Zusammenarbeit ist also für uns beide von großem Vorteil.«
Fortier waren seine Zweifel anzusehen. Er hatte keinen Beweis dafür, daß die anderen drei nicht der Verschwörung angehörten und versuchten, ihn mit einem Trick zur Mitarbeit zu bewegen. Zweifel und Verdachtsmomente hätte man nun stundenlang drehen und wenden können, deshalb nahm Helena die Sache in die Hand.
»Vertrauen muß auf Gegenseitigkeit beruhen, Captain«, sagte sie zu Fortier. »Wenn wir Ihnen einen Vertrauensbeweis liefern, werden Sie uns vielleicht als Gegenleistung auch Vertrauen schenken. Sie sind gekommen, mich aufzuspüren und festzunehmen. Ich bin hier und jetzt gewillt, mich in Ihre Gewalt zu begeben, wenn Sie uns bei diesem Fall helfen. Ich würde gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Ich verfüge nicht über Ihre Erfahrung im Zusammenfügen solcher Einzelheiten. Wenn Sie wollen, können Sie mich unter Bewachung stellen, mir Handschellen anlegen, kurz alles tun, das Ihnen die Gewißheit gibt, daß ich es ehrlich meine. Stimmt das mit dem richtigen Zeitpunkt an Ihrem Zeitmeßgerät überein?«
Fortier starrte sie eindringlich an. Er wußte jetzt, welches Opfer sie für diesen Fall zu bringen gewillt war. Schließlich war ihr Vater kürzlich wegen Hochverrats hingerichtet worden, und ihr konnte ebensogut dieses Schicksal drohen. Sie stand im Begriff, ihr Leben in seine Hände zu legen.
Aber darüber hinaus waren es ihre letzten Worte, die ihn bis ins Mark erschütterten. ›Zeitmeßgerät‹ war sein Codename. Daß ihr dieser Name bekannt war, konnte nur bedeuten, daß sie Verbindungen bis in die höchsten Ränge des Geheimdienstes besaß und Zutritt zu seinem Dossier hatte. Seine Meinung von ihr geriet beträchtlich ins Wanken. Wer war sie, daß sie so viel wußte? Zum erstenmal kam ihm der Gedanke, daß sie über ihn vielleicht viel mehr wußte als er über sie.
»Meinetwegen«, sagte er mit einem Kopfnicken. »Wenn Sie mir so großes Vertrauen entgegenbringen, dann kann ich dieses Vertrauen erwidern. Also dann, ich bin einverstanden.«
Am nächsten Morgen ging Helena mit Fortier ins Polizeihauptquartier. Der Offizier erwähnte sie nicht weiter, erstattete seinen Vorgesetzten auch keinen Bericht und bestand auch nicht darauf, ihre Bewegungsfreiheit irgendwie einzuschränken. Unter vier Augen fragte er sie natürlich, woher sie seinen Codenamen kannte, und sie gestand, daß sie einmal auf legale Weise Zugang zu seinen Unterlagen gehabt hätte.
Im übrigen wollte sie jedoch nichts sagen, und Fortier mußte sich mit diesem sehr verlockenden Stück Information zufriedengeben. Helena mußte von diesem Augenblick an aber hinnehmen, daß er sie nun kritisch aus den Augenwinkeln beobachtete, wenn er selbst sich unbeobachtet wähnte. Er mußte seine Meinung von ihr gründlich revidieren, und das störte sie nicht im mindesten.
Als erstes nahmen sie sich das über Dr. Loxner angelegte Polizeiprotokoll vor. Der Arzt hatte sieben Jahre seiner Haft abgesessen und war dann wegen musterhafter Führung auf Bewährung entlassen worden. Er hatte sich streng an die damit verknüpften Bedingungen gehalten, die dann nach Ablauf der gesetzten Frist aufgehoben wurden. Es gab zumindest auf Durward keine Hinweise darauf, daß er nachher wieder mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war.
Der nächste Schritt war eine Anfrage bei der Medizinischen Gesellschaft auf Durward und bei der Ärztekammer. Dr. Loxner hatte seine Mitgliedschaft in beiden Organisationen beibehalten, auch während seiner Haftzeit, und seine Approbation als Arzt war ihm nie entzogen worden. Nach seiner Entlassung auf Bewährung hatte er
Weitere Kostenlose Bücher