Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
gewisser Hinsicht hatte ich damit mehr Freiheiten als du. Ich konnte im Gepäck Waffen und Sprengstoff schmuggeln, bekam keine Bürgerkarte und wurde auch nicht weiter belästigt. Offenbar wollte man es sich mit Außenstehenden nicht verderben, die sich womöglich zu Hause über ihre Erlebnisse vor den falschen Leuten beklagt hätten. Als unscheinbare alte Touristin von DesPlaines konnte ich ungehindert überall hin und durfte Dinge tun, die man einem Einheimischen nie gestattet hätte.
Ich glaube, ich bin drei Tage nach dir angekommen, weil ich auf ein kommerzielles Transportmittel angewiesen war. Dich zu finden und ein Auge auf dich zu haben, war eine Kleinigkeit, weil Garridan so klein und übersichtlich ist. Es dauerte nicht lange, und ich bemerkte, daß auch die Polizei dich beobachtete. Sehr geschickt übrigens, es ist mir fast entgangen, so daß es mich nicht wundert, daß du es übersehen hast. Als ich sah, wie du diesem Posten die Uniform stahlst und dich in den Computerkomplex wagtest, worauf wenige Minuten später eine ganze Abteilung Wachposten in Bewegung gesetzt wurde, entschied ich, daß es Zeit sei einzugreifen. Ein paar Granaten lenkten die Posten an der Zufahrt ab, so daß ich hinein konnte. Ich versuchte dann weiteres Chaos zu erzeugen, um dir zu helfen, falls du Hilfe brauchtest - was tatsächlich der Fall war.«
Pias lächelte. »Ich könnte nicht sagen, es freut mich, daß du meinen Rat in den Wind geschlagen hast, aber die Erfolge sind um so erfreulicher. Im Moment bin ich heilfroh, daß ich nicht Jules bin. Der Eigensinn meiner Yvette langt mir. Die Debatten mit dir überlasse ich in Zukunft lieber Jules.«
Bei der Landung auf dem privaten Raumflughafen bei Felicite erwartete die beiden eine angenehme Überraschung. Yvette war mit einem Eilschiff von der Erde gekommen und bereitete ihnen einen gebührenden Empfang. Kaum trat Pias aus der Luftschleuse, als er sie auch schon sah. Er lief die Einstiegrampe hinunter und übers Feld, um sie in die Arme zu schließen. Die letzten Wochen waren sie voneinander getrennt gewesen, und Yvette war in so gefährlicher Mission unterwegs, daß ein Wiedersehen äußerst ungewiß gewesen war. Von Vonnie hatte er schon gehört, wie erfolgreich die Mission verlaufen war, und jetzt bot sich die erste Gelegenheit, seinen aufgestauten Gefühlen Luft zu machen. Er umfaßte Yvette, küßte sie und hielt sie so fest umfangen, daß eine weniger kraftvolle und sportliche Frau entzweigebrochen wäre.
»Ich hatte solche Angst um dich«, brachte er zwischen zwei Küssen heraus. »Es war die reinste Hölle - du so weit weg und in großer Gefahr, und ich konnte dir nicht helfen. Hoffentlich müssen wir das nie wieder durchmachen.«
»Hoffentlich«, antwortete Yvette, der Tränen des Glücks in die Augen stiegen. »Helena hat mir angedeutet, was du auf Newforest geschafft hast. Es freut mich ja so für dich, daß du wieder Aufnahme in deiner Familie gefunden hast. Ich kann dir das nachfühlen, weil ich sehr leiden würde, wenn mich meine Familie verstieße. Pias, ich liebe dich, und ich bin überglücklich, daß deine Familie dir wieder ihre Liebe zeigen kann.«
Pias nickte. »Einen Verräter zum Bruder zu haben, ist kein Vergnügen. Und daneben gibt es noch einige, die kannst du vergessen - trotzdem bin ich froh, daß wir wieder versöhnt sind.« Seine Miene verriet, daß ihm etwas eingefallen war. »Ich muß Ben* sofort davon berichten. Sie wird sehr erleichtert sein, wenn sie hört, daß ihr Leben nicht mehr bedroht ist und daß sie ohne Bedenken nach Hause kann.«
Schließlich lösten sich Yvette und Pias aus der engen Umarmung. Ihnen schien erst jetzt aufzufallen, daß Vonnie geduldig lächelnd neben ihnen stand. Yvette faßte nach der Hand ihrer Schwägerin. »Hallo, Vonnie. Schade, daß Jules nicht da ist. Er mußte die Comete auf Nereid abholen. Er kann sie nicht auf einem fremden Flughafen lassen, weil wir sie vielleicht jeden Augenblick brauchen werden. Aber er hat versprochen, sich sofort nach seiner Rückkehr zu melden.«
Vonnie drückte beruhigend Yvettes Hand. »Schon gut. Ich weiß ja, daß er die Mission überlebt hat, das genügt mir.«
Yvette hatte Hemmungen, sie über die Schwere von Jules' Verletzung aufzuklären. Sollte Jules selbst es ihr beibringen. Zwar bestanden keine Zweifel daran, daß er sich wieder völlig erholen würde, doch die Beweglichkeit und das blitzschnelle Reaktionsvermögen, Eigenschaften, die ihm die Zugehörigkeit zu jenem
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