Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
zerstören müßten, um es zu retten.«
Schweigend saßen sie um den Tisch und grübelten über diesen Ausspruch nach. Schließlich meinte Helena: »Ich glaube, es war pure Bosheit, wie das so ihre Art ist. Sie wußte, daß ihr Ende nahe war, und sie wollte uns den Sieg verderben. Sie suchte eine letzte Möglichkeit, uns ins Gesicht zu spucken. Ich glaube nicht, daß der Ausspruch etwas bedeutet.«
An diesem Punkt wechselte Zander von Wilmenhorst das Thema und kam auf den eigentlichen Grund für die Einladung zurück, auf Helenas Verlobung nämlich. Als Herzogin und Erbin eines der reichsten Sektoren war Helenas Vermählung eine offizielle Angelegenheit, die monatelange Vorbereitungen nötig machte. Die fünf Freunde vertieften sich in eine Fülle von logistischen Details, neben denen die Probleme eines Militärmanövers sich vergleichsweise banal ausnahmen.
Nachdem er sich von Helena und den anderen verabschiedet hatte, kehrte von Wilmenhorst in sein Büro in der Stadthalle von Sektor vier zurück. Er machte gar nicht erst Licht, sondern ging ans Fenster, von dem aus man auf die Ostküste von Florida hinuntersah. Es war eine regnerische, mondlose Nacht, die so richtig zu seiner melancholischen Stimmung paßte.
Lady A war keine Frau der nichtssagenden Gesten und Sprüche. Sie nahm oft zu Lügen Zuflucht, doch enthielten ihre besten Lügen immer ein Körnchen Wahrheit, das ihnen Substanz verlieh. Ihre Abschiedserklärung, die ihm große Sorgen bereitete, wollte ihm nicht aus dem Sinn gehen.
›Die Verschwörung ist das Imperiums So sehr er sich wünschte, diesen Satz wie Helena einfach wegstecken zu können, so brachte er es doch nicht fertig, weil seine Instinkte ihm sagten, daß sich dahinter etwas sehr Handfestes, Reales, verbarg. Fast vermeinte er das höhnische Lachen von Lady A zu hören, das ihn verspottete, weil er an ihrem letzten Rätsel scheiterte. »Um das Imperium zu retten, muß es zerstört werden.« Er wurde das Gefühl nicht los, daß die Sicherheit des Imperiums in diesen einfachen Worten begründet lag.
ENDE DES VIERTEN BUCHES
Band 10
Tod dem Sternenkaiser
1.
Eine Fremde auf DesPiaines
Die Hochschwerkraftwelt DesPlaines besaß im galaktischen Handel einen ziemlich hohen Stellenwert. Obwohl sie gelegentlich ›Schlackenhaufen des Universums‹ genannt wurde,– hatte sie ihre natürlichen Reichtümer zu nutzen gewußt und die hier reichlich vorhandenen Schwermetalle und Edelsteine mit gutem Profit exportiert. Der berühmte Zirkus der Galaxis, im Besitz und unter Leitung der Familie d'Alembert, trug mit seinen das ganze Imperium umfassenden Tourneen ebenfalls beträchtlich zum Einkommen des Planeten bei. Auch die DesPlainianer selbst waren ein erheblicher Handelswert. Dank ihrer blitzschnellen Reflexe und der weit über das normale Maß hinausgehenden Körperkräfte waren sie als Leibwächter und Soldaten und manchmal auch als Handlanger bei Verbrechen gefragt. Durch Auswertung seiner natürlichen und menschlichen Reserven hatte DesPlaines seine höllische Umwelt in eine für seine Bewohner lebenswerte und zuträgliche verwandelt.
Eine Industrie allerdings war bedeutungslos geblieben: der Tourismus. Menschen von Welten mit Standardschwerkraft – also mit Ausnahme eines geringen Prozentsatzes alle - wagten einen Besuch auf DesPlaines nur unter Mitnahme einer Spezialausrüstung. Verfügten die Besucher nicht über eine ausgezeichnete körperliche Verfassung, konnte die ständige Einwirkung von drei g leicht Herzanfälle und Atembeschwerden hervorrufen. Damit nicht genug, ein einfacher Sturz – auf DesPlaines mit dreifacher Fallgeschwindigkeit – konnte sich als ernst, ja tödlich erweisen.
Daher begnügte man sich im allgemeinen damit, mit DesPlaines per Subäther zu verkehren. War ein persönlicher Kontakt unumgänglich, dann war es der DesPlainianer, der sich zum Außenweltler bemühen mußte und nicht umgekehrt. Hin und wieder entschloß man sich zu einem Kompromiß und verlegte die Zusammenkunft auf einen der drei Monde von DesPlaines, auf denen die Schwerkraft nur ein Fünftel g betrug und sich alle entspannen konnten. Wagte sich jedoch der Bewohner einer Welt mit Normalschwerkraft auf die Oberfläche von DesPlaines, mußten schon verzweifelte Gründe vorliegen.
Natürlich gab es daneben auch noch andere Welten mit hoher Schwerkraft, von denen die bekanntesten Purity und Newforest waren, doch legten deren Bewohner wenig Beweglichkeit an den Tag. Die Puritaner schreckten vor
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