Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Sicherheitsgründen nicht ausgehen.
Da er auch nicht wußte, wie empfindlich die Detektoren an Bord der Station waren, mußte er sich ganz vorsichtig heranpirschen. Falls er auf den Bildschirmen überhaupt zu sehen war, dann höchstens als Trümmerstück des explodierten Schiffes. Wenn er aber plötzlich seine Geschwindigkeit sichtbar steigerte, dann würde das sehr verdächtig aussehen. Er ging also ganz langsam daran, mit Hilfe der Manövrierjets in seiner Rüstung in einen Orbit zu kommen, der ihn allmählich an die Station heranbringen würde.
Nach drei Stunden vorsichtigen Manövrierens hatte er einen günstigen Abstand zu der Station erreicht. Er konnte jetzt die Wartungsluke sehen, von der aus Jules und Yvette sich den Weg ins Innere gebahnt hatten. Aber es mußte eine zweite Möglichkeit geben. Da die Luke einmal von Eindringlingen benutzt worden war, würden die Abwehreinrichtungen von dort wieder einen Angriff erwarten. Pias zog es vor, das Unerwartete zu tun.
Während er im All umhertrieb, war er nicht müßig gewesen, sondern hatte sich eine andere Möglichkeit ausgedacht. Er ließ sich nun auf die andere Seite der Station treiben, bis er zu den riesigen Antrieben kam, die die Anlage durchs All bewegten. Wenn die Boros sich entschloß, innerhalb der nächsten halben Stunde eine Standortänderung vorzunehmen, dann war Pias geliefert...
wenn nicht, dann wollte er sich durch die Abgasrohre hineinschlängeln, an den Nuklearantrieben vorbei ins Herz der Station. Dabei bestand natürlich die Gefahr radioaktiver Verseuchung durch die Schiffsantriebe, aber sein Anzug war so massiv, daß die meisten Strahlen abgeschirmt wurden - und die Gefahr der Verseuchung erschien ihm nicht so bedrohlich wie die Gewißheit zu ersticken, wenn er nichts unternahm.
Die Mündung des Abgasrohrs umgab ihn wie eine gewaltige Metallschüssel und verdeckte die Sicht auf die Sterne. Mit Hilfe seiner Helmlampe suchte er die Wände nach den Düsen ab, die es hier geben mußte. Schließlich sah er sie direkt vor sich. Eine Station dieser Größe brauchte eine große Reaktionsmasse, um in Bewegung zu kommen. Die Düsen waren breit genug, um einen Menschen in Raumrüstung hineinzulassen.
Pias zwängte sich also in die Düse und kletterte langsam die dunkle, enge Röhre entlang, die nur von seiner Helmlampe erhellt wurde. Dabei fühlte er sich wie ein Wurm, der sich den Weg in den größten Apfel der Galaxis bohrt. Er machte weiter, bis er plötzlich ans Ende kam, nämlich zum versiegelten Eingang des Treibstofftanks.
Er hatte seinen Strahler dabei, wollte ihn aber nicht anwenden. Da er nicht wußte, welcher Treibstoff hier benutzt wurde, wollte er nicht riskieren, in Stücke gerissen zu werden. Statt dessen studierte er die Beschaffenheit der Luke und entschloß sich, es mit nackter Gewalt zu versuchen. Die deckelartige Luke, die dazu diente, den Tankinhalt am Ausfließen zu hindern, war nicht konstruiert worden, einem Druck von außen Widerstand entgegenzusetzen.
Sich gegen die glitschige Innenfläche der Röhre stützend, so gut es ging, drückte Pias gegen den Deckel. Er spürte ein leichtes Nachgeben, verdoppelte seine Kräfte und wurde mit einer spaltbreiten Öffnung belohnt. Da steckte er den Arm durch und stemmte den Deckel auf. Schon trat ein Schwall von Flüssigkeit aus dem Tank aus.
Bei aktiviertem Antrieb hätten Pumpen die Flüssigkeit unter enormem Druck hinausgespült, und Pias wäre die ganze Röhre hinausgeschwemmt worden. So aber war das Leck nur ein schwereloses Rinnsal, das sich als klebrige Masse auf seinem Panzer bemerkbar machte, seine Sichtplatte verkleisterte und die Sicht behinderte.
Mühsam stemmte er sich durch die Öffnung in den Tank hoch. Jetzt steckte er mitten in der Flüssigkeit und konnte überhaupt nichts mehr sehen. Sich langsam und vorsichtig die Wände entlangtastend, kam er schließlich zur Außenluke. Bei seinem Studium der Raumschiffe und ihrer Funktionen hatte er gelernt, daß eine große Anlage wie diese oft über einen Tankeinstieg für die Wartungsmannschaft verfügte, damit Leckstellen und Pannen der Treibstoffpumpen behoben werden konnten. Er öffnete die Luke mit der Hand und glitt hinaus in eine kleine Schleuse. Als er die Luke hinter sich schloß und die Pumpe aktivierte, wurde der flüssige Treibstoff, der mit ihm zugleich ausgetreten war, wieder zurück in den Tank gepumpt. Es dauerte nicht lange, und er stand in seinem Panzer da, triefend, aber bereit, in die Station selbst
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