Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
die lastende Stille vor einem Gegenschlag des Feindes. Pias war fast sicher, daß er die meisten Strahlerwaffen um ihn herum ausgeschaltet hatte. Jetzt brauchte er nur mehr Bomben oder Granaten zu fürchten, und es war nicht anzunehmen, daß der Gegner diese Sprengkörper in unmittelbarer Nähe der Befehlszentrale zünden würde, denn dann hätten große Zerstörungen gedroht. Die Station würde bei einer ›Rettungsaktion‹ dieser Art irreparable Schäden davontragen.
An die Anwendung von Ultragrav als Waffe hatte Pias nicht gedacht, so daß das plötzlich aktivierte Schwerefeld ihn überraschte. Die Fünf-g-Schwerkraft traf ihn unerwartet, zum Glück aber war der Sturz auf den ›Boden‹ des Korridors nicht tief. Der Panzer milderte den Aufprall, und Pias blieb bei Bewußtsein, schnappte aber angestrengt nach Luft.
Sein Heimatplanet Newforest hatte eine Schwerkraft, die das Zweieinhalbfache der Erdschwerkraft betrug, und Pias hatte jüngst einige Zeit auf DesPlaines verbracht, dessen Schwerefeld drei g betrug. Sein Panzeranzug war ungeheuer schwer, so schwer, daß sich sein Körpergewicht fast verdoppelte. Er spürte nun auf sich eine Bürde, die das Vierfache des Gewohnten war, eine Bürde, die einen anderen zu Fall gebracht hätte.
Langsam, ganz langsam brachte Pias ein Bein hoch, dann das andere, bis er in Kriechposition war. Höher aufrichten geht nicht, dachte er. Mit zusammengebissenen Zähnen kroch er den Gang entlang. Als plötzlich die Lichter ausgingen, knipste er seine Helmlampe an und kroch weiter.
Am unteren Ende des Ganges waren zwei Türen, beide versiegelt. Pias faßte nach seiner letzten Granate und ließ sie über den Boden auf die Türen zu rollen. Die Granate explodierte genau davor und Heß die Füllung nach innen krachen. Pias kroch mühsam bis zu den Türen weiter. Der erste Raum mußte das Kontrollzentrum der Station sein. Es war menschenleer. Im zweiten Raum hatte er mehr Glück. Jules und Yvette lehnten gefesselt an der Wand. Das gesteigerte Schwerefeld drückte sie fast zu Boden. Auf dem Boden lag Tanya Boros, einer Bewußtlosigkeit nahe. Sie trug keinen schweren Panzer und war fünf g auch nicht gewohnt. Durch das Aktivieren der Ultragrav-Anlage innerhalb der Zentralkugel war sie zur Unbeweglichkeit verurteilt.
Boros sah das Loch in der Tür und die Waffe in Pias' Hand. Sie mochte eine dumme, rachsüchtige Person sein, aber war doch Realistin genug, um am Leben bleiben zu wollen. »Ich gebe auf«, sagte sie matt.
»Gut.« Pias Stimme klang ähnlich matt, als er über die Außensprechanlage des Helms antwortete. »Wie stellt man das verdammte Ding ab?«
Boros raffte sich mit letzter Kraft auf. »Normalzustand«, sagte sie so laut sie konnte. Der auf ihre Stimme eingestellte Computer gehorchte dem Befehl. Die Ultragrav-Arüage wurde ebenso schnell ausgeschaltet, wie sie eingeschaltet worden war, und die Station befand sich wieder im Zustand der Schwerelosigkeit.
Pias brauchte einen Augenblick, um wieder zu Kräften zu kommen. Dann stieß er sich vom Boden ab und ließ sich zu Yvette hintreiben. Er befreite sie von ihren Fesseln und gab ihr eine Waffe, mit der sie die Boros in Schach halten sollte, während er rasch den Helm abnahm. Das Sauerstoffmeßgerät zeigte auf Null.
»Warum hat es so lange gedauert?« fragte seine Frau obenhin. Allein aus ihrem Blick sprach Besorgnis.
Pias zog die Schultern hoch. »Ach, ich wollte die Sehenswürdigkeiten nicht auslassen.«
12.
Der sprechende Asteroid
Das Schiff, das sich Dr. Loxners Privatasteroiden näherte, war kleiner, als es Captain Fortier lieb war. Loxner war viel tiefer in die Verschwörung verstrickt, als man zunächst angenommen hatte, so tief, daß Fortier am liebsten mit einem ganzen Navy-Kontingent angerückt wäre. Er wußte, wie gut befestigt ein Felsbrocken draußen im All sein konnte.
Herzog Etienne redete ihm die Sache aus. »Wir wollen Informationen und keinen Krieg. Die Navy könnte den Felsen total zertrürnrnern, aber dann würden wir nichts erfahren. Wenn wir als Privatpersonen kommen, wird Loxner sich nicht bedroht fühlen, und wir bekommen mehr aus ihm heraus.«
»Und wir sind ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert«, protestierte Fortier.
»Keine Angst«, beruhigte Etienne ihn. »Glaube mir, ich habe da immer ein paar Tricks zur Hand.«
Etienne, Helena und Fortier waren die einzigen Passagiere des Raumschiffes. Als sie bis auf fünfzig Kilometer herangekommen waren, erwachte die Funkanlage krächzend zum
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