Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
des Imperiums geneigt hätte. Nach stundenlangem, ununterbrochenem Kampf blickten die feindlichen Befehlshaber sich um und merkten, daß sie allmählich zahlenmäßig ins Hintertreffen geraten waren. Als sich nun einer nach dem anderen von der Szene des Kampfes davonstahl, geschah dies nicht aufgrund einer gemeinsamen Strategie, sondern aufgrund individueller Entscheidungen. Nur wenigen glückte die Flucht. Diejenigen, die entkommen konnten, endeten als Piraten innerhalb des Imperiums und wurden bei späteren Aktionen der Navy gefaßt.
Schließlich war von der ehedem mächtigen Verschwörerflotte nur ein kleiner Kern übriggeblieben. Angesichts der drohenden Niederlage befahl der feindliche Oberbefehlshaber Admiral Shen den Rückzug. Er schaffte die Flucht mit einigen hundert intakten Schiffen und konnte sich irgendwo im Bewußtsein die Wunden lecken, daß ohne Lady A sämtliche Träume von einer Eroberung des Imperiums ausgeträumt waren.
Bei der Navy war man zu erschöpft und zu erleichtert, um noch viel Energie in die Verfolgung der Verschwörer zu investieren. In den vergangenen zwei Jahren war das Imperium durch die Verschwörer auf zwei harte Proben gestellt worden, die es glänzend bestanden hatte. Allerdings war das Triumphgefühl durch das Wissen beeinträchtigt, daß der Kampf zahlreiche Opfer gekostet hatte. Alles in allem war über ein Drittel der Navy-Schiffe zerstört worden. Das Sicherheitsgefühl, das sich jetzt ausbreitete, war teuer erkauft worden. Aber nach zwei schlimmen Niederlagen würde es jahrzehntelang kein Feind mehr wagen, die Schlagkraft des Imperiums herauszufordern.
Lordadmiral Benevenuto gab der Flotte den Befehl, sich zu zerstreuen. Er freute sich redlich auf die Rückkehr in sein behagliches Zuhause auf Basis Luna und auf das Ende des Blutvergießens.
16.
»Die Verschwörung ist das Imperium«
Nachdem er seine lebenswichtige Warnung weitergegeben hatte, befand Jules d'Alembert sich in einer sehr verzwickten Lage. Er flog einen kleinen, nicht bestückten Frachter zwischen zwei vor einem großen Kampf stehenden Flotten. Er hatte alles in seinen Kräften Stehende getan. Der Ausgang des Kampfes wurde von Anwesenheit oder Abwesenheit seines Schiffes nicht entschieden, das stand fest. Es war Vernunft und nicht Feigheit, die ihn bewog, der Szene den Rücken zu kehren. Er konnte dem Imperium mehr nützen, wenn er nicht sinnlos dieser Kanonade zum Opfer fiel.
Nachdem er sich überzeugt hatte, daß man seinem Rat gefolgt war, vollführte er mit seinem Schiff eine Wendung um neunzig Grad und machte sich davon, um bei Erreichen der nötigen Geschwindigkeit in die Subsphäre überzugehen. Er gab dem Computer den Erdkurs ein, lehnte sich auf seiner Liege zurück und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Bei seiner Rückkehr ins Hauptquartier war ein ausführlicher Bericht fällig.
Seine Ankunft auf der Erde war natürlich Grund zum Feiern für seine Freunde, die ihn für tot gehalten hatten. Nachdem er ihnen versichert hatte, er sei höchst lebendig, gab er dem Chef eine kurze Zusammenfassung seiner Erlebnisse auf der feindlichen Basis. Dann ließ er von einem Arzt des Service sein Bein untersuchen und zum erstenmal seit der Verletzung fachmännisch verbinden. Leider stellte es sich heraus, daß die große Belastung und das Fehlen jeglicher Behandlung dem Muskelgewebe geschadet hatten. Bei normalem Gebrauch, auch unter hoher Schwerkraft, würde man dem Bein nichts anmerken, doch die athletischen Aktivitäten, an die Jules so gewöhnt war, gehörten der Vergangenheit an.
Jules trug es mit philosophischer Gelassenheit. Einen Anflug von Enttäuschung konnte er nicht leugnen, doch hatten er und Yvette ohnehin gewußt, daß ihre Tage als Topagenten gezählt waren. Im Moment war er froh,daß er mit dem Leben davongekommen war. Alles andere würde sich später finden.
Nach der Untersuchung kehrte er ins Büro des Chefs zurück, wo bereits Helena und Yvette auf ihn warteten. Nach einer überaus herzlichen Begrüßung mit Küssen und Umarmungen lieferte er einen genauen Bericht von dem Augenblick an, als Yvette ihn auf Omikron als Opfer der Explosion gesehen hatte. Der Chef machte sich Notizen, als Jules ihm von der Asteroidenbasis und den dortigen Fertigungsanlagen berichtete. Bedrückendes Schweigen breitete sich aus, als Jules Lady A's Pläne beschrieb.
Um alle aufzuheitern, teilte ihnen der Chef die Neuigkeit vom Sieg der Flotte über den Feind mit, eine Meldung, die eben über
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