Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
auch keine.
Die gegnerischen Kampfschiffe näherten sich sehr rasch und angriffslustig. Anders als die H-16 waren sie sehr schnell und wendig und kamen mit nur einem Ziel vor Augen herangeflitzt – die Zerstörung des feindlichen Schiffes. Die H-16 wirkte daneben wie ein Ungetüm, relativ unbeholfen, längst nicht so schnell, dafür aber viel besser bewaffnet. Als die Feinde in Schußweite waren, konnte die H-16 zeigen, was sie konnte.
Treffsicherheit im Weltraum ist eine besondere Fertigkeit, die nur von wenigen beherrscht wird. Man stelle sich ein Ziel vor, das imstande ist, sich mit Höchstgeschwindigkeit durch drei Dimensionen zu bewegen und von einer Sekunde zur anderen zu beschleunigen oder langsamer zu werden. Dieses Zielobjekt legt es natürlich darauf an, nicht getroffen zu werden. Gleichzeitig unternimmt das eigene Schiff ständig Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen. Wenn man aus einem Ballon die Luft herausläßt und dann versucht, ihn vom Rücken eines sich aufbäumenden Pferdes aus abzuschießen, ist das ein annähernd vergleichbarer Vorgang. Die Ergebnisse sind meist frustrierend.
Kein Wunder, daß die meisten Schüsse bei einem Kampf im All danebengingen. Geriet einmal ein feindliches Ziel exakt ins Visier, dann war fast sicher damit zu rechnen, daß das Schiff des Schützen im Augenblick des Schusses eine Kursänderung vornahm und das Ziel dahin war. Treffsicherheit im All erforderte nicht nur übermenschliches Geschick und übermenschliche Reflexe, sondern auch übermenschliche Geduld. Ein Vorrat an deftigen Flüchen gehörte zwar nicht zur Grundausstattung, konnte sich aber als überaus praktisch erweisen.
Jules, Yvette und Iwanow saßen angespannt vor ihren Bildschirmen und warteten, daß ein Zielobjekt ins Visier geriet. Es waren immer nur Sekundenbruchteile, in denen man dieses Ziel ausmachen, die Zielautomatik einstellen und feuern konnte. Es war unmöglich, daß ein Bordschütze nebenbei noch das Schiff manövrierte. Sie mußten sich voll und ganz auf Lady A verlassen. Die scharfen Ausweichbewegungen der H-16 stellten unvermeidliche Ablenkungen dar, doch es glückte ihnen, sich auf das von ihren Detektoren abgedeckte Blickfeld zu konzentrieren.
Kaum war das feindliche Schiff in Schußweite, als die H-16 ein paar Schüsse abfeuerte, damit die Angreifer merkten, daß sie es ernst meinten. Unbeirrt setzten die Gegner ihre Fahrt fort. Jules bekam eines der Schiffe direkt ins Visier und feuerte blitzschnell. Leider vollführte Lady A in diesem Augenblick eine kleine Kursänderung, und Jules' Schuß ging daneben. Dasselbe Manöver brachte jedoch ein anderes Schiff auf Yvettes Bildschirm, und ihr Schuß traf ins Schwarze. Ein Energiestrahl sengte sich seinen Weg von der H-16 durch den leeren Raum und traf den gegnerischen Schiffsrumpf. Die Abwehreinrichtungen des Feindes waren dem Feuer der H-16 nicht gewachsen. Sie fielen sofort aus, der Strahl durchbohrte den Rumpf. Die zwei Schiffe bewegten sich mit so großer relativer Geschwindigkeit durchs All, daß der nur einen Sekundenbruchteil aufflammende Strahl ausreichte, um einen langen Riß ins Schiff zu brennen. Dann folgte eine seltsam anmutende lautlose Explosion, das unheimliche Kennzeichen der Kämpfe im All, und eines von den feindlichen Schiffen stellte keine Bedrohung mehr dar.
Yvette konnte nicht sehen, was ihr Schuß angerichtet hatte. Zum Zeitpunkt der Explosion war das Schiff nicht mehr auf ihrem Bildschirm, und sie hielt bereits nach dem anderen Schiff Ausschau. Erst als Fortier ausrief: »Treffer!«, weil die Explosion auf seinem Bildschirm zu sehen war, spürte sie so etwas wie Befriedigung über ihren Erfolg.
Dieses Gefühl sollte gleich darauf Erbitterung und Enttäuschung weichen, als Fortier rief: »Achtung, drei weitere Schiffe!«
Jetzt nahm der Kampf an Tempo und Heftigkeit zu. Die feindlichen Schiffe gaben ein paar Salven ab, und Lady A mußte ihr ganzes Geschick und Gefühl aufbieten, um einen Kurs durch das Feuer hindurch zu finden. Die Umlaufbahn um Omikron, auf der sie sich befanden, erwies sich als zunehmend gefährlich, deshalb scherte sie aus und ging auf einen Kurs, der um den einzigen und ziemlich großen Mond Omikrons herumführte. Natürlich blieben ihr die Verfolgerschiffe auf den Fersen. Unterwegs erledigten Yvette und Iwanow noch zwei, und weitere waren momentan nicht zu entdecken. Blieben also nur zwei kleinere Kampfschiffe, die gemeinsam mit der großen H-16 hinter dem Mond verschwanden - ein
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