Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Wort fiel, schaltete die Boros den Monitor angewidert aus und ließ sich bei den Gefangenen persönlich blicken.
»Wie nett von Ihnen, persönlich vorbeizukommen«, sagte sie zuckersüß zu Jules, während sie den Reißverschluß seines Anzugs halb aufzog und seine muskelbepackte Brust entblößte. »Ich begann schon zu fürchten, ich würde Sie nicht wiedersehen. Und Sie müssen Periwinkle sein«, fuhr sie zu Yvette gewandt fort.
»Was heißt Periwinkle?« fragte Yvette in gespielter Unschuld.
Die Boros reagierte mit einem Achselzucken. »Ach, nur ein kleines Ärgernis, das bald ausgeschaltet sein wird. Jedenfalls nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müßte.«
Momentan herrschte Schweigen. Die Boros ließ den Finger über Jules' Brust gleiten. »Ich habe von Ihnen geträumt.«
»Ach? Wie schmeichelhaft.«
»Ja, Gospodin Wombat. Ich sah Sie nackt in der Arena stehen inmitten von allen möglichen wilden Tieren. Sehr hungrigen Bestien, die auf Sie abgerichtet sind. Ich lasse die Szene in Zeitlupe ablaufen, damit ich jeden einzelnen köstlichen Augenblick ausgiebig genießen kann. Die Klauen reißen Ihren Körper auf -genau so.«
Die Boros demonstrierte es mit Hilfe ihrer Fingernägel, die sie tief in Jules' Fleisch grub, so daß sie blutige Kratzspuren hinterließen. Jules blieb stumm. Er sah die Boros kühl an und versuchte abzuschätzen, wozu sie imstande sein würde.
»Sie werden uns durch Folter keine Informationen abpressen, das garantiere ich Ihnen«, sagte er gelassen.
Sie sah ihm lächelnd in die Augen. »Informationen brauche ich nicht«, sagte sie mit einem kehligen Auflachen. »Die werden Ihnen Geübtere als ich entreißen. Die sind zufrieden, wenn ich Sie lebendig und sprechfähig übergebe. Nein, ich verfolge in dieser Sache eigene Interessen -«
Yvette versuchte die Frau abzulenken. »Uns soll es recht sein«, meinte sie. »Je länger Sie warten, desto mehr Zeit bleibt unseren Freunden, hier mit Verstärkung aufzukreuzen.«
»Das Schiff, das Sie herbrachte, wurde in Stücke gerissen, nachdem es Sie abgesetzt hatte«, informierte die Boros sie. »Mit fremder Hilfe sollten Sie also lieber nicht rechnen.«
Jules warf seiner Schwester einen Blick zu. Yvette war vor Schreck erstarrt, als sie vom Tode ihres Mannes hörte. Natürlich war es möglich, daß die Boros sie anlog, um ihre Reaktion zu beobachten. Aber sie hatte ihre Behauptung mit einer so ruhigen Gewißheit geäußert, die dies sehr unwahrscheinlich machte. Zwar hatten sie als letzten Trumpf noch immer Vonnie, aber angesichts von Pias' Tod war das kaum ein Trost.
Die Boros merkte, daß die kleine Bombe, die sie hatte platzen lassen, die gewünschte Wirkung getan hatte. Ihr Lächeln vertiefte sich. »Wie schön, ich hatte schon Angst, ich könnte Ihnen nicht weh tun. Es wird amüsanter, als ich dachte.«
Umgeben von der Schwärze des interstellaren Raumes fiel es Pias sehr schwer, einwandfrei festzustellen, wann er wieder zu sich kam. Als sein Schiff explodiert war, hatte er das Bewußtsein verloren und war ins Nichts hinausgeschleudert worden. In einem gewöhnlichen Raumanzug wäre er zu Tode verurteilt gewesen, da das dünne Zeug sofort in Fetzen gegangen wäre. Der Kampfanzug aber hielt der Belastung stand. Er enthielt außerdem einen Sauerstoffvorrat für mehrere Stunden. Pias überlebte.
Er brauchte eine gewisse Zeit, um sich zu erinnern, wo er sich befand und um das Ausmaß der Katastrophe festzustellen. Er war im tiefen All gestrandet, mehrere Stunden von der Station entfernt und ohne Transportmittel. Vonnie war angewiesen worden, die Navy erst nach zwei Tagen einzuschalten. Auch wenn die Flotte sofort bei der Ankunft eine winzige, gepanzerte Gestalt entdeckte, würde er schon längst tot sein. Nein, er konnte es sich nicht leisten, auf fremde Hilfe zu warten. Dazu fiel ihm ein altes Sprichwort ein, das auf seinem Heimatplaneten Newforest sehr gebräuchlich war: ›Eine einzige Tat ist mehr wert als tausend Versprechens Um sich zu retten, mußte er handeln.
In seiner unmittelbaren Umgebung war nichts. Die Explosion hatte die Trümmer in alle Richtungen zerstreut. Seine einzige Hoffnung war die Gefechtsstation, die in einer Entfernung von fünfzig Kilometern im All trieb. Zu gern hätte er gewußt, ob Jules und Yvette ihren Angriff erfolgreich zu Ende geführt hatten. Wenn alles glattgegangen war, dann hatten sie jetzt womöglich die ganze Station in ihrer Gewalt. Aber von dieser Annahme konnte er aus
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