Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Adelsfamilie entstammt, hielt es die Polizei für besser, mir die Sache zur Kenntnis zu bringen. Ich habe Beti als Gast zu mir gebeten, bis alles bereinigt ist, und ich denke, wir sollten jetzt gemeinsam versuchen, dem Problem auf den Grund zu gehen.«
»Danke«, sagte Pias. »Ich komme sofort. Sagen Sie Beti, ich sei schon unterwegs, aber lassen Sie sie im unklaren über meine Tätigkeit und über die Familie, in die ich eingeheiratet habe.«
Der Baron nickte. Auch seine Familie war für den SOTE tätig, und er wußte um den Wert gewahrter Geheimnisse.
Yvonne wollte Pias natürlich begleiten, da sie ihren Vater schon wochenlang nicht gesehen hatte. Die zwei Agenten nahmen ihre Kinder mit und ließen sich vom Privatcopter in neunzig Minuten nach Nouveau Calais bringen.
Während des Fluges wurde nicht viel gesprochen. Vonnie spürte, daß Pias in seinen Gedanken nicht gestört sein wollte. In all den Jahren hatte sie Pias nie ein Wort über seine Familie verlieren hören, aber von Yvette hatte sie genug erfahren, um für den Schmerz hinter seinem Schweigen Verständnis zu haben.
Während der Verlobungszeit hatte Pias Yvette nach Newforest gebracht und sie seiner Familie vorgestellt. Er hatte damals erfahren, daß sein Vater von einer unheilbaren Krankheit befallen worden war und daß sein jüngerer Bruder eine Verschwörung gegen ihn, den zukünftigen Träger des Herzogstitels, plante. Pias war zu jener Zeit mit einer so wichtigen geheimen Mission betraut gewesen, daß er seiner Familie unter keinen Umständen enthüllen durfte, warum er nicht länger in der Heimat bleiben konnte. Sein Bruder hatte diesen Umstand als Waffe gegen ihn benutzt. Indem er Pias beschuldigte, seine Familie und das traditionelle Leben nach Zigeunersitte leichtfertig aufgegeben zu haben, ließ er den Kriss, den Rat der Ältesten, zusammentreten und Pias zur Unperson erklären - ein Urteil, das von Pias' Vater, dem Herzog von Newforest, bestätigt wurde. Pias wurde aus der Familie ausgestoßen, auf Newforest durfte kein Mensch mehr mit ihm zu tun haben. Pias Bavol wurde aus dem Bewußtsein seiner Mitbürger gelöscht, als hätte er nie existiert.
Vonnie hatte in den vergangenen Jahren mehrfach beobachten können, wie Pias bei Erwähnung des Planeten Newforest kühl und still geworden war. Sie hatte sich vorzustellen versucht, wie ihr selbst in seiner Situation zumute gewesen wäre, abgeschnitten von der Familie und allen freundschaftlichen Kontakten, gemieden von der Umwelt, gezwungen, als Phantom unter Lebenden zu existieren. Es war mehr, als ein Mensch ertragen konnte, und sie hatte immer über Pias' Kraft gestaunt, der diese Bürde auf sich nahm, um bei der Frau, die er liebte, bleiben zu können.
Mit der Liebe und Unterstützung seiner neuen Familie und dank seiner anspruchsvollen Tätigkeit für den Geheimdienst hatte er sich ein neues Leben aufgebaut, das kaum jemals sein altes, verlorenes berührte. Und jetzt kam aus heiterem Himmel eine schmerzliche Erinnerung an die Vergangenheit in Gestalt einer in Bedrängnis geratenen Schwester, die seine Hilfe brauchte, nachdem sie ihm all die Jahre wie alle anderen die kalte Schulter gezeigt hatte. Das mußte für ihn ein schlimmer Schock sein. Da Yvonne Pias aber gut kannte, wußte sie auch, daß er sich der Not seiner Schwester nicht verschließen würde.
Vonnie versuchte sich krampfhaft an das zu erinnern, was Yvette ihr von Pias' Familie erzählt hatte, besonders über Beti. Viel war es nicht. Beti war bei der Begegnung mit Yvette ein Teenager gewesen, ein munteres, aufgewecktes Ding. Das war vor Pias' Verstoßung gewesen und reichte nicht aus, um sich über einen Menschen eine Meinung bilden zu können. Vonnie mußte bis zur Ankunft warten, bis sie mehr über Betis derzeitige Situation erfahren hatte.
Der Besitz von Baron Roumenier lag inmitten eines Parks im nordöstlichen Teil von Nouveau Calais. Pias landete den Kopter auf dem Heliport-Flachdach, und Vonnie führte ihn die wohlvertraute Treppe hinunter in das Heim ihrer Kindheit. Ein Bediensteter sagte ihnen, der Baron erwarte sie mit seinem Gast im Salon.
Bei ihrem Eintreten blickte Beti Bavol auf, und zwischen Bruder und Schwester schien sich ein elektrisches Feld aufzubauen. Vonnie bemerkte, daß Beti sehr hübsch war, und die Ähnlichkeit mit Pias war unverkennbar.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Pias endlich sagte: »Hallo, Beti.« Das klang leise und gedämpft wie aus weiter Ferne. Mit seinen Gefühlen mochte Pias
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